Olympia-Volksbefragung

Tiroler sagen Nein: „Olympia ist zu begraben“

Das Thema Olympia 2026 hat sich nach der Volksbefragung erledigt.
© TT/Thomas Böhm

Jubel bei den Gegnern, bittere Enttäuschung bei den Befürwortern: Nach der negativen Volksbefragung über eine Bewerbung für Olympia 2026 wird das Thema allseits abgehakt. Innsbruck führt Neinsager-Front an.

Von Manfred Mitterwachauer

Innsbruck –Um kurz vor 19 Uhr kippt gestern die Stimmung. Erstmals an diesem Wahlabend haben die Olympiagegner mit knapp mehr als 50 Prozent der bis dato ausgezählten Stimmen Oberwasser. Mit 53,5 zu 46,5 Prozent Pro für die Bewerbung um Olympische Winterspiele 2026 in Tirol/Innsbruck war man da zwei Stunden vorher in das Rennen eingestiegen. Am Ende des Tages gehen die Gegner mit einem Vorsprung von knapp 20.951 Stimmen als Erste über die Ziellinie der Volksbefragung. Die heute startende Auszählung der 33.771 ausgegebenen Stimmkarten wird am Gesamtergebnis kaum noch was ändern.

Das endgültige Aus für die Olympiaträume besiegelt die Landeshauptstadt – wieder einmal. Nirgends in Tirol ist die Gegnerschaft größer. 67,41 Prozent stimmen gegen Olympia. Es ist dies das dritte Nein nach den Volksbefragungen 1993 und 1997. Und doch: Die weitverbreitete Skepsis auch in den ländlichen Regionen überrascht.

„Damit ist Olympia zu begraben, das Thema ist erledigt.“ Innsbrucks Tourismusstadtrat Franz Gruber (VP) bringt es auf den Punkt. Auch er hat für Olympia die Werbetrommel gerührt: „Wenn der dritte Anlauf in die Hose geht, dann braucht man sich erst in ferner Zukunft wieder damit beschäftigen – wir sicher nicht mehr.“

Innsbruck sei nicht mehr als ein Abbild des restlichen, kritischen Tirols, sagt Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (FI). Letztlich sei es auch mit der Machbarkeitsstudie schwer gewesen, „einen Umkehrschwung bei einer gefühlsmäßigen Entscheidung“ einzuleiten. Auch Oppitz-Plörer hält Olympia in Tirol „für die nächsten 30 bis 50 Jahre für erledigt“. Als persönliche Niederlage wertet sie das negative Votum allerdings nicht. Immerhin sei Olympia eine der schwierigsten Fragen, die man einer Stadt bzw. einer Region stellen kann: „Da braucht’s schon gehörig Mut.“

Mut hat indes für Liste-Fritz-Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider die Tiroler Bevölkerung gezeigt: „Die Leute haben gesehen, dass mit Olympia nicht Milch und Honig in Tirol fließen werden.“ Persönlich hätte sie ein noch knapperes Ergebnis erwartet. Sie hofft nun, dass das „das letzte Olympiaabenteuer war, auf das sich die Politik eingelassen hat“. An LH Günther Platter und Oppitz-Plörer appelliert sie daher, „sich jetzt um die wirklichen Probleme der Tiroler zu kümmern“. Ähnlich sieht es Georg Willi, Bezirkssprecher der Innsbrucker Grünen, die bekanntlich – im Gegensatz zu den Landes-Grünen – gegen Olympia aufgetreten sind: „Dieses Nein ist ein Ja für eine andere Landesentwicklung.“ Und zwar in Richtung Ganzjahrestourismus. Auf die (Spitzen-)Sportler will Willi dennoch nicht ganz vergessen. Tirol habe bereits viele WMs, EMs und ähnliche Großevents abgewickelt – das solle auch in Zukunft möglich sein. Nur halt kein Olympia.

Dass das Ergebnis nun „pickt“ und daran nicht zu rütteln sei – das beteuert Platter: „Die Bevölkerung hat eine Entscheidung getroffen, das ist zu akzeptieren. Wir werden dem IOC kein Angebot für Olympische und Paralympische Winterspiele 2026 legen.“ Er selbst sei nach wie vor überzeugt, dass „redimensionierte Spiele eine Chance für Tirol“ gewesen wären.

Tief enttäuscht zeigt sind Peter Mennel, Generalsekretär des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC): „Wir haben die letzten Monate leidenschaftlich um diese Chance gekämpft.“ Vorerst will er noch die Auszählung der Stimmkarten abwarten. Sollte das Ergebnis aber negativ bleiben, so Mennel, fände er das schade: „Wir haben alles gegeben und brauchen uns deshalb keinen Vorwurf zu machen.“

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