NR-Wahl - Grüne: Brutaler Absturz von ganz oben
Wien (APA) - Einen Absturz wie selten eine Partei zuvor erleben die Grünen bei dieser Nationalratswahl: In die Wahl gingen sie mit dem 2013 ...
Wien (APA) - Einen Absturz wie selten eine Partei zuvor erleben die Grünen bei dieser Nationalratswahl: In die Wahl gingen sie mit dem 2013 eroberten Rekordergebnis von 12,42 Prozent, in den Bundesländern fest etabliert mit sogar fünf Regierungsbeteiligungen, im Vorjahr wurde ihr Ex-Chef Alexander Van der Bellen Bundespräsident - und jetzt ist der Verbleib im Nationalrat höchst fraglich.
Der augenscheinliche Grund dafür ist, dass das grüne Urgestein Peter Pilz - weil er nicht auf den gewünschten Listenplatz gewählt wurde - seiner Partei mit einer eigenen Liste Konkurrenz machte.
Aber Pilz‘ Abgang war nur einer der Risse, die sich bei den Grünen im heurigen Frühjahr zeigten - als Bundessprecherin Eva Glawischnig nach achteinhalb Jahren zurücktrat. Mit der Jugendorganisation haben sich die Grünen zerstritten, die Jungen Grünen traten bei der Wahl in Alllianz mit der KPÖ an. Auch in Kärnten gab es eine Abspaltung, der Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner und der Kommunikationschef Martin Radjaby-Rasset verabschiedeten sich - und die Partei ging mit einer Doppelspitze in die Wahl: Die EU-Abg. Ulrike Lunacek wurde Spitzenkandidatin, die Tirolerin Ingrid Felipe Parteichefin.
Felipe ist Landesrätin in Tirol - und somit Vertreterin einer der fünf Landes-Koalitionen, in die es die Grünen mittlerweile geschafft haben. Denn die Landtagswahlen haben ihnen teils große Erfolg beschert: In Kärnten, Tirol und Salzburg 2013 sowie 2014 in Vorarlberg schnitten die Grünen satt zweistellig ab - und sind seither kleiner Koalitionspartner. In Salzburg schafften sie es 2013 erstmals sogar knapp über 20 Prozent. Bei den Wahlen 2015 sah es - mitten in der Flüchtlingskrise schon schlechter aus: Burgenland, Steiermark und Oberösterreich brachten eher bescheidene Ergebnisse, in Oberösterreich flogen die Grünen aus der Landesregierung. Und bei der Wien-Wahl setzte es das erste (leichte) Minus seit 2010; aber die rot-grüne blieb und somit auch die Koalition.
Lunacek, die jetzt die Wahlniederlage verantworten muss, hatte 2014 auch noch Grund zu großer Freude: Mit 14,52 Prozent toppte sie als Spitzenkandidatin bei der Europawahl noch das NR-Wahl-Ergebnis aus 2013.
~ ENTWICKLUNG DER GRÜNEN SEIT 2008:
WAHL STIMMEN STIMMENANTEIL
absolut Prozent +/- _________________________________________________________
NR 28.09.2008 509.936 10,43 -0,62
LT Ktn 01.03.2009 18.336 5,15 -1,56 LT Sbg 01.03.2009 20.843 7,36 -0,63 EU 07.06.2009 284.505 9,93 -2,96 LT Vbg 20.09.2009 18.763 10,58 +0,41 LT OÖ 27.09.2009 78.569 9,18 +0,12 LT Bgld 30.05.2010 7.835 4,15 -1,06 LT Stmk 26.09.2010 36.834 5,55 +0,82 LT Wien 10.10.2010 95.445 12,64 -1,99 LT Ktn 03.03.2013 39.241 12,10 +6,95 LT NÖ 03.03.2013 78.678 8,06 +1,15 LT Tirol 28.04.2013 39.904 12,59 +1,86 LT Sbg 05.05.2013 53.779 20,18 +12,82 NR 29.09.2013 582.657 12,42 +1,99 EU 25.05.2014 410.089 14,52 +4,59 LT Vbg 21.09.2014 29.193 17,14 +6,56 LT Bgld 31.05.2015 11.964 6,43 +2,28 LT Stmk 31.05.2015 43.272 6,68 +1,13 LT OÖ 27.09.2015 89.703 10,32 +1,14 GR Wien 11.10.2015 98.626 11,84 -0,80 NR 15.10.2017 3,8 bis 3,9 laut Hochrechnungen
BP Van der Bellen 04.12.2016 53,79 (Stichwahl, wiederholt) BP Van der Bellen 22.05.2016 50,35 (Stichwahl, aufgehoben) ~
( 0647-15, Format 88 x 226 mm)
~ WEB http://www.gruene.at ~ APA501 2017-10-15/19:15