Steirische Erntebilanz: Hohe Ausfälle bei Obst, dafür gute Weinernte

Graz (APA) - „Der Klimawandel trifft die Bauern hart: Spätfröste, Trockenheit, fünf Hitzewellen, Überschwemmungen“, stellte der steirische L...

Graz (APA) - „Der Klimawandel trifft die Bauern hart: Spätfröste, Trockenheit, fünf Hitzewellen, Überschwemmungen“, stellte der steirische Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher am Montag seiner Erntebilanz 2017 voran. Frostbedingte Einbußen gebe es bei fast allen Obstsorten, zu den Lichtblicken gehörten Ölkürbis, Käferbohnen und Wein, bedingt bei Mais. Ein Problem sei zusehends Wassermangel.

Frühjahrsniederschläge haben die steirische Getreideernte relativ gut - im Vergleich zu anderen ostösterreichischen Ländern - über die Runden kommen lassen. Bei Gerste waren Ernte und Qualität gut, bei Weizen gab es wegen Trockenheit durchschnittliche Mindererträge von 20 Prozent. Aber die Qualität als Brotgetreide sei hoch. Die Getreideanbaufläche betrug 2017 rund 24.919 Hektar, weniger als 2016 mit 27.818. Die Erzeugerpreise seien heuer um 20 Euro pro Tonne höher.

Beim Obst sah es während des Jahres und in der Erntebilanz gar nicht gut aus. Fröste und Trockenheit sorgten für bis zu 60 Prozent Ertrageinbußen bei Erdbeeren, minus 20 Prozent bei Strauchbeeren und Einbußen bei Marillen bis zu 60 Prozent, bei Kirschen bis zu 50 Prozent und bei Pfirsichen und Zwetschken bis zu 40 Prozent. Das steirische Paradeobst, der Apfel, weise zwar eine sehr gute Qualität auf, aber das letzte „Normaljahr“ sei 2014 gewesen. Erwartet werden rund 80.000 Tonnen (langjähriger Schnitt: 180.000 Tonnen).

Die zweite mit der Steiermark besonders assoziierte Frucht, der Ölkürbis, wurde auf 9.442 Hektar angebaut (2016: rund 16.800 Hektar). Die Reduktion ist eine Auswirkung von Überkapazitätsabbau und Fruchtfolge. Allerdings wurden rund 1.000 Hektar durch Hagel zerschlagen oder durch Dürre geschädigt. Der Ertragsschnitt liegt bei rund 800 Kilogramm Kernen pro Hektar. Die Käferbohne - die erst im November geerntet wird - lässt hingegen einen Rekordertrag erwarten: Zwar nicht auf Vorjahresniveau, aber auf einer Anbaufläche von rund 600 Hektar werden rund 500 Tonnen erwartet (2016: 544 Tonnen).

Bei der wichtigen Futterpflanze Mais werde die Gesamternte zwar schrumpfen, genaue Zahlen liegen aber wegen der im Gang befindlichen Ernte nicht vor. Manche gute Böden hätten bis zu 7 Prozent mehr Ertrag gebracht, auf schwierigen, trockenen Böden wie im Murtal von Graz bis Bad Radkersburg musste man Einbußen bis zu 70 Prozent verzeichnen. Die Bauern setzten zunehmend auch auf die genügsamere Hirse oder Soja.

Bei Hopfen belauf sich die Erntemenge auf rund 182 Tonnen, zehn Tonnen über 2016. Den Frühjahrsfrost konnte der Hopfen - angebaut von 13 Bauern auf 95 Hektar vor allem bei Leutschach - wegstecken. Der Wein kam heuer gut durch die Wetterkapriolen: Die Weinernte dürfte geschätzt bei 252.000 Hektoliter liegen, was die zweitgrößte bisher wäre und 20 Prozent über dem „Normaljahr“ 2015 mit 214.000 Hektoliter läge. Titschenbacher sprach von einem „sauberen, frischen, fruchtigen Jahrgang mit nicht überhöhten Alkoholgehalten von ausgezeichneter Qualität“. Die Spätfröste Ende April hätten sich nicht so drastisch wie 2016 ausgewirkt, da der Austrieb noch nicht so weit fortgeschritten gewesen sei. Dafür habe die Lese hitzebedingt drei Wochen früher begonnen. Den ersten Junker werde es ab 25. Oktober im Handel und am 8. November offiziell bei einer Präsentation in der Grazer Stadthalle geben.

Beim für die Viehzucht wichtigen Grünfutter haben die steirischen Agrarier in manchen Gegenden Einbußen bis zu 50 Prozent hinnehmen müssen, besonders in der Obersteiermark auf sandigen Böden und Südhängen - mit Ausnahme des Ennstals. Vermurungen und Überschwemmungen hätten zusätzlich einige 100 Hektar geschädigt. Gesamt haben die steirischen Landwirte 175.082 Hektar Dauergrünland sowie 40.125 Hektar Almen bewirtschaftet. In der Südoststeiermark habe man rund 30 Prozent weniger Ertrag. Manche steirische Bauern hätten überhaupt Totalausfälle. Dass man anderswo auch mit dem Klimawandel kämpfe, bewiesen Versuche wie etwa von kroatischer Seite, Heu hierzulande anzukaufen.

Ein wachsendes Problem nannte Titschenbacher auch die zunehmende Trockenheit im Sommer generell und besonders in der Südoststeiermark. „Ein rascher und unbürokratischer Zugang zum Wasser hat höchste Priorität. Und für die Bevölkerung geht es darum, dass sie trotz Hitze, Dürre und Frost verlässlich mit heimischen Lebensmitteln versorgt wird“, sagte der LWK-Präsident. Mehr als 62 Prozent der befragten Betriebe gaben an, in den nächsten Jahren Bewässerungsprojekte in Angriff nehmen zu müssen, um die Produktion zu sichern. Überlegt werden dabei in erster Linie Speicherbecken-Lösungen zur Frostberegnung und Bewässerung (70 Prozent). Konkret überlegen die Befragten rund 900 Hektar Obst (Gesamtfläche: 7.642 Hektar), 300 Hektar Gemüse (1.661 Hektar) und 600 Hektar Spezialkulturen wie Kürbis oder Saatmais bewässern zu wollen.