Ungarn - Hat linksliberale Opposition einen neuen Spitzenkandidaten?

Budapest (APA) - Die ungarische sozialliberale Opposition ist nicht nur schwach, sondern steht rund sechs Monate vor den Parlamentswahlen auch ohne Spitzenkandidat da. Der Sozialistenchef Laszlo Botka hatte jüngst aus Frust das Handtuch geworfen im chancenlosen Kampf um die Abwahl von Premier Viktor Orban und seiner rechtskonservativen Partei Fidesz-MPSZ.

Doch ein neuer Hoffnungsträger in der Person des ungarischen Ex-Außenministers Peter Balazs weckt neue Hoffnungen, wie Medien am Mittwoch schreiben. Der Vorschlag für die Kandidatur von Balazs, Mitglied der Bajnai-Regierung (2009-2010) und erster ungarischer EU-Kommissar für Regionalpolitik (2004-2009), soll von „linksliberalen Parteien nahestehenden Intellektuellen“ kommen, berichtet die Zeitung „Magyar Nemzet“ am Mittwoch. Balazs könnte als gemeinsamer Spitzenkandidat eines linken Zusammenschlusses auftreten. Dabei würden die Parteien nach einer Person suchen, die „über politische Erfahrungen und ein mögliches europäisches Netzwerk“ verfüge, schrieb das Blatt.

Balazs knüpft eine Kandidatur an konkrete Bedingungen und forderte im Hir-TV: die Oppositionspolitiker müssten sich aussöhnen und ein national-demokratisches Wahlbündnis, eine solche Einheitsregierung schaffen, die die Orban-Regierung ablösen könne. In diesem Bündnis müsse es Personen geben, mit denen eine sinnvolle Zusammenarbeit möglich wäre. Offiziell gebe es bisher keine Verhandlungen mit den Parteien, von deren Kontaktpersonen er jedoch aufgesucht wurde.

Balazs wird zugeschrieben, dass er die ungarische Europa- und Außenpolitik maßgeblich geprägt hätte, sich weiter zunächst als Vorsitzender des Kuratorium der deutschsprachigen Andrassy-Universität Budapest und seit 2005 auch als Professor an der Central European University (CEU) Budapest für akademische Freiheit und internationalen Dialog an Bildungseinrichtungen einsetzt.