Wittenberg feiert 500 Jahre Thesenanschlag am Ursprungsort

Wittenberg (APA/dpa) - Die Kleinstadt Wittenberg an der Elbe gilt als der Ursprungsort der Reformation. Die Thesentür an der Schlosskirche i...

Wittenberg (APA/dpa) - Die Kleinstadt Wittenberg an der Elbe gilt als der Ursprungsort der Reformation. Die Thesentür an der Schlosskirche ist ein Muss für jeden Besucher. Am 31. Oktober wird mit einem zentralen Festgottesdienst in der Schlosskirche der ostdeutschen Stadt und einem anschließenden Festakt wird an den Thesenanschlag des Reformators Martin Luthers (1483-1546) vor 500 Jahren erinnert.

Dazu werden der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kanzlerin Angela Merkel in der 90 Kilometer südwestlich von Berlin gelegenen Stadt erwartet. Die Feiern bilden den Abschluss des Festjahres zu 500 Jahren Reformation.

Das Programm für die Besucher der Kleinstadt Wittenberg umfasst am 31. Oktober neben einem Mittelalterspektakel als Höhepunkt eine Performance des Lichtinstallationskünstlers Ingo Bracke. Unter dem Motto „luthERleuchtet“ wird die Schlosskirche mit Bildern in Szene gesetzt. Tausende Besucher sollen dazu in die Altstadt kommen.

An die Tür des Gotteshauses im heutigen deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt hatte der Theologe Martin Luther der Überlieferung nach am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen geschlagen. Er protestierte damit gegen den Ablasshandel der Kirche, also die Möglichkeit, sich von Sündenstrafen freikaufen zu können. Der Thesenanschlag gilt als Beginn der weltweiten Reformation von Kirche und Gesellschaft.

Gottesdienste gibt es auch in der Stadtkirche St. Marien. Hier hatte Luther gepredigt. Sie gilt als Mutterkirche der Reformation. An dem Gotteshaus befindet sich ein Jahrhunderte altes Schmäh-Relief mit antijüdischen Motiven („Judensau“). Kritiker aus dem In- und Ausland forderten anlässlich des Reformationsjubiläums vehement die Entfernung der Skulptur als Zeichen gegen Antisemitismus in der Gesellschaft.

Die Kirche und die Stadt sehen das Relief in der Einheit mit einem später im Boden installierten Mahnmal als Stätte gegen das Vergessen. Der Wittenberger Theologe, Ex-DDR-Bürgerrechtler und Friedenspreisträger Friedrich Schorlemmer lädt zu einem Vortrag in die historischen Cranach-Höfe ein. Er gilt als Kritiker des Programms zum Reformationsjubiläum, das zehn Jahre vorbereitet worden war.

Wegen des Reformationsjubiläums ist der 31. Oktober in diesem Jahr erstmals und einmalig in ganz Deutschland Feiertag. Ständiger Feiertag ist er sonst nur in den ostdeutschen Ländern Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern - wo es allerdings viel weniger Christen gibt als in Westdeutschland.