Pixar-Film „Coco“ stößt die Tür ins Reich der Toten auf
Mexiko-Stadt (APA/dpa) - Die Mexikaner haben ein entspanntes Verhältnis zum Tod. Der Día de los Muertos wird mit Picknicks auf Friedhöfen, S...
Mexiko-Stadt (APA/dpa) - Die Mexikaner haben ein entspanntes Verhältnis zum Tod. Der Día de los Muertos wird mit Picknicks auf Friedhöfen, Schädeln aus Zucker und bunten Paraden gefeiert. Pünktlich zum Tag der Toten kommt in diesem Jahr auch noch ein Animationsfilm über die Unterwelt ins Kino.
Der kleine Miguel will eigentlich nur singen und Gitarre spielen. Doch Musik gilt seiner Familie seit Generationen als die Wurzel allen Übels, weil ein Urahn einst Frau und Tochter verließ, um Musiker zu werden. Um seinen Traum wahr werden zu lassen, muss Miguel ins Reich der Toten herabsteigen.
Der neue Animationsfilm „Coco“ aus dem Hause Pixar entführt die Zuschauer nach Mexiko, in eine Welt, in der die Grenzen zwischen Diesseits und Jenseits fließend sind. „Das ist eine Arbeit, die uns am Herzen liegt. Wir freuen uns sehr darauf, der Welt zu zeigen, wie schön Mexiko ist“, sagt Regisseur Lee Unkrich.
In Mexiko kommt der Film bereits jetzt kurz vom dem Tag der Toten am 1. und 2. November in die Kinos. In den USA, Deutschland und Österreich (Start: 30.11.) müssen die Zuschauer noch rund einen Monat warten.
Die Mexikaner haben traditionell ein entspanntes Verhältnis zum Tod. Der „Día de los Muertos“ (Tag der Toten) gehört zu den wichtigsten Feierlichkeiten in dem lateinamerikanischen Land. Familien veranstalten ausgelassene Picknicks auf den Gräbern ihrer Vorfahren, für die Kinder gibt es Totenschädel aus Zuckerguss oder „Pan de Muerte“ (Totenbrot).
In den Häusern werden mit Kerzen, den orangenen Blumen Cempasúchil und Motivgirlanden aus Krepppapier geschmückte Altäre aufgestellt. Die Lebenden bringen den verstorbenen Angehörigen Opfergaben wie Brot, Salz, Tequila und Zigarren dar.
Das Team von „Coco“ arbeitete sechs Jahre an dem Film. Mehrere Reisen führten das Team unter anderem in den Bundesstaat Oaxaca im Südwesten des Landes, wo der Totenkult besonders ausgeprägt ist. „Dieser Film hat mein Leben verändert. Ich habe wieder eine Verbindung zur Geschichte meiner Familie, meiner Sprache und meinen Wurzeln hergestellt“, erzählt der Co-Regisseur Adrian Molina, dessen Vorfahren aus Mexiko stammen.
Am Tag der Toten vermischen sich in Mexiko katholische und prähispanische Traditionen. Die Feierlichkeiten Ende Oktober und Anfang November fallen mit den christlichen Feiertagen Allerheiligen (1. November) und Allerseelen (2. November) zusammen. Die indigenen Völker feiern zu dieser Zeit die Maisernte.
Mit den Opfergaben und den Altären wollen sie den Verstorbenen den Weg ins Diesseits öffnen, damit die Geister zurückkehren und Wohlstand und Gesundheit in die Welt bringen. Die Rituale der Indios sind immaterielles Unesco-Weltkulturerbe.
Der mexikanische Tag der Toten diente bereits als Kulisse für die Eröffnungsszene im James-Bond-Film „Spectre“. Darin läuft der britische Geheimagent mit einer Frau durch eine Parade zum Día de los Muertos im historischen Stadtzentrum von Mexiko-Stadt. Zu sehen ist eine große Skelett-Marionette mit Zylinder und Zigarre, Tänzer und Trommlergruppen, Frauen in eleganten Kleidern und Männer mit Totenkopf-Masken.
„Coco“ taucht noch tiefer in den mexikanischen Totenkult ein. Im Film streifen Miguel und sein Hund Dante durch das Reich der Toten. Auf der Suche nach dem von ihm verehrten Sänger Ernesto de la Cruz und seinen Vorfahren wird er von dem Skelett Héctor begleitet. Zu lange darf der Junge allerdings nicht in der Unterwelt bleiben, sonst verwandelt er sich selbst in ein Skelett. Am Ende lüftet Miguel das Familiengeheimnis und erhält den Segen der Ahnen, seiner Leidenschaft für die Musik zu folgen.
In Mexiko ist der Tod immer auch Teil des Lebens, verstorbene Angehörige gehören ganz selbstverständlich weiter zur Familie. Die Tür zwischen Diesseits und Jenseits fällt nie ganz zu. Oder wie es in dem Film heißt: „Deine Vorfahren werden dich dorthin führen, was du suchst.“