Ski alpin: Rebensburg mit „Trainereffekt“ zum Sölden-Sieg

Sölden (APA) - „Ein Start, wie man ihn sich wünscht!“ Auch Jürgen Graller strahlte am Samstag über den Comeback-Sieg von Viktoria Rebensburg...

Sölden (APA) - „Ein Start, wie man ihn sich wünscht!“ Auch Jürgen Graller strahlte am Samstag über den Comeback-Sieg von Viktoria Rebensburg in Sölden. Der Steirer ist seit diesem Winter Cheftrainer der deutschen Skidamen und feierte damit einen Einstand nach Maß. Grallers Job ist freilich tiefergehend. Er soll rund um die Olympiasiegerin von Vancouver 2010 ein erfolgreiches Team aufbauen.

Graller wandelt damit auf den Spuren seines Landsmannes Mathias Berthold, der 2014 vom ÖSV zu den deutschen Alpin-Herren gewechselt war. Graller arbeitete fast 20 Jahre beim ÖSV und hatte nach der Chefrolle bei den österreichischen Speed-Damen zuletzt die wichtige Position des Europacup- und Nachwuchskoordinators inne.

Nun soll der 46-jährige aus Schladming bei den DSV-Damen wieder für mehr Breite sorgen. Er wählte dafür aber einen anderen Weg, als es mittlerweile sein Ex-Arbeitgeber tut.

„Im Gegensatz zu vielen anderen, die Kleingruppen gemacht haben, haben wir als einzige Nation eine riesengroße Gruppe gemacht. Dort haben wir versucht, die Stärken der Trainer zu forcieren und so relativ eine gute Durchlässigkeit ins System zu bringen“, erklärte Graller in Sölden.

Nur rund um Rebensburg wird eine Art Privatteam aufgezogen, das zusammen mit der Top-Läuferin Entscheidungen trifft. Sich selbst wollte der Neo-DSV-Coach nicht ins Rampenlicht stellen.

„Ich habe immer gesagt, man soll sich als Trainer nicht so wichtig nehmen. Und ich habe immer betont, dass ich kein Zauberer bin“, sagte Graller in Sölden. Ihm sei vor allem eine Mannschaft wichtig. „Ich brauche zu hundert Prozent Trainer, die hinter dem Team stehen und mit Freude bei der Arbeit sind.“

Denn zu tun sei speziell seit dem Rücktritt der Ausnahme-Rennläuferin Maria Höfl-Riesch sehr viel. „Hinter Vicky ist es brutal viel Arbeit. In drei Disziplinen ist die nächste Deutsche nicht unter den besten 40“, weiß Graller. „Wir müssen deshalb um die Leitfigur Vicky eine Mannschaft bauen. Ziel ist, die Jungen in den nächsten drei, vier Jahren heranzuführen.

Dabei sollen die Jahre und die Erfahrung helfen, die er beim ÖSV getankt hat. „Vor allem diese Jahre, als ich von den ÖSV-Frauen weg bin, waren sehr lehrreich“, gestand Graller. „Man schaut, wie man in Firmen Synergien zusammenführen kann und genau so ein System habe ich jetzt aufgebaut. Die drei letzten Jahren haben mir für das geholfen, was ich jetzt mache.“

Siegerin Rebensburg gab sich auf dem Rettenbachferner erleichtert. Vor sieben Jahren hatte sie ebendort ihren ersten Weltcuptriumph überhaupt gefeiert, nachdem ihr im Februar davor schon überraschend Olympiagold in Whistler Mountain gelungen war. Ihr aktuell letzter Weltcup-Sieg datiert vom März 2016. Vermutlich deshalb fehlte ihr bei der Siegerehrung etwas die Routine beim Öffnen der Champagnerflasche.

„Von der Anspannung her war das sicherlich mit das Extremste für mich. Sölden ist immer ganz speziell“, beschrieb die 28-Jährige ihre Gefühle. „Klar ist der erste Sieg in Sölden lange her, das war mein erster Erfolg im Weltcup, das ist immer was Besonderes. Das war ein hammermäßiger Einstieg in die Saison, genau so ist es jetzt natürlich auch wieder.“

Der Sieg sei toll, habe aber keine Relevanz für das, was im Jänner oder Februar passiere, betonte die Riesentorlauf-Spezialistin, die aber auch in den Speedbewerben so gut ist, dass sie in der vorvergangenen Saison sogar bis fast zum Schluss um die große Kristallkugel mitkämpfte.

„Das jetzt ist ein guter Start, ganz klar“, sagte Rebensburg in Sölden, die trotz eines großen Fehlers im ersten Durchgang triumphierte. „Aber in vier Wochen geht es erst so richtig los.“