Pionier der Neuen Musik im Ländle - Gerold Amann wird 80
Bregenz (APA) - Der zeitgenössische Komponist Gerold Amann hat die Musiklandschaft in Vorarlberg in den vergangenen Jahrzehnten mitgeprägt u...
Bregenz (APA) - Der zeitgenössische Komponist Gerold Amann hat die Musiklandschaft in Vorarlberg in den vergangenen Jahrzehnten mitgeprägt und gilt als Wegbereiter der Neuen Musik im Ländle. Auch international erlangte er eine gewisse Bekanntheit. Am 31. Oktober feiert er seinen 80. Geburtstag.
Begonnen hat Amann seine Karriere als Musiker bereits als Schüler. Zunächst war er in Liechtenstein als Tanzmusiker unterwegs, später als Student der Musikakademie in Graz spielte er in einer Jazzband. Amann studierte in der steirischen Landeshauptstadt klassische Musik und deren Vermittlung sowie Psychologie. Dennoch verbrachte Amann den Großteil seines Lebens in Vorarlberg, wo er am Gymnasium in Bludenz und am Vorarlberger Landeskonservatorium unterrichtete.
Zu seinem Werk gehören große Freilichtspiele als auch kritische Töne zur Politik wie „O Holding Kunst“ (1999), „Das Albtraummännlein“ (2001) oder „Ö! Zur Lage der Kulturnation“ (2007). Als besonders spektakuläres Freilichtspiel gilt „Triungulus“ (1994) mit kämpfenden Baggern im Steinbruch von Hohenems.
Seinen Zugang als Komponist beschrieb Amann einmal mit folgenden Worten: „Am meisten lernte ich durch Hinhören auf alles, was mir begegnete: Tiere, Maschinen, mein eigener Körper... Ich wurde ein Arrangeur von Schallereignissen aller Art.“ Er habe häufig „Tonlupe“ (verzögerte Wiedergabe) verwendet, um das „Innere“ des Schalls darzustellen.
Die Ausgangsbasis seiner Kompositionen sind dementsprechend oft Schallereignisse oder andere Gegebenheiten aus der Natur und Umwelt. Sein Desinteresse an Trends innerhalb der „Neuen Musik“ machte ihn zum Außenseiter, heißt es von Musikkritikern. Amann beschäftigte sich auch mit Tonbandaufzeichnungen von Vogelgesängen und Umweltschall, die er musikalisch in seinen Werken verarbeitete. Später fokussierte er sich auf die Rhythmik, unter anderem auf rhythmischen Tondauerverhältnisse, Zahlenverhältnisse der Obertonreihe und gebräuchliche Intervalle.
Mit seiner Musik will der in Vorarlberg auch häufig als Musik-Doyen bezeichnete Komponist auch über professionelle Künstler hinaus wirken. „Ich versuche Laienspiele zu machen, die nicht einfach nur schlechter gespielte Profitheater sind. Mit anderen Worten, was Laien gültig machen können, sind Gruppenleistungen, Chöre, Tanzgruppen, aber auch ganz andere Dinge, wie etwa Motorradfahren“, sagte Amann einmal. In späteren Lebensjahren rückte wieder die Transformation von Schallereignissen und Naturlauten in den Mittelpunkt seines kompositorischen Interesses.
Seine Kompositionen wurden unter anderem beim Musikprotokoll im steirischen herbst Graz, bei den Bregenzer Festspielen, und auch in Wien, Salzburg, Kiew, Helsinki, Malmö, Chios, New York, Boston, Shanghai und Peking aufgeführt. Das Vorarlberger Bläserensemble Stella Brass führte viele seiner Kompositionen auf, etwa brachten sie im Sommer 1999 die „Waldeslust“, eine alpine Blechoper in vier Szenen, in China auf die Bühne.
Als wichtige Werke Amanns gelten unter anderem die Singspiele „Fundevogel“ und „Goggolori“ , die Orchesterstücke „Lucy“ und „Kunstdebatte“, das Kammermusikstück „Nachricht für den Uhu“ und das Musiktheater „Apokalypse“. Die Uraufführung von „Apokalypse“, dessen Text der Vorarlberger Autor Michael Köhlmeier verfasste, fand im Sommer 1990 in seinem Heimatort Schlins bei Feldkirch statt. Die Produktion mit rund 150 mitwirkenden Musikern, Tänzern und Sängern wurde in der Freiluftarena der Ruine Jagdberg dort erstmals in Szene gesetzt.
Zu seinem diesjährigen Jubiläum widmete ihm der Wiener Concert-Verein bereits im Sommer zwei Konzerte im Vorarlberg Museum in Bregenz. Dabei standen Werke von Amann und seinen ehemaligen Schülern Johanna Doderer, Michael Floredo und Gerald Futscher auf dem Programm. In Vorarlberg gibt es in den kommenden Tagen zwei Konzerte zum 80. Geburtstag von Amann, am 29. Oktober in der Pfarrkirche Bludenz und am 12. November im ORF-Landesstudio in Dornbirn. Am 31. Oktober sendet Ö1 um 23.00 Uhr einen Mitschnitt des Geburtstagskonzerts für Amann im Vorarlberg Museum vom 27. Juli.
Seinen runden Geburtstag wollte Amann gegenüber den „Vorarlberger Nachrichten“ nicht kommentieren. Alles was er zu sagen habe, sei in seiner Musik ausgedrückt.