1848/2018 - Eine Chronologie der österreichischen Revolution

Wien (APA) - Im Folgenden eine Übersicht über markante Ereignisse des Revolutionsjahres 1848 in Österreich und im übrigen Europa:...

Wien (APA) - Im Folgenden eine Übersicht über markante Ereignisse des Revolutionsjahres 1848 in Österreich und im übrigen Europa:

24. Februar: In Paris wird nach der Abdankung und Flucht von „Bürgerkönig“ Louis-Philippe von Orleans die Republik ausgerufen.

27. Februar: Im Großherzogtum Baden kommt es zur ersten Volksversammlung nach französischem Vorbild. Die „Märzforderungen“ enthalten die Ausarbeitung einer Verfassung, das Ende der Zensur und die Aufhebung der Adels-Vorrechte.

3. März: Vor dem ungarischen Landtag in Preßburg hält Lajos Kossuth eine Rede, die zum entscheidenden Impuls für die nachfolgenden Freiheitsbestrebungen in der Habsburger-Monarchie wird.

12. März: Wiener Studenten fordern in einer Petition an Kaiser Ferdinand I. Hochschul- und Pressefreiheit.

13. März: Im Hof des Ständehauses (das spätere Niederösterreichische Landhaus) in der Herrengasse wird Kossuths Rede verlesen. Es kommt zur Bildung von Demonstrationen und tumultartigen Szenen, die erste Todesopfer fordern. In den Wiener Vorstädten kommt es zum „Maschinensturm“ in Fabriken. Der 74-jährige Staatskanzler Fürst Metternich, verhasste Symbolfigur des staatlichen Repressionssystems, tritt zurück und flieht nach England.

14. März: Bildung der Nationalgarde, Wiener Studenten bewaffnen sich aus Beständen des Bürgerlichen Zeughauses und gründen die „Akademische Legion“.

15. März: Kaiser Ferdinand I. macht erste Zugeständnisse und verspricht die Gewährung der Pressefreiheit, die Abschaffung der Zensur und die Erarbeitung einer Parlamentarischen Verfassung.

15. März: In Pest bricht unter der Führung des Dichters Sandor Petöfi die ungarische Revolution gegen die habsburgische Herrschaft aus.

17. März: In Venedig bricht der Aufstand aus.

18. März: Auch in Mailand bricht die Revolution gegen die österreichische Herrschaft aus, die Truppen von Feldmarschall Radetzky müssen die Stadt räumen.

25. April: Kaiser Ferdinand I. genehmigt die vom liberalen Innenminister Franz Freiherr von Pillersdorf ausgearbeitete „Pillersdorfsche Verfassung“. Sie wird jedoch bereits im Juli außer Kraft gesetzt.

17. Mai: Kaiser Ferdinand I. flieht vor den sich verstärkenden Unruhen nach Innsbruck.

17. Juni: Der Prager Pfingstaufstand wird von Alfred Fürst zu Windisch-Graetz blutig niedergeschlagen.

23. Juni: Beginn des Pariser Arbeiteraufstands, der von Heeresminister General Eugene Cavaignac im Auftrag der französischen Nationalversammlung in vier Tagen blutig niedergeschlagen wird.

26. Juni: Kaiser Ferdinand I. bevollmächtigt seinen Onkel Erzherzog Johann in Wien mit der Übernahme der Regierungsgeschäfte.

3. Juli: Die erste Ausgabe der nach Pariser Vorbildern vom Unternehmer August Zang in Wien gegründeten Tageszeitung „Die Presse“ erscheint.

8. Juli: Auf Druck des revolutionären Wiener Sicherheitsausschusses entlässt Erzherzog Johann das Kabinett von Ministerpräsident Pillersdorf.

22. Juli: Der konstituierende österreichische Reichstag mit 383 Delegierten aus Österreich und den slawischen Ländern wird von Erzherzog Johann in der Winterreitschule eröffnet. Unter anderem wird dort Anfang September auf Antrag von Hans Kudlich die Bauernbefreiung beschlossen.

12. August: Kaiser Ferdinand I. kehrt mit Kaiserin Maria Anna mit dem Hof aus Innsbruck zurück.

23. August: Nachdem den Notstandsarbeitern, die zur Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit Erdarbeiten durchführen, der ohnehin geringe Lohn gekürzt wird, kommt es zu Unruhen. Die bürgerliche Nationalgarde schlägt in der „Praterschlacht“ einen neuerlichen Demonstrationszug blutig nieder. 18 Arbeiter und vier Soldaten kommen ums Leben, unter den Hunderten Verletzten befinden sich viele Frauen. Die revolutionäre Koalition zwischen Bürgertum und Arbeiterschaft bricht.

24. August: Der im Mai gebildete Sicherheitsausschuss, der als Wiener Stadtregierung agierte, löst sich auf.

27. August bis 7. September: Aufenthalt von Karl Marx in Wien.

18. September: In Frankfurt am Main kommt es zum offenen Aufstand gegen die Nationalversammlung, der von österreichischen und preußischen Truppen blutig niedergeschlagen wird.

28. September: Der Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen in Ungarn, Feldmarschall Franz Philipp von Lamberg, wird in Pest gelyncht.

3. Oktober: Wien erklärt den ungarischen Reichstag für aufgelöst. Über Ungarn wird der Belagerungszustand verhängt. Der kroatische Feldherr Jellacic wird zum Oberbefehlshaber in Ungarn ernannt, um die Revolution niederzuschlagen.

6. Oktober: Mit den Ungarn sympathisierende Wiener Arbeiter, Studenten und meuternde Truppen versuchen den Abmarsch kaiserlicher österreichischer Truppen gegen das aufständische Ungarn zu verhindern. Das Kriegsministerium am Hof wird gestürmt, Kriegsminister Graf Theodor von Latour von der Menge gelyncht und an einer Laterne aufgehängt. Es kommt zu Straßenkämpfen.

7. Oktober: Kaiser Ferdinand I. flieht mit dem Hof nach Olmütz. Der Reichstag - wegen des Auszugs der rechten Abgeordneten ein von der Linken dominiertes Rumpfparlament - setzt einen „Sicherheitsausschuss“ ein. Die Arbeiter bilden die „Mobilgarde“. Die Plünderung des kaiserlichen Zeughauses fordert viele Todesopfer. Rund 20.000 Bürger fliehen aus der Stadt, die Radikalen übernehmen die Macht.

17. Oktober: Kaiser Ferdinand I. kündigt in Olmütz an, Streitkräfte gegen Wien zu entsenden, um „Ordnung, Ruhe und Gesetzlichkeit“ wieder herzustellen.

20. Oktober: Der kaiserliche Oberbefehlshaber Fürst Alfred zu Windisch-Graetz verhängt den Belagerungszustand über Wien.

22. Oktober: Der in Wien tagende Rumpf-Reichstag erklärt die „Maßregeln des Belagerungszustands und des Standrechts“ für ungesetzlich.

23. Oktober: Wien ist von den vormals kaiserlichen Garnisonstruppen, den Truppen von Jellacic und Windisch-Graetz umzingelt. Windisch-Graetz fordert in einer Proklamation die Unterwerfung Wiens, die Auflösung aller bewaffneten Korps, die Ablieferung der Waffen durch die Aufständischen und die Schließung der Universität. Kaiser Ferdinand I. verfügt wegen der „anarchischen Zustände“ die Verlegung des Reichstags ins mährische Kremsier.

25. Oktober: Die um Wien zusammengezogenen kaiserlichen Truppen beginnen mit dem Großangriff auf die Hauptstadt.

30. Oktober: Ein Entsatzversuch der Ungarn scheitert in der Schlacht bei Schwechat.

31. Oktober: Die Wiener Innenstadt wird von den Kaiserlichen erstürmt. Bei der Beschießung der Stadt gerät die Hofburg in Brand. Mehrere tausend Aufständische und über tausend Soldaten kommen ums Leben. Über Wien wird das Standrecht verhängt.

2. November: Ermutigt durch den Sieg der Gegenrevolution in Österreich, erteilt Preußens König Friedrich Wilhelm IV. seiner Regierung den Geheimauftrag, „die Märzrevolution zu stürzen“. Dem Parlament gibt er gleichzeitig die Zusicherung, „den konstitutionellen Weg unverrückt zu verfolgen“.

9. November: In Wien wird der linke Paulskirchen-Abgeordnete Robert Blum, Führer der liberalen Bewegung in Sachsen, trotz Abgeordnetenimmunität standrechtlich erschossen.

16. November: Nationalgardeoberkommandant Wenzel C. Messenhauser wird hingerichtet.

21. November: Fürst Felix zu Schwarzenberg, Verfechter eines autokratischen Zentralismus, wird Ministerpräsident und Außenminister.

22. November: Wiedereröffnung des Reichstags in Kremsier.

23. November: Hinrichtung der intellektuellen Revolutionsführer Hermann Jellinek und Alfred Julius Becher.

2. Dezember: Kaiser Ferdinand I. von Österreich, der 1835 nach dem Tod seines Vaters Franz I. den Thron bestiegen hatte, dankt in Olmütz ab. Durch den Verzicht seines Bruders, Erzherzog Franz Karl, wird sein achtzehnjähriger Neffe Franz Joseph neuer Herrscher.

10. Dezember: Prinz Louis Napoleon Bonaparte, Neffe von Kaiser Napoleon I., wird durch Plebiszit Präsident der Zweiten Französischen Republik.

12. Dezember: Das revolutionäre Ungarn verweigert dem neuen österreichischen Kaiser Franz Joseph I. die Anerkennung als König von Ungarn.

27. Dezember: In der Frankfurter Paulskirche verkündet die Nationalversammlung als Reichsgesetz die „Grundrechte des deutschen Volkes“. Dazu gehören Gleichheit vor dem Gesetz, Unverletzlichkeit des Eigentums, Freiheit des Wohnsitzes und der Erwerbstätigkeit, sowie Glaubens-, Gewissens-, Presse- und Versammlungsfreiheit. Die Grundrechte können aber nur durch Kundmachung in den Einzelstaaten zur Geltung kommen. Österreich lehnt die Publikation ab, Preußen knüpft sie an eine Reihe von Bedingungen. Im Mai 1849 befehlen schließlich Preußen und Österreich den Abgeordneten aus ihren Ländern, ihr Mandat niederzulegen. Die verbliebenen Abgeordneten fliehen nach Stuttgart, wo das dortige Rumpfparlament am 18. Juni durch Militär aufgelöst wird. Die Revolution ist endgültig niedergeschlagen - auch in Österreich, wo am 24. August auch das aufständische Venedig kapituliert und am 6. Oktober in Arad 13 ungarische Revolutionsgeneräle und in Pest der ungarische Ministerpräsidenten Lajos Batthyany hingerichtet werden.