TSV-Präsidentin: „Verbesserungen gibt es immer“
Signe Reisch ist seit fünf Jahren an der Spitze von Kitzbühel Tourismus. Der Tiroler Tageszeitung stand sie Rede und Antwort über Erreichtes, Kritik, Gegner bei der Tourismuswahl und Zukunftspläne.
Kitzbühel — Rasmushof-Wirtin und seit fünf Jahren Präsidentin von Kitzbühel Tourismus. Am 20. November stellt sich Signe Reisch erneut der Wahl bei der Jahreshauptversammlung des Kitzbüheler Tourismusverbandes. Mit viel Einsatz war sie die vergangenen Jahre unterwegs, doch es gibt auch viel Kritik. Die Tiroler Tageszeitung bat Reisch zu einem Gespräch.
Welche Bilanz ziehen Sie nach fünf Jahren an der Spitze von Kitzbühel Tourismus?
Signe Reisch: Ich ziehe eine sehr positive Bilanz aus diesen fünf Jahren. Ich habe eine große Aufgabe übernommen, vor allem weil gleich zu Beginn der Geschäftsführer gegangen ist. Ich habe in der Zeit auch wahnsinnig viel gelernt. Und die Bilanz: 147.000 Nächte Zugewinn, das Marketingbudget wurde verdreieinhalbfacht, was ja eine unserer Kernaufgaben ist, die großen Strategien in den Fokusmärkten, wir haben unser EGT ins Positive gebracht, wir haben die Betriebsmittelrücklagen verdoppelt. Kitzbühel Tourismus steht kerngesund da.
Im diesjährigen Sommer gab es aber ein Minus, wie ist das zu erklären?
Reisch: Wir haben von Mai bis Oktober in den letzten fünf Jahren um 21,9 Prozent zugelegt und haben heuer 1,8 Prozent minus. Das sind knapp 8000 Nächte, die wir verloren haben. Wir haben aber nachweislich mehrere Betriebe, die heuer nicht zur Verfügung standen, das sind über 16.000 Nächtigungen, die uns dadurch weggefallen sind. Der Rückgang ist fundiert erklärbar.
Es gab zu Beginn der Periode die Zusage, die Feriendörfer mehr einzubinden. Ist Ihnen das gelungen?
Reisch: Verbesserungen gibt es immer. Ich stehe zu 100 Prozent hinter den Feriendörfern. Wir haben sofort klargestellt, dass die Feriendörfer mit ihren Ortsausschüssen und Budgets bleiben. Ich habe auch die Ortsausschusssitzungen alle besucht. Es wurden auch die Wünsche aus den Feriendörfern umgesetzt.
Der Zusammenhalt in der ARGE (Bergbahn, Stadt, KSC und TVB) ist derzeit sehr gut. Manchen schon zu eng. Wie sehen Sie das?
Reisch: Ich finde, die ARGE ist sehr wichtig. Anfangs wurde die gute Zusammenarbeit begrüßt, jetzt ist es offensichtlich nicht mehr so angesehen. Es ergeben sich durch die gute Zusammenarbeit aber viele Symbiosen. Wenn ich erfolgreich sein will, müssen wir miteinander arbeiten.
Wo sehen Sie die Stärken von Kitzbühel am Markt?
Reisch: Kitzbühel ist, um Franz Prader zu zitieren, einmalig. Wir haben das große Glück, dass wir so vielseitig sind. Wir haben diese wunderbare Altstadt, die gute Erreichbarkeit und Kitzbühel hat immer Saison — in Kitzbühel ist immer was los. Darum auch Kitzbühel 365. Da haben wir definitiv große Stärken. Das ist für jeden, auch den Handel und das Gewerbe, wichtig.
Der Kampf um den Gast wird immer schwieriger, wie will Kitzbühel im internationalen Wettbewerb bestehen?
Reisch: Eine Steigerung ist möglich. Wenn wir die Auslastung ansehen, sind wir auf das Jahr gesehen unter 50 Prozent. Wir müssen also unsere Vorteile transportieren. Auch müssen wir bei der Qualität schauen, dass wir nicht verlieren. Hier ist die vergangenen fünf Jahre auch wirklich viel geschehen. Wir haben zum Beispiel in den Golfplatz und das Wandernetz investiert. Und dazu kommt ein gutes und kontinuierliches Marketing.
Was sind Ihre Schwerpunkte für die kommenden fünf Jahre, falls Sie wiedergewählt werden?
Reisch: Die Schwerpunkte für mich sind ganz klar. Golf ist ein Riesen-Thema für mich und das Wandern. Neu sind die fünf Themenwege. Ein Thema sind auch Familienerlebniswanderwege in den Feriendörfern.
Es soll ein Comeback des Tourismus-Stammtisches geben. Der wurde von Ihnen vor fünf Jahren abgedreht. Wieso jetzt doch wieder?
Reisch: Das war schon ein großer Kritikpunkt, das gebe ich zu. Wenn das der große Wunsch ist, so einen Tourismus-Hoangascht zu machen, dann nehme ich das gerne auf. Aber in einer anderen Form. Ich würde es deshalb nicht Comeback nennen.
Eine besonders große Kritik an Ihrem Vorgänger Christian Harisch war die fehlende Kommunikation. Diese Kritik gibt es auch jetzt wieder bei Ihnen. Wieso ist es nicht gelungen, die Kommunikation zu verbessern?
Reisch: Die Kritik ist, dass die Kommunikation fehle, aber es kommt nichts Spezifisches rüber. Wir haben im Kitzbüheler Anzeiger alle drei Wochen einen Bericht, dann gibt es den Jahresbericht, wir machen die „Einblicke", wo wir informieren. Dann haben wir den Tourismusmanager, wo alle Betriebe Zugang haben. Ich war auch immer für jeden erreichbar.
Es gibt Kritik am Führungsstil, es werde zu viel von Ihnen eigenmächtig entschieden. Was sagen Sie dazu?
Reisch: Wir haben jede Woche einen Vorstands-Jour-fixe, wir haben viermal im Jahr Aufsichtsratssitzungen. Im Vorstand wurde immer alles einstimmig beschlossen. Kleinigkeiten habe ich allerdings schon bestimmt. Wie zum Beispiel Änderungen in den Prospekten. Es gab aber auch Dinge, die anders gemacht wurden, als ich vielleicht wollte. Aber das dringt nicht immer nach außen.
Es treten nun weitere Kandidaten zur Wahl an. Wie stehen Sie dazu?
Reisch: Es ist eine Wahl und es steht jedem frei zu kandidieren. Am Ende des Tages wird sich meines Erachtens herausstellen, ob die Mitglieder mit unserer Arbeit zufrieden waren oder ob sie eine Veränderung wollen. Klar ist aber, wir treten nicht gegen jemanden an, sondern für Kitzbühel.
Das Gespräch führte Harald Angerer