WEGA-Medic - Medizinische Hilfe durch Polizisten in Gefahrenzonen
Wien (APA) - Der für einen Polizisten tödlich und für einen zweiten mit schweren Verletzungen ausgegangene Supermarkt-Überfall in Wien im Ju...
Wien (APA) - Der für einen Polizisten tödlich und für einen zweiten mit schweren Verletzungen ausgegangene Supermarkt-Überfall in Wien im Juli 2016 war ein Beispiel: Zwei Beteiligte benötigten dringend medizinische Hilfe. Die Rettungskräfte konnten nicht eingreifen, weil die Zone nicht gesichert, der Täter nicht festgenommen war. Deshalb werden Beamte der Spezialeinheit WEGA zu Rettungssanitätern ausgebildet.
Dabei geht es eben um besondere Anforderungen, wie Yasmin Frank-Dastmaltschi, Leiterin der Abteilung Medizinische und Gesundheitsangelegenheiten im Innenministerium, am Montag bei einem Hintergrundgespräch in Wien erläuterte. Verletzte müssen in nicht gesicherten Zonen stabilisiert, versorgt und transportfähig gemacht werden. Dafür wurde die Spezialausbildung zum „WEGA-Medic“ ins Leben gerufen.
Auch die Art der Verletzung unterscheidet sich oft von den Bildern, wie sie sich „normalen“ Rettungssanitätern darstellen. Oft haben es die Polizisten mit stark blutenden Wunden und Traumata von Stich- oder Schussverletzungen zu tun. Das erfordert spezifische Kenntnisse und daher auch eine spezifische Ausbildung.
„Grundsätzlich bekommen alle Beamten der WEGA einen Kurs in einsatztaktischer Verwundetenversorgung“, erläuterte Ernst Albrecht, Kommandant der WEGA (Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung). Darüber hinaus werden bestimmte Beamte auf freiwilliger Basis nach Eignungsprüfung zu Rettungssanitätern und weiter zu Medics ausgebildet. Dafür kooperiert die Polizei mit der Wiener Berufsrettung, was von beiden Seiten ausdrücklich gelobt wurde. Das letzte Modul wird vom Innenministerium angeboten, wo eben auf die einsatzspezifischen Themen eingegangen wird.
Summa summarum dauert die Ausbildung zum WEGA-Medic etwa ein Jahr brutto. Am Ende kann und soll er seine Kollegen trainieren. Derzeit gibt es bei den sechs Kompanien der WEGA 21 Medics. Diese sind auch mit eigenen, etwa zehn Kilogramm schweren Notfallrucksäcken ausgestattet. Deren Inhalt unterscheidet sich von dem mobilen Equipment anderer Rettungssanitäter, weil es anderen Anforderungen genügen muss. Zum Beispiel muss der WEGA-Medic in der Lage sein, in engen dunklen Räumen Verwundete zu versorgen, und dazu muss er die richtige Ausrüstung auch bei wenig Licht finden.
Michael Kargl, WEGA-Polizist und Medic, erläuterte: „Im Prinzip geht es darum, Verletzten mehr Zeit zu verschaffen. Das heißt nicht, dass die Berufsrettung bei solchen Einsätzen überflüssig wird. Aber wir können in nicht gesicherten Zonen, wo die Rettung nicht hinkommt, eine rasche Erstversorgung für Verletzte ermöglichen.“ Sein Chef Ernst Albrecht ergänzte: „Wichtig ist auch zu sagen: Die Medics sind schon Polizisten und als solche ganz normal in Einsätze eingebunden. Aber sie haben eine Zusatzausbildung.“