Vor 25 Jahren starb der Anführer des „Prager Frühlings“

Bratislava (APA/dpa) - Als Anführer des „Prager Frühlings“ von 1968 wurde er weltweit legendär. Am 7. November 1992 starb der tschechoslowak...

Bratislava (APA/dpa) - Als Anführer des „Prager Frühlings“ von 1968 wurde er weltweit legendär. Am 7. November 1992 starb der tschechoslowakische Reformpolitiker Alexander Dubcek im Alter von 70 Jahren an den Folgen eines Autounfalls, den er am 1. September erlitten hatte.

Der 1921 im nordwestslowakischen Uhrovec geborene und in der Sowjetunion aufgewachsene Dubcek wollte in der Tschechoslowakei einen „demokratischen Sozialismus“ etablieren, bekannt auch unter dem Schlagwort eines „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“. Damit forderte Dubcek, der Anfang 1968 das Amt des Ersten Sekretärs der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (KPC) übernommen hatte, jedoch den Herrschaftsanspruch Moskaus heraus.

Der Einmarsch der Sowjetunion und anderer Staaten des Warschauer Pakts in der Nacht vom 20. auf den 21. August 1968 bereitete dem auch im Westen mit Sympathie verfolgten Experiment ein jähes Ende. Für zwei Jahrzehnte wurde damit in einer als „Normalisierung“ verbrämten Ära der Unterdrückung jeder demokratische Widerspruch erstickt. Nach dem Einmarsch wurde der slowakische Reformkommunist Dubcek nach Moskau verschleppt und gezwungen, den sowjetischen Kurs zu akzeptieren. 1969 musste er von seinem Posten an der Spitze der KPC zurücktreten, 1970 wurde er aus der Partei ausgeschlossen. Erst mit der „Samtenen Revolution“ 1989 erfolgte die Rehabilitierung des lange verfemten Politikers.

Als tschechische und slowakische Politiker 1992 die Teilung des gemeinsamen Staates zum Jahreswechsel 1993 vorbereiteten, galt Dubcek vielen als logischer Kandidat für das slowakische Präsidentenamt. Sein Unfall ereignete sich ausgerechnet an dem Tag, als das Parlament des slowakischen Landesteils eine eigene Verfassung beschloss. Auch deshalb ist sein Unfall bis heute von Verschwörungstheorien umrankt.

Sein Sohn Pavol etwa sagte noch vor fünf Jahren zur dpa: „Ich glaube nicht, dass es Zufall war. Mit seiner Forderung nach Moral in der Politik war er den vielen Politikern im Weg, die durch die Privatisierungen nach der Wende rasch reich werden wollten. Die Verantwortlichen hatten wohl kein Interesse an einer konsequenten Aufklärung des Unfalls.“

Nach seinem Tod 1992 wurde Alexander Dubcek in Bratislava beigesetzt, der Platz vor dem slowakischen Parlament ist nach ihm benannt. Auch eine Universität in der nordwestslowakischen Stadt Trencin trägt seinen Namen.