Innogy prüft Optionen für britische Problemtochter - Kreise
Düsseldorf/Frankfurt/London (APA/Reuters) - Der deutsche Energiekonzern Innogy verliert offenbar die Geduld mit seinem schwächelnden Vertrie...
Düsseldorf/Frankfurt/London (APA/Reuters) - Der deutsche Energiekonzern Innogy verliert offenbar die Geduld mit seinem schwächelnden Vertriebsgeschäft in Großbritannien. Innogy spiele strategische Optionen für die Tochter Npower durch, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Hierzu gehörten sowohl ein Verkauf als auch Partnerschaften. Innogy und Npower lehnten eine Stellungnahme ab.
Von RWE war zunächst kein Kommentar zu erhalten. Npower kämpft seit Jahren mit Verlusten, Kundenschwund und Abrechnungsproblemen. Innogy hatte zuletzt offen gelassen, wann das Vertriebsgeschäft auf der Insel zurück in die Gewinnzone kehren wird. Vor zwei Jahren war bei Npower bereits das Management ausgetauscht worden.
Innogy-Boss Peter Terium hatte im September gesagt, dass es keine konkreten Verkaufspläne gebe, die Tochter aber auf dem Prüfstand stehe. Im ersten Halbjahr fuhr Innogy im Strom- und Gasvertrieb in Großbritannien einen Verlust (bereinigtes Ebit) von 12 Mio. Euro ein. Mit rund 4,7 Millionen Kunden und einem Jahresumsatz von gut 8 Mrd. Euro ist Großbritannien der wichtigste Auslandsmarkt für Innogy. Die RWE-Tochter gilt selbst als Ziel einer möglichen Übernahme. Eine Trennung von Npower mache es einfacher, für Innogy einen Käufer zu finden, sagte ein Banker. RWE hält 77 Prozent an Innogy und schließt weitere Anteilsverkäufe nicht aus.
Auch die britische Energiepolitik mache für Innogy den Markt immer unattraktiver, sagte ein Insider: Premierministerin Theresa May hatte Anfang Oktober angekündigt, einen Preisdeckel einzuführen. Der Markt ist hart umkämpft. Neben Innogy ist auch E.ON im Strom- und Gasvertrieb vertreten. Zu den Wettbewerbern zählen die Centrica-Tochter British Gas, SSE, Iberdrolas Scottish Power und der französische Versorger EDF. Zusammen bilden sie die „Großen Sechs“, die 85 Prozent des Marktes abdecken. Bei den anderen Versorgern gebe es ähnliche Überlegungen, sagte ein Branchenexperte. Der britische Markt sei reif für eine Konsolidierung. Womöglich gebe es dort künftig nur noch drei große Versorger.
Innogy-Chef Terium hatte noch als Boss von RWE 2015 die Führung bei NPower ausgetauscht. „Was dort passiert ist, war ein Desaster“, hatte er beklagt. Damals waren Npower 350.000 Kunden davon gelaufen. Mit einem Nettoverlust von 137 Millionen Euro hatte Npower wesentlich zum Verlust des RWE-Konzerns von 170 Mio. Euro beigetragen.
Im September kündigte Terium nun eine neue Strategie an: Innogy will bis 2025 in allen relevanten Märkten zu den drei führenden Anbietern und den ertragsstärksten Unternehmen der Branche gehören. „Um dieses Ziel zu erreichen, wird es keine Tabus mit Blick auf die aktuellen Geschäftsaktivitäten (Portfolio) geben.“
~ ISIN DE000A2AADD2 WEB https://www.innogy.com/ ~ APA403 2017-11-06/16:12