Korruptionsverdächtigen in Saudi-Arabien droht rasche Anklage

Riad (APA/AFP/dpa) - Saudi-Arabiens Justiz will die unter Korruptionsverdacht festgenommenen Prinzen, Minister und Ex-Minister „rasch“ vor G...

Riad (APA/AFP/dpa) - Saudi-Arabiens Justiz will die unter Korruptionsverdacht festgenommenen Prinzen, Minister und Ex-Minister „rasch“ vor Gericht stellen. Es sei bereits viel Belastungsmaterial gesammelt worden, zudem fänden „ausführliche Befragungen“ statt, erklärte Generalstaatsanwalt Scheich Saud al-Mojeb am Montag. „Die Verfahren werden zügig und transparent erfolgen“, kündigte er an.

Elf Prinzen, vier Minister und dutzende Ex-Minister waren am Samstag laut dem Fernsehsender Al-Arabiya festgenommen worden, unter ihnen der mächtige Geschäftsmann und Milliardär Prinz Al-Walid bin Talal. Ermittler entdeckten nach eigenen Angaben Beweise für „weitverbreitete Korruption“. Drei Jahre lang hätten saudi-arabische Anti-Korruptions-Behörden dahingehend ermittelt.

Diese Ermittlungen seien „diskret“ erfolgt, sagte Generalstaatsanwalt Mojeb am Montag. Damit habe verhindert werden sollen, dass die Betroffenen die Flucht ergreifen.

Die Festnahmen waren unmittelbar nach der Einsetzung einer Anti-Korruptions-Kommission unter Leitung des Kronprinzen Mohammed bin Salman erfolgt. Das Vermögen der Betroffenen wurde eingefroren.

Mittlerweile haben die Nachfolger von zwei abgesetzten einflussreichen Ministern ihre Ämter übernommen. Als neuer Chef der Nationalgarde wurde am Montag Prinz Khalid bin Ajaf vereidigt, wie die saudische Nachrichtenagentur SPA berichtete. Er ersetzt Prinz Mutaib bin Abdullah, der als Rivale des Kronprinzen galt. Die Nationalgarde ist neben Armee und Polizei das wichtigste Sicherheitsorgan in dem islamisch-konservativen Königreich. Neuer Wirtschaftsminister ist Mohammed al-Tuwaijri, der den Posten von Adil al-Fakih übernimmt.

Der 32-jährige Mohammed bin Salman hatte seine Macht in den vergangenen Monaten ausgebaut. So löste er im Juni Mohammed bin Najif als Thronfolger ab, wodurch ein wichtiger Zweig der Königsfamilie entmachtet wurde. Als Verteidigungsminister ist Mohammed zugleich für die Armee zuständig.

Der im Juni zum Kronprinzen ernannte Sohn des 81-jährigen Königs Salman plant umfassende Reformen. Nach seiner Ernennung hatte er einen Modernisierungskurs angekündigt. Ende Oktober stellte er bei einem Wirtschaftsforum in Riad eine Abkehr seines Landes von ultrakonservativen Religionsprinzipien in Aussicht.

Kronprinz Mohammed gilt bereits als De-facto-Herrscher Saudi-Arabiens. Er dürfte das Ziel haben, bis zu seiner endgültigen Machtübernahme alle Widersacher aus dem Weg zu räumen. Die Maßnahmen vom Samstag betreffen Beobachtern zufolge nicht nur Kritiker seines Modernisierungskurses. Viele der Festgenommenen lehnen auch seinen rigiden außenpolitischen Kurs ab, der den Boykott des Golfemirats Katar einschließt.