St. Galler Museum gibt NS-Raubkunst an Erben zurück
St. Gallen/Berlin (APA/sda) - Das Historische und Völkerkundemuseum St. Gallen hat sich dazu entschlossen, zwei Objekte aus der Sammlung Züs...
St. Gallen/Berlin (APA/sda) - Das Historische und Völkerkundemuseum St. Gallen hat sich dazu entschlossen, zwei Objekte aus der Sammlung Züst an die Erben der jüdischen Kunstsammlerin Emma Budge zurückzugeben. Die wertvollen Silberpokale stammen aus NS-Raubkunst.
Während der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 wurden in Deutschland und den annektierten und besetzten Ländern eine große Anzahl Kunstwerke konfisziert. Solche Raubkunst kam während und auch nach der Zeit des Deutschen Nationalsozialismus unter anderem auch in die Schweiz.
Das Schweizer Bundesamt für Kultur (BAK) unterstützt zehn Schweizer Museen dabei, die Herkunft von Kunstwerken in ihren Beständen zu erforschen, um allfällige NS-Raubkunst zu eruieren. Auch das Forschungsprojekt des Historischen und Völkerkundemuseums St. Gallen wird vom Bund mit 20.000 Franken (17.189,51 Euro) unterstützt.
Historische Sammlung aufgearbeitet
Das Historische und Völkerkundemuseum St. Gallen arbeite seit 2010 die Herkunft seiner Objekte auf, wobei der Fokus bisher auf der völkerkundlichen Sammlung lag, sagte Museumsdirektor Daniel Studer am Montag vor den Medien. Die Ausstellung „Giovanni Züst - Silber, Antiken, Malerei“ sei Anlass gewesen, auch die Historische Sammlung aufzuarbeiten.
Giovanni Züst (1887–1976), Speditionsunternehmer mit baslerisch-appenzellischen Wurzeln, verschenkte seine große Kunstsammlung nach Basel, Rancate und St. Gallen. Die Silbersammlung kam 1959 ans Historische und Völkerkundemuseum St. Gallen.
Die Sammlung umfasst rund 130 Objekte vom 16. bis ins 18. Jahrhundert - darunter Pokale, Humpen und eine Kanne in Form eines Straußes. Bei der Aufarbeitung der Sammlung Züst seien zwei Pokale in Segelschiff-Form als NS-Raubkunst identifiziert worden, sagte Studer.
Die Pokale gehörten zur Kunstsammlung von Emma Budge (1852-1937), eine jüdische Sammlerin und Mäzenin in Hamburg. Ihre Sammlung umfasste rund 1.500 Objekte. Mitte der 1930er-Jahre wurde ihr Wert auf rund eine Million Reichsmark geschätzt.
Wann und wo Giovanni Züst die Pokale erwarb, sei bis heute unklar. 1937 wurde die Sammlung Emma Budge versteigert. Dies gehe unter anderem aus dem 1969 erschienen Katalog zur „Silbersammlung Züst“ hervor. Recherchen hätten ergeben, dass der Erlös der Versteigerung 1937 auf ein staatlich kontrolliertes Sperrkonto geflossen sei, teilte das Museum mit.