Paradise Papers

Moralapostel im Visier: Bono und die „Paradise Papers“

Bono ist Mitbegründer der Organisation ONE, die sich für den Kampf gegen extreme Armut einsetzt.
© AFP/Jacques Demarthon

Cui Bono – „Wem nützt es?“ Das kann man in diesem Fall doppeldeutig fragen. U2-Frontmann Bono taucht in den „Paradise Papers“ auf. Da kochen alte Heuchler-Vorwürfe wieder hoch.

Dublin – Bono, der Weltverbesserer. Der, der gegen Aids in Afrika kämpft, beim Live Aid gegen Armut ansingt. Fairer Handel, Schuldenerlass für Dritte-Welt-Länder, Menschenrechte – der U2-Sänger gibt sich gern als Robin Hood der Popmusik.

Jetzt taucht ausgerechnet er als Besitzer mehrerer Briefkastenfirmen in den „Paradise Papers“ auf. Ein Moralapostel mit Steuer-Schlupflöchern? Das gibt den „Heuchler“-Rufern neue Nahrung.

Investition in Einkaufszentrum in Litauen

Es geht um ein Einkaufszentrum in Litauen, in das der Frontmann der irischen Rockband über Firmen in Malta und Guernsey investiert hat. Das war 2007, im gleichen Jahr, in dem Bono beim G-8-Gipfel in Heiligendamm gegen die Armut in der Welt ansang. Was will dieser Mann in Litauen, wo er bisher nicht einmal ein Konzert gegeben hat?, fragen Kritiker.

Auf Anfrage von Süddeutscher Zeitung (SZ), NDR und WDR bestätigte sein Management, dass der 57-Jährige – mit bürgerlichem Namen Paul David Hewson – Anteile an den fraglichen Firmen hielt und noch immer hält. Brisant ist: Laut SZ zahlte das litauische Einkaufszentrum in den zehn Jahren seines bisherigen Bestehens keinen Cent Steuern auf Unternehmensgewinne. Und das, obwohl es zwischen 2013 und 2016 jährlich rund 100.000 Euro Profit gemacht haben soll.

Bonos Management sagt Berichten zufolge, der Sänger sei ein „passiver Minderheitsinvestor“. Ob er von der Investition in Litauen wusste, bleibt offen. Der Vorwurf von Steuerverstößen aber sei „kategorisch falsch“.

Bono „erschüttert“ von Enthüllungen

Gegenüber britischen Medien zeigte sich Bob „erschüttert über die Erkenntnisse aus den „Paradies Papers“. Etwas, das „alles andere als vorbildlich war“, sei unter seinem Namen getan worden, erklärte Bono in einer Stellungnahme, die der britischen Zeitung Guardian und der BBC vorlagen. Der Frontmann der Rockband U2 bezeichnete sich ebenfalls als „passiven“ Investor und betonte, ihm sei versichert worden, dass die Firmen sich voll und ganz an die Steuervorschriften hielten.

Der Sänger begrüßt nach eigenen Angaben die neuen Enthüllungen über Steuertricks von Firmen. „Tatsache ist, dass ich die Berichte begrüße“, erklärte er und forderte öffentlich zugängliche Register in den Steuerparadiesen. „Ich nehme diese Sache sehr ernst. Ich habe mich immer dafür ausgesprochen, dass Besitzer von Offshore-Firmen transparent agieren.“

Kompliziertes Firmennetzwerk für Vermögensverwaltung

Illegal sind Bonos Investments voraussichtlich nicht. Doch es bleibt ein bitterer Beigeschmack. Denn viele werfen dem „Saubermann“ nun Heuchelei vor. Wieder einmal, denn für Finanztricks hat Bono bereits zuvor Kritik eingesteckt.

Sein Millionenvermögen verwaltet er Berichten zufolge in einem komplizierten Firmennetzwerk. Seine Band U2 meldete sich in die Niederlande um, weil in ihrer Heimat Irland Steuerprivilegien für Künstler gestrichen werden sollten. Aktivisten hielten ihm ein Banner unter die Nase mit „U pay tax 2?“ – Zahlst du auch Steuern?

Er habe kluge Leute, die für ihn arbeiteten und aufpassten, wie er besteuert werde, verteidigte sich Bono danach. Und übrigens zahle U2 ein Vermögen an Steuern. So ist die Musik dann eben doch wieder nur ein geldbringender Job. Wirtschaft statt Weltfrieden?

„Cui Bono?“

In Großbritannien kochen die „Heuchler“-Vorwürfe von damals angesichts der neuen Enthüllungen wieder hoch. „Bono hätte die Welt ernähren können mit den Millionen, die er in seinem sicheren Hafen versteckt hat“, liest man auf Twitter. Andere werfen dem Mann mit den auffällig getönten Brillen Doppelmoral vor, zeigen sich tief enttäuscht. Öffentlich und doppeldeutig fragen sie: „Cui Bono?“ – „Wem zum Vorteil?“ (dpa, APA/AFP, TT.com)

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