KUB stellt 2018 die Frage von Echtheit und Fiktion in den Mittelpunkt
Bregenz (APA) - Der Frage der Echtheit, der Fiktion, der Simulation und der Rolle der Kunst, diese auf die Spitze zu treiben und gleichzeiti...
Bregenz (APA) - Der Frage der Echtheit, der Fiktion, der Simulation und der Rolle der Kunst, diese auf die Spitze zu treiben und gleichzeitig wieder als unecht zu entlarven, geht das Kunsthaus Bregenz (KUB) 2018 nach. Programmiert sind große Ausstellungen von Simon Fujiwara, Mika Rottenberg, David Clearbout und Tacita Dean. 2017 war für das KUB mit voraussichtlich 70.000 Besuchern eines der erfolgreichsten Jahre.
„Die Distribution der Bilder ist die Maxime des nächsten Jahres, vor allem die Frage nach der Echtheit“, sagte KUB-Direktor Thomas D. Trummer am Dienstag bei der Präsentation des Programms 2018 in Bregenz. Bilder würden heute über soziale Medien „in einer Geschwindigkeit hinausgeschossen wie niemals zuvor“. Dabei stelle sich die Frage, was ist echt, was Fiktion und was Kunst. „Die Kunst täuscht nicht. Sie liefert eine Täuschung, die nicht verführt und verstellt, sondern gibt sich selbst als Täuschung preis“, brachte Trummer es auf den Punkt. Bilder als Transport- und Antriebsmittel werden 2018 das zentrale Thema rund um die gegenwärtigen Diskussionen um die Distribution und Zirkulation von Waren und Werten beleuchten.
Den Reigen dieser „Distribution von Bildern“ wird am 27. Jänner 2018 (bis 8. April) der in London geborene und in Japan, Europa und Afrika aufgewachsene Künstler Simon Fujiwara eröffnen. Der 1982 Geborene ist in Bregenz kein Unbekannter. Heuer bespielte er für das KUB die Billboards. Seine Pläne für die Ausstellung „Hope House“ im Museum bezeichnete Trummer als „unglaublich, waghalsig, geradezu wahnsinnig“. Fujiwara wird das KUB in ein 1:1 Modell des Anne Frank Museums in Amsterdam verwandeln. Vorbild dafür wird allerdings nicht das Museum selbst sein, sondern der Bastel-Bausatz aus dem Shop des Anne Frank Hauses. Fujiwara zeigt damit auf, dass selbst ein delikates Thema wie die Geschichte der Verfolgung der Juden in der Nazizeit von der Kommerzialisierung nicht verschont bleibt. „Ich werde eine Geschichte der Gegenwart erzählen, mit Reflexionen, wie sie seit 1945 wahrgenommen wurde und wie sie sich dadurch verändert hat“, beschrieb Fujiwara seine Ambitionen.
Ebenfalls mit Marketing und Distribution, dieses Mal aber hauptsächlich mit der Produktionsverhältnissen beschäftigt sich die in Argentinien geborene und in Israel aufgewachsene Videokünstlerin Mika Rottenberg (21. April bis 1. Juli), die ihre Filme rund um aus Karton oder Fundstücken gebastelte Installationen arrangiert. „Bei ihr kriegt das Ganze einen surrealen, witzigen überdrehten Touch“, sagte Trummer. Ihre Bilder seien dicht gedrängt, amüsant und häufig voller sexueller Anspielungen. Gleichzeitig entführe Rottenberg in beklemmende Räume, „sodass man sich unwohl fühlt mit dieser Groteske und eigentlich auch immer schnell weg will“, schilderte der KUB Direktor.
Die Herbstausstellung im KUB (14. Juli bis 7. Oktober) wird der belgische Videokünstler David Clearbout bestreiten. Clearbout ist bekannt für seine extrem verlangsamten Bildsequenzen. Bewegtbilder werden dadurch nahezu zu Standbildern und enthüllen so ganz langsam ihre künstliche Konstruktion. In Bregenz wird etwa seine 1.000-jährige Simulation des Berliner Olympiastadions zu sehen sein. Der Künstler, der jeden Stein des von den Nazis errichteten Gebäudes gescannt hat, lässt das Gebäude altern und gibt es dem Verfall preis. Selbst die aktuelle Wetterlage in Berlin wird über eine Webcam simuliert. „Schneit es in Berlin, schneit es auch in Bregenz“, machte Trummer deutlich.
Über die Zusage der bekannten britischen Künstlerin Tacita Dean (20. Oktober bis 6. Jänner 2019) freute sich der KUB-Direktor besonders. Dean, die im KUB bereits 2003/2004 in einer Gruppenausstellung zu sehen war, wird sich in Bregenz Wolkenformationen und dem Meer widmen. Dabei soll die Ausstellung das breite Spektrum von Film, Fotografie, Zeichnung und Buch und den spezifischen Charakter ihres Werks zum Ausdruck bringen.
Mit voraussichtlich 70.000 Besuchern im 20. Jubiläumsjahr ist 2017 eines der erfolgreichsten Jahre des Kunsthauses Bregenz. Allein rund 38.000 Besucher sahen im Sommer die Ausstellung „The Theater of Disappearance“ von Adrian Vilar Rojas. 2,56 Mio. Euro Landessubventionen stehen heuer 750.000 Euro Eigeneinnahmen gegenüber. Das entspricht einem Eigenfinanzierungsanteil von 22,63 Prozent.