Semperit - B&C-Aufsichtsratschef stellt Management Rute ins Fenster
Wien (APA) - Der Mehrheitseigentümer des börsennotierte Gummi- und Kautschukkonzerns Semperit stellt dem neuen Management die Rute ins Fenst...
Wien (APA) - Der Mehrheitseigentümer des börsennotierte Gummi- und Kautschukkonzerns Semperit stellt dem neuen Management die Rute ins Fenster: „Ich will wirksame Maßnahmen sehen, sonst kriegen wir bei Semperit nicht die Kurve“, so der Aufsichtsratsvorsitzende der B&C-Industrieholding, Wolfgang Hofer, in einem Interview mit dem Industriemagazin (Novemberausgabe).
Nicht nur der seit 1. Juni neu im Amt befindliche Vorstandschef Martin Füllenbach sei gefordert, sondern das ganze Vorstandsteam. Der Aufsichtsrat habe das Top-Management nicht umsonst neu installiert, so Hofer.
„Derzeit läuft ein Prozess, der alles auf den Prüfstand stellt“, sagte Hofer. Zuerst gehe es um die Klärung des Ist-Zustandes, daraus werde dann die Strategie destilliert, von der zu erwarten sei, „dass sie entschieden umgesetzt wird.“
Generell sieht Hofer bei Semperit einigen „arbeitsbedingten Misserfolg“ und „marktbedingte Misserfolge“, wie signifikante Verteuerungen bei Naturkautschuk. Die Scheidung vom thailändischen Latexkonzern Sri Trang noch unter Füllenbach-Vorgänger Thomas Fahnemann sei kein Fehler, sondern ein Erfolg gewesen. „Er hat ein leidiges Problem gelöst und Kapital freigesetzt“, so Hofer.
Zu den „arbeitsbedingten“ Misserfolgen zählt Hofer, dass seit dem Abgang von Langzeit-CEO Rainer Zellner im Jahr 2011 Semperit weiter wichtige Entscheidungen aufgeschoben habe. „Es sind Werke mitgeschleppt worden, die man eigentlich schon hätte schließen oder veräußern sollen. Wieder anderer Standorte wurden nicht ausgebaut. Auch die IT ist nicht am Stand der Zeit“, sagte Hofer. Die IT-Systeme von Semperit würden maximal an der Schwelle zu Industrie 2.0 stehen. Von Industrie 4.0 sei da keine Rede.
Auch die B&C Privatstiftung selbst stehe mit der Nachfolge von Stefan Fida für den verstorbenen langjährigen Vorstandsmitglied Georg Bauthen ein wenig am Beginn einer Generationenwende. Im Stiftungsvorstand müsse man die Kompetenzen verbreitern. Wie in der B&C Holding werde man auch in der Stiftung die Beraterlastigkeit zurückdrängen müssen. Jetzt benötige man mehr Industriemangement-Know-how und technische Kompetenz.
Was - nach dem Verkauf von 12 Prozent an Lenzing - den Zukauf einer vierten Kernbeteiligung betrifft, gibt sich Hofer zurückhaltend. „Wir prüfen, wie wir eine neue Kernbeteiligung generieren können. Aber es ist jetzt eine schwierige Zeit, um zu kaufen“, so Hofer. „Wir sind in einem Verkäufermarkt, in dem die Preise schon recht bis sehr hoch sind.“
Interessiert sei man an Industrieunternehmen, die im Hochtechnologiebereich tätig seien und über wirklich zukunftsweisende Technologien verfügten. „Da kann man dann schon auch ein ausländisches Unternehmen nach Österreich holen“, so Hofer. Interessiert wäre man etwa am deutschen Roboterbauer Kuka gewesen.
Zu B&C würde auch der zum Verkauf stehende Wieselburger Leuchtenhersteller ZKW passen. „Wir haben unseren Hut deutlich in den Ring geworfen“, so Hofer. ZKW stehe aber schon in exklusiven Verhandlungen mit einem anderen Unternehmen.
Das Interesse an der inzwischen fusionierten RHI-Magnesita scheint dagegen abgeflaut zu sein. „Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob es gut ist, die Magnesita dabei zu haben“, so Hofer. „Hochtechnologie in unserem Sinne repräsentiert die Feuerfestbranche nicht.“
In einem Verkäufermarkt müsse man Geduld haben, um nicht zu teuer zu kaufen. Derzeit sei man auch dabei, ein M&A-Team aufzubauen. Für die Suche nach neuen Beteiligungen brauche man eine Mannschaft mit ausreichenden Ressourcen.
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