Nationalteam

Schöpf im Interview: „Du musst dein Ego hintanstellen“

Kapitän Julian Baumgartlinger, der Tiroler Alessandro Schöpf und Teamchef Franco Foda stellten sich am Dienstag den Fragen der Journalisten.
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Erstmals seit März trägt Alessandro Schöpf in Marbella (ESP) wieder den Adler auf der Brust. Beim neuen Teamchef Franco Foda, der ihn schon einmal zu Sturm holen wollte, scheint der Tiroler gute Karten zu haben.

Marbella — Nach 232 Tagen Pause wegen eines Kreuzbandeinrisses kehrte der Tiroler Alessandro Schöpf beim Trainingslager in Marbella in den Kreis des ÖFB-Nationalteams zurück.

Zur Freude von Neo-Teamchef Franco Foda, der gestern verriet, dass er den Ötztaler in seiner Zeit bei den Bayern Amateuren gerne nach Graz geholt hätte. „Ich kenne ihn schon lange. Aber seine Qualität war zu hoch — deshalb hab' ich ihn nicht bekommen. Alessandro ist ein wichtiger Spieler für uns." Inzwischen ist der 23-Jährige bei Schalke ein gestandener Bundesliga-Profi, im Gespräch mit der TT schlug auch der Tiroler Dialekt beim Ötztaler wieder einmal durch.

Wie geht's Ihrem Knie?

Schöpf: Super. Ich fühle mich immer besser. Wichtig ist, dass ich viel trainiere, und wenn ich spielen darf, die Minuten mitnehme, mich tagtäglich weiterentwickle und zu alter Stärke finde. Ich gebe jeden Tag mein Bestes, um wieder dahin zu kommen, wo ich vor der Verletzung war.

Wie ist der erste Eindruck vom neuen Teamchef Franc­o Foda?

Schöpf: Sehr gut. Es ist alles ganz ruhig abgelaufen, vor allem das Kennenlernen. Wir freuen uns alle riesig auf die paar Tage. Das Training hat richtig Spaß gemacht und war intensiv. Ich hoffe, dass wir gegen Uruguay ein gutes Spiel machen.

Sie waren das letzte Mal im März beim Nationalteam. Es hat sich ja einiges verändert seither ...

Schöpf: Ich war nicht bei der Mannschaft und hab' es deshalb nur aus der Ferne beobachtet. Wir Spieler haben wenig Einfluss auf solche Dinge. Wir konzentrieren uns auf die Arbeit auf dem Platz. Das ist wichtiger als das ganze Drumherum.

Rücktritte von routinierten Spielern sorgen zwingend für eine neue Hierarchie. Spüren Sie jetzt mehr Verantwortung?

Schöpf: Ich denke, dass jeder Spieler Verantwortung hat. Ich will natürlich vor allem auf dem Platz diese Verantwortung übernehmen. Ich möchte den Spielern helfen, die neu dazugekommen sind. Wir haben eine super Mannschaft mit alles bodenständigen Jungs, mit denen man gerne zusammenarbeitet.

Spürt man durch den neue­n Teamchef auch einen neuen Konkurrenzkampf?

Schöpf: Weiß ich nicht. Es ist definitiv so, dass man von Beginn an zeigen möchte, dass man spielen will. Jeder arbeitet fokussiert und konzentriert.

Mit Zlatko Junuzovic und Martin Harnik sind zwei Spieler zurückgetreten, die auf ihren Positionen beheimatet waren. Erhöht das jetzt Ihr Standing?

Schöpf: In erster Linie ist es schade, dass zwei super Fußballer und Menschen nicht mehr zum Nationalteam kommen. Ich weiß nicht, ob sich dadurch etwas ändert. Ich versuche einfach immer mein Bestes zu geben.

Das tun Sie auch bei Schalk­e. Trotzdem kommen Sie aktuell unter Domenico Tedesco nicht richtig zum Zug. Auch der Schweizer Angreifer Breel Embolo wird nach seiner Verletzung langsam herangeführt — ist die Situation vergleichbar?

Schöpf: Das kann man so sagen. Beim einen geht es schneller, beim anderen weniger. Auch die Leistung im Training zählt natürlich. Aktuell läuft es auch sportlich gut, und wenn es läuft, wechselt man weniger. Wenn es nicht so gut läuft, ist man schneller wieder dabei. Jeder Fußballer will erfolgreich sein und das sind wir. Man muss sein Ego hintanstellen. Irgendwann wird die Zeit kommen, wo ich spielen werde. Deshalb bleibe ich ruhig und warte auf mein­e Chance.

Das Gespräch führte Tobias Waidhofer

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