Bayerischer Buchpreis für Franzobel und Andreas Reckwitz

München (APA/dpa) - Für seinen Roman „Das Floß der Medusa“ hat der österreichische Schriftsteller Franzobel am Dienstag in München den Bayer...

München (APA/dpa) - Für seinen Roman „Das Floß der Medusa“ hat der österreichische Schriftsteller Franzobel am Dienstag in München den Bayerischen Buchpreis erhalten. Den Preis in der Kategorie Sachbuch bekam der Kultursoziologe Andreas Reckwitz. Der Illustrator und Schriftsteller Tomi Ungerer wurde mit dem Ehrenpreis des Ministerpräsidenten ausgezeichnet.

Die Preisträger wurden für ihre kritische Auseinandersetzung mit dem Menschsein gewürdigt, die sie in ihren Werken auf ganz unterschiedliche Weise verfolgt haben.

Tomi Ungerer schrieb und illustrierte berühmte Kinderbücher wie „Die drei Räuber“ oder „Der Mondmann“. Außerdem schuf er Bilderbücher für Erwachsene. „Sie sind seit Jahrzehnten ein präziser Kartograph der unterschiedlichsten Lebenswelten unserer westlichen Kultur“, würdigte Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) den 85-Jährigen in ihrer Laudatio.

Franzobel hat sich für „Das Floß der Medusa“ mit einer historischen Episode auseinandergesetzt: Im Juli 1816 kam es vor der mauretanischen Küste zum Schiffbruch der französischen Fregatte Medusa. 15 von 150 Seeleuten überlebten auf einem Floß, weil sie sich von Menschenfleisch ernährten. „Franzobels Roman erzählt in großen Bildern und mit sagenhafter Konsequenz, wie ein Schiff, das sich Medusa nennt - in Wahrheit aber unsere Gesellschaft heißt - seinem Untergang in Dekadenz und Barbarei entgegen segelt“, urteilte Jurymitglied Thea Dorn über den Roman des 50-Jährigen.

Reckwitz wurde für sein Werk „Die Gesellschaft der Singularitäten. Zum Strukturwandel der Moderne“ ausgezeichnet. Darin vollzieht der 47-Jährige nach, wie der Anspruch, ein authentischer und individueller Mensch zu sein, im 21. Jahrhundert zu einer Wissensfigur in verschiedenen Lebensbereichen wurde. „Hellsichtig spürt Andreas Reckwitz einem tiefgreifenden Wandel nach, dessen Auswirkungen wir alle spüren“, urteilte Jurymitglied Svenja Flaßpöhler.

Die Sieger in den Kategorien Sachbuch und Belletristik waren bei einer öffentlichen Jurysitzung live vor Zuschauern ermittelt worden. Preisrichter waren die Autorin Thea Dorn, Svenja Flaßpöhler vom Deutschlandfunk Kultur und Knut Cordsen vom Bayerischen Rundfunk. Veranstalter des Buchpreises sind der Landesverband Bayern des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und das bayerische Wirtschaftsministerium.