Internationale Pressestimmen zum ersten Amtsjahr von Donald Trump
Washington (APA/dpa/AFP) - Die Zeitungen kommentieren am Mittwoch das erste Amtsjahr von US-Präsident Donald Trump:...
Washington (APA/dpa/AFP) - Die Zeitungen kommentieren am Mittwoch das erste Amtsjahr von US-Präsident Donald Trump:
„Jyllands-Posten“ (Aarhus):
„Die, die leugnen, dass Trump eine weitere Amtszeit im Weißen Haus kriegen könnte, machen vielleicht einen schlimmen Fehler. Die USA sind nicht nur die Ost- und die Westküste. Das vergisst Europa oft. Dazu kommt, dass die USA auf dem Weg zu einem wirtschaftlichen Aufschwung sind, für den er die Lorbeeren einstreichen wird. Trump ist wie ein Tsunami über die USA und die Welt gerollt. Wo endet das; ist Trump sogar gefährlich, wie viele seiner Kritiker meinen? Schon jetzt ist seine Glaubwürdigkeit am Boden. Wie sieht das in drei Jahren aus, falls er sich so lange im Amt hält? Andersherum: Falls die USA - und die Welt - diesen ultimativen Sturmlauf überstehen, so kann man gewiss das meiste überstehen.“
„Moskowski Komsomolez“ (Moskau):
„Eins lässt sich mit Gewissheit sagen: Die politische Satire in den USA ist mit Trump aus der Asche auferstanden. Der letzte Staatschef Barack Obama hat gern Witze über sich selbst gemacht, und meist ist ihm das besser gelungen als den Komikern. Trump fehlt die Gabe der Selbstironie, dafür ärgert er sich fast kindisch über jede Stichelei in seine Richtung. Darauf haben die Satiriker nur gewartet: Alec Baldwin ist mit seiner Trump-Parodie regelmäßiger Gast der populären Show ‚Saturday Night Live‘. Und Trump schaut zu und kritisiert auf Twitter, was die Scherzbolde noch mehr anspornt.“
„Frankfurter Rundschau“:
„Vor einem Jahr noch hätte man sich einen US-Präsidenten, der Neonazis verteidigt, Diktatoren hofiert und das Justizsystem als ‚Lachnummer‘ verhöhnt, nicht vorstellen können. Doch Trump verschiebt die Maßstäbe. Eine Lüge? Man nennt es alternative Fakten. Ein vulgärer Ausfall? Die normale Härte. Respekt vor dem Gesetz? Eine Frage des Kalküls. Mit seinen Grenzüberschreitungen zersetzt Trump das liberale Fundament der demokratischen Gesellschaft. Sollte Trump in drei Jahren nicht wiedergewählt werden, würde er ein Land hinterlassen, das seine Werte, seinen Stolz und seine Hoffnungen verraten hat.“
„Süddeutsche Zeitung“:
„Nach einem Jahr Trump stellt sich die nüchterne Erkenntnis ein, dass dieser Mann kein Zufallsprodukt der Geschichte ist und dass er deswegen auch nicht so einfach und vor allem schnell verschwinden wird. Trump ist eine politische Wunschfigur vieler Wähler, sein Stil wird weltweit kopiert. Erfolgreich ist er nirgendwo, da sind die wahren Autokraten effektiver. Vielleicht rührt die heimliche Bewunderung Trumps für Typen wie Xi oder Putin auch daher. All jene, die sich etwa in Europa Alternativen wünschen, sollten nicht auf die Eindämmung durch Mitarbeiter und Kongress hoffen oder gar auf einen Nachfolger warten. Sie müssen handeln, gemeinsam eine alternative Politik gegenüber China aufbauen, den Werte-Schild gegenüber Russland hochhalten, gemeinsam für Sicherheit und Recht sorgen.“