Diabetes bei Frauen - Alleinerzieherinnen und Migrantinnen gefährdet

Wien (APA) - 199 Millionen Frauen sind weltweit von Diabetes betroffen, und es werden immer mehr. Ein ungesunder Lebensstil und die Doppelbe...

Wien (APA) - 199 Millionen Frauen sind weltweit von Diabetes betroffen, und es werden immer mehr. Ein ungesunder Lebensstil und die Doppelbelastung durch Beruf und Familie erhöhen das Risiko für das weibliche Geschlecht. Besonders betroffen sind Alleinerzieherinnen und Migrantinnen, wie Experten der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG) am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien betonten.

Die designierte Präsidentin der ÖDG und Gendermedizinerin, Alexandra Kautzky-Willer, berichtete, dass die Zahl der betroffenen Frauen weltweit bis 2040 sogar auf 313 Millionen steigen wird. Die Krankheit ist bei Frauen die neunthäufigste Todesursache mit 2,1 Millionen Fällen pro Jahr. „Diabetes selbst ist nicht ansteckend und doch verbreitet sich die Erkrankung mit einer rasenden Geschwindigkeit über den gesamten Erdball, weil der Lebensstil, der diese Erkrankung fördert, ansteckend ist“, sagte ÖGD-Präsident Hermann Toplak, Mediziner bei der Ambulanz für Lipidstoffwechsel der Universitätsklinik für Innere Medizin in Graz. Frauen sind nicht nur von Diabetes Typ 1 und Typ 2 betroffen, sondern auch von der Schwangerschaftsdiabetes.

Das weibliche Hormon Östrogen habe laut ÖDG zwar eine gewisse Schutzfunktion gegenüber der Erkrankung, doch dies bedeutet nur, dass Frauen in anderen Lebensstadien mit der Krankheit konfrontiert sind, als es bei den Männern der Fall ist. Zudem haben die gängigen Behandlungen für Frauen ganz andere Nebenwirkungen als für Männer. So haben manche Arzneimittel ein erhöhtes Frakturrisiko, was für Frauen mit Osteoporose problematisch ist, oder es besteht das Risiko auf Harnwegs- oder Pilzinfekte, betonte Kautzky-Willer. Erst in den vergangenen Jahren wurden die geschlechtsspezifischen Ursachen, Risikofaktoren und Folgen der Diabetes untersucht. Die Erkenntnisse sollten bei der Früherkennung und der Behandlung entsprechend berücksichtigt werden, betonte die Medizinerin.

Frauen würden nämlich in der Gesellschaft einen wichtigen Part einnehmen, sie seien die „Multiplikatoren für einen gesunden Lebensstil“, sagte Kautzky-Willer. In der Familie kaufen sie hauptsächlich das Essen für die gemeinsamen Mahlzeiten. Sie prägen wesentlich die Essgewohnheiten der Kinder, ebenso wie die Bewegungsgewohnheiten.

Auf dem Gebiet Ernährung und Diabetes sind noch viele Fragen offen. „Es ist nicht die gleiche Ernährung für jeden die richtige“, betonte Toplak. Auf die alte Diabetes-Empfehlung - 50 Prozent der Nahrung sollte aus Kohlenhydraten bestehen - fühlte sich ein Drittel gut, ein Drittel nahm jedoch an Gewicht zu. Betroffene würden auch zu wenig Eiweiß essen, vor allem die Frauen. „Sie essen meist Gemüse, ein bisschen Obst und was Süßes“, meinte Toplak. „Das fällt den Frauen irgendwann auf den Kopf.“ Er habe Frauen in der Ambulanz, die seien dünn und hätten einen BMI von 18, aber einen Körperfettanteil von 34 Prozent. „Da besteht natürlich das Risiko für Diabetes“, so Toplak.