Die Martinigans fällt nicht unter die Kategorie „light“

Wien (APA) - Martinigänse fallen nicht gerade unter die Kategorie „light“. Mit 343 Kilokalorien pro 100 Gramm landen sie rund um den 11. Nov...

Wien (APA) - Martinigänse fallen nicht gerade unter die Kategorie „light“. Mit 343 Kilokalorien pro 100 Gramm landen sie rund um den 11. November zuerst auf unseren Tellern und gemeinsam mit Rotkraut und Erdäpfelknödel auf unseren Rippen. Rund 1.300 Kalorien kommen pro Portion zusammen - spätestens am nächsten Tag wäre man den fetten Vogel gerne wieder los.

Das könnte beim Laufen oder im Fitness-Studio durchaus gelingen, doch auch innerhalb der eigenen vier Wände gibt es viele Möglichkeiten, sich von den konsumierten Nährwerten zu befreien. Nach sieben Stunden und 15 Minuten Bügeln sollte die Kalorienrechnung wieder ausgeglichen sein, da man bei dieser Hausarbeit - ohne den Grundumsatz des Körpers - 91 Kalorien pro 30 Minuten verbraucht. Aber wozu sich derart anstrengen, wenn es auch bequem funktioniert? Zwei Fasttage auf der Fernsehcouch genügen, um die Gans post mortem noch einmal zu beseitigen.

Darüber macht man sich während des traditionellen Festessens wohl wenig Gedanken: Etwa 250.000 Gänse landen jährlich rund um den 11. November auf den Tischen. Über das ganze Jahr gesehen, verspeist jeder Österreicher 0,2 Kilogramm und lässt sich dazu 0,5 bis 0,6 Kilogramm Rotkraut schmecken. Laut Vier Pfoten stammen 75 Prozent der Festtagvögel aus dem Ausland, was die Tierschützer so gar nicht freut.

Denn während in Österreich praktisch alle Gänse frei über die Wiesen watscheln und sich in satten 28 Wochen ihr Gewicht anfressen, werden ihre ungarischen, französischen und polnischen Leidensgenossen in zwölf Wochen mit Mais gefüttert - und damit fett. Gleich große Exemplare verlieren das Fett beim Braten und entpuppen sich so als „Mogelpackung“. Damit relativiert sich auch der Dumping-Preis in Supermärkten.

Zudem ist in der Alpenrepublik das Stopfen und der Lebendrupf der Gänse verboten, in manchen Ländern jedoch noch immer legal, was Millionen Tieren ein qualvolles Dasein beschert. Um den Konsumenten beim Kauf ein wenig Anleitung zu geben, hat Vier Pfoten eine Positivliste erstellt (http://go.apa.at/EnUdnkMi), mit deren Hilfe diese eine gewisse Auswahl treffen können.

Die Martinigans hat übrigens eine jahrhundertelange Tradition. Bereits 1171 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt. Damals hatte sie allerdings einen anderen Zweck, als einen weiteren Höhepunkt im kulinarischen Jahreskreis zu bieten. Am 11. November endete früher das bäuerliche Arbeitsjahr. Die Knechte erhielten ihren Lohn und als Draufgabe eine Gans. Vor der kargen Winterzeit musste die Geflügelschar stark dezimiert werden.

Der Brauch knüpft an die heidnischen Schlachtfeste der Erntezeit an und wurde vom Christentum übernommen. Neben der bekannten Martinigans gehören Martinsfeuer, Martinsgestampfe gegen böse Geister und der Martinstrunk vom neuen Wein zum Brauchtum, was besonders in Salzburg, Tirol, Ober- und Niederösterreich noch praktiziert wird.

((B I L D A V I S O - Im AOM sind zahlreiche Themenbilder abrufbar.))