Med-Uni Innsbruck

Trendwende: Mehr Ärzte bleiben jetzt in Tirol

Symbolfoto.
© dpa

Das Problem der Landärzte bleibt, doch die Innsbrucker Medizin-Uni steigert die Absolventenzahlen. Und: 80 Prozent von ihnen bleiben.

Von Peter Nindler

Innsbruck — Das Verhältnis mit der Landeskrankenhausgesellschaft Tirol Kliniken an der gemeinsam geführten Universitätsklinik Innsbruck, finanzielle und personelle Ausstattung, Herausforderungen des Ärztearbeitszeitgesetzes, sowie Ausbildung, Lehre und Forschung im Spannungsfeld von Patientenversorgung und Spitzenmedizin: Neo-Rektor Wolfgang Fleischhacker, Finanz-Vizerektorin Manuela Groß (ebenfalls neu), die Vizerektorin für Forschung Christine Bandtlow (alt) und Studienrektor Peter Loidl (alt) wollen in den nächsten vier Jahren endgültig den positiven Umschwung schaffen.

Das heißt: den Stellenwert der wichtigsten medizinischen Versorgungs-, Bildungs- und Forschungseinrichtung Westösterreichs wieder auf jenes Niveau zu heben, wo er Ende der 1990er-Jahre war, und aus den negativen Schlagzeilen herauszuführen.

Wie soll das gelingen? Rektor Fleischhacker streicht den Teamgedanken hervor und möchte damit notwendige Reformen umsetzen. Mit seinem Team will er die Universität zukunftsfit machen, die Zusammenarbeit mit den Tirol Kliniken verbessern („harmonisieren") sowie Schwerpunkte wie mit einer Sportmedizin setzen.

Eine Trendwende zeichnete sich zuletzt bei der viel diskutieren Abwanderung von ausgebildeten Medizinern nach dem Studium ab. „Gingen 2015 rund 70 bis 80 Prozent ins Ausland, so bleiben jetzt 80 Prozent in Österreich bzw. in Tirol", sagt Studien-Vizerektor Peter Loidl­. Die Anhebung der Gehälter für Spitalsärzte spielt hier eine wesentliche Rolle. Wie ­Loidl hinzufügt, konnte auch die Absolventenquote von 190 auf rund 340 gesteigert werden. „Ziel sind 350 jährlich, das entspricht der Zahl der Studienanfänger."

Noch wirkt das Rektorat mit Peter Loidl, Christine Bandtlow, Manuela Groß und Uni-Chef Wolfgang Fleischhacker (v. l.) entspannt.
© Med Uni/Lechner

Wenn wieder mehr Ärzte dableiben, benötigt es dann überhaupt die vom Land Tirol forcierte Medical School für Allgemeinmediziner? Loidl und Fleischhacker wollen sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, geben aber deutlich zu verstehen, dass es ohne die Kooperation mit der Med-Uni nicht gehen wird.

Das sieht auch Gesundheits-LR Bernhard Tilg so. „Die Zusammenarbeit mit der Universität ist ein Eckpfeiler." Derzeit wartet das Land noch auf eine für Tirol, Vorarlberg und Südtirol in Auftrag gegebene Ärztebedarfsstudie. „Danach werden die weiteren Schritte gesetzt." Rund 100 der 180 Landärzte in Tirol werden in den nächsten zehn Jahren in Pension gehen, der Ärztemangel in den peripheren Regionen ist ein drängendes Problem für die Politik.

Vor allem das Gesprächsklima mit dem Land Tirol und den Tirol Kliniken soll nun verbessert und der entsprechende Zusammenarbeitsvertrag besser gelebt werden. Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (VP) sichert hier volle Unterstützung zu. „Die Vereinbarung liegt vor, aber es hängt natürlich von den Personen ab, ihn umzusetzen."

Die erste Nagelprobe könnte der Versuch sein, wieder eine universitäre Pathologie zu etablieren. Dass die Tirol Kliniken im Vorjahr ein eigenes Institut eingerichtet haben, führte bekanntlich zu heftigen Auseinandersetzungen und wohl auch zum späteren Aus von Fleischhackers Vorgängerin Helga Fritsch.

Die Zusammenarbeit an der Universitätsklinik/Landeskrankenhaus Innsbruck bezeichnet Fleischhacker aus seiner Sich als „Win-win-Situation". Für die finanzielle Basis — u. a. Errichtung eines Schwerpunkts Sportmedizin, der von Peter Loidl forcierten Anpassung der Studienpläne für eine praxisnähere Ausbildung mit E-Health, Digitalisierung oder Telemedizin sowie der von Christine Bandtlow betreuten Forschung und Internationalisierung — ist künftig Manuela Groß zuständig. Sie kündigt bereits Optimierungen an, für heuer ist sie optimistisch, dass das 230-Mio.-Euro-Budget ausgeglichen sein werde. „Und auch die Umsetzung des Arbeitszeitgesetzes bis 2018 ist personell und finanziell gesichert." Gradmesser für die künftige finanzielle Ausstattung wird für die Medizin-Uni letztlich die neue Leistungsvereinbarung sein.

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