Rouhani: Teheran will keine Spannungen mit Saudi-Arabien
Teheran/Riad (APA/dpa/Reuters) - Der Iran will nach Angaben von Präsident Hassan Rouhani keine Spannungen mit Saudi-Arabien. Gleichzeitig wa...
Teheran/Riad (APA/dpa/Reuters) - Der Iran will nach Angaben von Präsident Hassan Rouhani keine Spannungen mit Saudi-Arabien. Gleichzeitig warnte er jedoch am Mittwoch, dass Riad es nicht darauf ankommen lassen sollte. „Falls die Saudis glauben, dass die USA und die Zionisten (Israel) nun ihr Freund sind und der Iran nicht, begehen sie einen gravierenden strategischen Fehler“, sagte Rouhani.
Der Iran wolle Frieden und Stabilität, Freundschaft und Bruderschaft mit allen Ländern in der Region.
„Die Saudis kennen ... die Macht sowie den Status des Iran in der Region. Sogar die Amerikaner konnten gegen das Land (militärisch) nichts unternehmen“, sagte Rouhani. Falls die Saudis interne Probleme haben, sollten sie versuchen, diese zu lösen, sagte er offenbar mit Verweis auf die Verhaftungswelle gegen Führungspersönlichkeiten im wahhabitischen Staat. Anderen Ländern in der Region absurde Unterstellungen zu machen oder den libanesischen Premierminister zum Rücktritt zu zwingen, werde die internen Probleme nicht lösen, so der Präsident. Er spielte damit auf den kürzlichen Rücktritt des libanesischen Regierungschefs Saad Hariri an. Bei seiner Rücktrittserklärung hatte der Saudi-Arabien nahestehende Sunnit der im Libanon einflussreichen Schiitenmiliz Hisbollah sowie deren Schutzmacht Iran vorgeworfen, in der Region Unruhe zu schüren.
Rouhanis Stabschef Mahmoud Vaezi forderte alle Fraktionen im Land auf, Ruhe zu bewahren und sich nicht von der neuen Führung in Saudi-Arabien provozieren zu lassen. Diese versuche, ihre politischen Niederlagen in Jemen, Syrien und Katar mit absurden Unterstellungen gegen den Iran zu vertuschen, sagte Vaezi nach Angaben der Nachrichtenagentur ISNA.
Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman, der sich derzeit als neuer „starker Mann“ des Landes etabliert, hatte dem Iran vorgeworfen, in den Raketenangriff der jemenitischen Houthi-Rebellen auf den internationalen Flughafen Riads vor einigen Tagen involviert gewesen zu sein. Teheran beliefere die Houthi-Rebellen im Jemen mit Raketen, und der Angriff könnte seinen Angaben nach einem Kriegsakt gegen das Königreich gleichkommen.
Die USA machen den Iran für Raketenangriffe auf Saudi-Arabien verantwortlich und fordern die Vereinten Nationen zum Handeln auf. Die Islamische Republik habe Raketen an die Houthi-Rebellen im Jemen geliefert und damit gegen zwei Resolutionen des UNO-Sicherheitsrates verstoßen, erklärte die US-Regierung.
Präsident Donald Trump bezeichnete die Raketenangriffe am Mittwoch als eine Gefahr für die Sicherheit in der Region, womit die Bemühungen der UNO untergraben würden, den Bürgerkrieg im Jemen zu beenden. Zudem müsste die UNO Hinweise prüfen, dass der Iran den Krieg schüre, um seinen regionalen Einfluss zu stärken. Der Iran bestritt die Vorwürfe und erklärte, die Houthi-Angriffe seien eine Reaktion auf saudi-arabische Aggression.
Informationen aus Saudi-Arabien zeigten, dass bereits eine im Juli abgefangene Rakete, die von Houthis abgefeuert worden sei, aus dem Iran stamme, sagte die amerikanische UNO-Botschafterin Nikki Haley am Dienstagabend in New York. Dahinter steckten die iranischen Revolutionsgarden. Diese Art von Waffe habe es vor dem Konflikt nicht im Jemen gegeben. Und auch die am Samstag abgefangene Rakete stamme wohl aus dem Iran. „Wir ermuntern die Vereinten Nationen und die internationalen Partner, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um das iranische Regime für diese Verstöße zur Verantwortung zu ziehen“, sagte Haley. Saudi-Arabiens UNO-Botschafter Abdallah Al-Muallimi schloss sich der Forderung an. Kronprinz Mohammed hatte am Dienstag erklärt, die iranischen Raketenlieferungen kämen einem „kriegerischen Akt“ gleich. Der Iran wies die Vorwürfe als grundlos zurück.
Rohani sieht dagegen die Schuld für die Raketenangriffe bei Saudi-Arabien. Dem jemenitischen Volk müsse es erlaubt sein, sich mit seinen eigenen Waffen gegen die Bombardierung seines Landes zu verteidigen, sagte er laut der Nachrichtenagentur Tasnim.
Die Luftwaffe Saudi-Arabiens hatte am Samstag eine Rakete abgefangen, die in Richtung der Hauptstadt Riad abgefeuert worden war. Es handle sich dabei um eine iranische Rakete, die von Houthi-Territorium im Jemen aus abgefeuert worden sei, erklärte das Außenministerium. In dem Land führen Saudi-Arabien und der Iran einen Stellvertreterkrieg: Der Iran unterstützt die Houthi-Rebellen und eine von Saudi-Arabien angeführte Militärallianz die international anerkannte Regierung.
Saudi-Arabien und der Iran ringen seit längerem um die Vorherrschaft in der Region. Dabei versteht sich Saudi-Arabien als Schutzmacht der muslimischen Sunniten, der Iran als die der Schiiten. Teheran hat noch mehr an Einfluss gewonnen, seit mit dem in Wien vereinbarten internationalen Iran-Atomabkommen die Isolation des Landes endete. US-Präsident Trump hat das unter seinem Vorgänger Barack Obama abgeschlossene Atomabkommen mit dem Iran allerdings wieder infrage gestellt, weil der Iran dagegen verstoße und Gewalt und Terror in der Region schüre. Insbesondere die Revolutionsgarden sieht er hier als Drahtzieher.