Salzburger Festspiele 2 - Zwei Romane, „Penthesilea“ und „Die Perser“

Salzburg (APA) - Mit dem „Jedermann“ starten die Festspiele im Rahmen der Ouverture Spirtuelle am 22. Juli ihr Schauspielprogramm. Bettina H...

Salzburg (APA) - Mit dem „Jedermann“ starten die Festspiele im Rahmen der Ouverture Spirtuelle am 22. Juli ihr Schauspielprogramm. Bettina Hering, Leiterin des Schauspiels, lobte die in sehr kurzer Zeit entstandene Neuinszenierung des Stücks im Vorjahr mit Tobias Moretti in der Rolle des Jedermann. Sie sei sehr glücklich, dass die Besetzung gleich bleibe, sagte Hering.

„Regisseur Michael Sturminger und sein Team haben für die Spielserie 2018 Zeit, den ‚Jedermann‘ weiter zu vertiefen“, so die Schauspielchefin. Neu gestaltet wird die musikalische Umrahmung, bei der Wolfgang Mitterer Matthias Rüegg ersetzt. Änderungen wird es auch bei der Szene der Tischgesellschaft geben.

Zwischen den Opern- und Schauspielproduktionen des kommenden Sommers hat Hering auf Querverweise und Brücken Wert gelegt. Ein Beispiel ist Heinrich von Kleists „Penthesilea“. „Die Titelheldinnen Penthesilea, Salome und Poppea kämpfen zwar nicht auf dem selben Schlachtfeld, sie weisen in ihrer radikalen Unbeugsamkeit aber durchaus Verwandtschaft auf“, sagte die Schauspielleiterin. In „Penthesilea“, einem „orgiastischen Liebesspiel mit tragischem Ausgang“, klängen auch Themen aus den „Bassariden“ von Henze an, meinte Hering. Die Regie des Kleist-Werks übernimmt Johan Simons. „Er wird diesen großen Stoff auf ein Duett und/oder ein Duell konzentrieren“, kündigte Hering an. Penthesilea wird von Sandra Hüller gespielt, ihr Partner als Achill ist Jens Harzer.

Als „wahre Passionsgeschichte“ bezeichnete Hering den Roman „Hunger“ des norwegischen Autors Knut Hamsun, der von Frank Castorf in eine Textfassung gebracht und auf der Perner-Insel inszeniert wird. „Hunger“ gehöre zu den bedeutendsten, radikalsten Texten der Moderne, sagte Hering. Das Stück wird ein Wiedersehen der einstigen Buhlschaft Sophie Rois in Salzburg bringen. Dem 1952 verstorbenen Nobelpreisträger Hamsun wird auch in einer Lesung und einem Marathon-Film-Tag nachgespürt.

„Kommt ein Pferd in die Bar“ ist die zweite Roman-Dramatisierung und das zweite Zwei-Personen-Stück auf dem Schauspiel-Spielplan. In dem 2014 erschienenen und mit dem Booker Prize ausgezeichneten Roman von David Grossman gehe es um Verlust, Läuterung und die Sehnsucht nach Wiedergutmachung. Der getriebene Komiker Dovele entblöße sich darin mit brachialem Humor bis zur totalen Verausgabung, erklärte Hering. Den Dovele spielt Samuel Finzi („Diese Rolle ist ihm auf den Leib geschrieben“), ihm zur Seite steht Mavie Hörbiger, die im „Jedermann“ auch die Rolle der „Werke“ gibt. Die Inszenierung von Dusan David Parizek, der auch das Bühnenbild gestaltet, ist eine Koproduktion mit dem Burgtheater und dem Deutschen Theater Berlin. Gespielt wird im republic. Mit einer Lesung und mit einem Gespräch mit dem israelischen Autor wird das Publikum die Gelegenheit haben, noch tiefer in das Universum von Grossman einzutauchen.

Die fünfte Schauspielproduktion des Festspielsommers bringt das älteste Drama der Theatergeschichte, „Die Perser“ von Aischylos, in das Salzburger Landestheater. Ulrich Rasche, der mit „Die Räuber“ aus München am kommenden Montag im Rennen um einen Nestroy-Preis für die beste deutschsprachige Aufführung ist, wird zum ersten Mal in Salzburg Regie führen. „Das Stück ist eine einzige große Wehklage“, beschrieb Hering den Stoff, der eine Diskussion über den modernen und humanen Staat ebne. Im Ensemble wird Valery Tscheplanowa, die „Schauspielerin des Jahres 2017“, ihr Salzburger Festspiel-Debüt feiern.

Bei den Lesungen wird Peter Simonischek unter dem Titel „Über das Marionettentheater“ mit Werken von Kleist zu hören sein. Edith Clever und Bruno Ganz lesen aus dem Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Hans Werner Henze. Zum 80. Geburtstag von Walter Kappacher ist außerdem eine Hommage an den Büchner-Preisträger geplant.

Umfangreich wie gewohnt ist das Salzburger Konzert-Programm. Die Ouverture spirituelle sei „als Einschwingen in den Festspielsommer eine sehr schöne Idee von Alexander Pereira“ gewesen und mache in der Programmierung Spaß, sagte Hinterhäuser. 2018 trägt sie den Untertitel „Passion“ und startet mit der Lukaspassion von Krzysztof Penderecki unter der Leitung von Kent Nagano. In der Kollegienkirche gibt es u.a. Carl Theodor Dreyers Stummfilm „La Passion de Jeanne d‘Arc“ und „Il Vangelo secondo Matteo“ (Das Evangelium nach Matthäus) von Pier Paolo Pasolini zu sehen.

Schwerpunkte sind u.a. Beat Furrer und der russischen Komponistin Galina Ustwolskaja (1919-2006) gewidmet. Darauf, dass Ustwolskaja-Spezialist Hinterhäuser in diesem Rahmen zweimal als Pianist zu hören sein wird - zusätzlich gibt es noch einen Schumann-Liederabend mit Matthias Goerne - ist die Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler besonders stolz. Zwei Orchester kommen 2018 zum ersten Mal mit ihren neuen Chefdirigenten nach Salzburg: die Berliner Philharmoniker mit Kirill Petrenko und das London Symphony Orchestra mit Simon Rattle. Und schließlich kehrt Teodor Currentzis nach seinem eindrucksvollen Festspieldebüt 2017 mit seinem Orchester und Chor musicAeterna aus Perm nach Salzburg zurück. Zum dritten Mal nach Nikolaus Harnoncourt und Paavo Järvi wird ein kompletter Zyklus aller neun Beethoven-Symphonien in Salzburg aufgeführt. „Meines Wissens wird das eine Premiere sein“, sagte der Intendant. „Das wird eine sehr aufregende Reise in den Kosmos Beethoven werden.“

(S E R V I C E - Salzburger Festspiele: 20. Juli - 30. August 2018, www.salzburgerfestspiele.at)