Künstlerin Koczy täuschte offenbar Biografie als Nazi-Verfolgte vor
Recklinghausen (APA/dpa) - Die Künstlerin Rosemarie Koczy hat nach Recherchen der deutschen Stadt Recklinghausen jahrelang eine Biografie vo...
Recklinghausen (APA/dpa) - Die Künstlerin Rosemarie Koczy hat nach Recherchen der deutschen Stadt Recklinghausen jahrelang eine Biografie vorgetäuscht, die sie als Jüdin und KZ-Überlebende darstellte. Wie das Stadtarchiv am Mittwoch erklärte, habe die 1939 in Recklinghausen geborene und 2007 in den USA gestorbene Künstlerin falsch angegeben, Jüdin und in einem Konzentrationslager gewesen zu sein.
Koczys gefälschter Lebenslauf sei anlässlich einer Ausstellung von mehr als 100 Arbeiten aufgefallen, die sie der Stadt Recklinghausen vermacht hatte. Ihr Name sei nicht im Opferbuch der Stadt verzeichnet, sagte der Leiter des Stadtarchivs, Matthias Kordes. Die Nachforschungen in Standesamts- und Melderegistern hätten ergeben, dass sie selbst sowie ihre Eltern und Großeltern römisch-katholisch waren. „Sie selbst ist katholisch getauft“, sagte Kordes.
Auch die Angabe der Künstlerin, wonach sie als Kind im Konzentrationslager Traunstein - einem Außenlager des KZ Dachau - gewesen sein soll, sei nicht zu belegen. „Das war ein reines Männerlager. Da gab es keine Kinder“, sagte Kordes den Rundfunksendern.
Der Direktor der Kunsthalle, Hans-Jürgen Schwalm, verteidigte die Künstlerin. „Sie hat eine ernstzunehmende Ausstellung hinterlassen.“ Koczy habe sich auch erst Anfang der 90er-Jahre eine jüdische Identität gegeben. „Sie hatte große Erfolge aber schon in den 70ern“, betonte Schwalm. Aus der falschen Identität habe sie keinen Profit gezogen. Was sie dazu verleitet habe, wisse man nicht.
Die Werke von Rosemarie Koczÿ finden sich heute unter anderem im Guggenheim-Museum in New York sowie in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Ein Sprecher von Yad Vashem wollte sich zu den Berichten am Mittwoch nicht äußern. Seit Mitte der 80er Jahre lebte Rosemarie Koczy in den USA.