Aufregung um Kulturleiterposten in Graz - Kunstpreis-Jury trat zurück

Graz (APA) - Eine Personalie der Grazer Stadtregierung sorgt seit dem Wochenende für Aufregung und nun für den Rücktritt der Jury des Grazer...

Graz (APA) - Eine Personalie der Grazer Stadtregierung sorgt seit dem Wochenende für Aufregung und nun für den Rücktritt der Jury des Grazer Kunstpreises. Die Bestellung des früheren SPÖ-Gemeinderatsklubchefs und Kulturstadtrats Michael Grossmann zum Kulturamtsleiter wird von der Jury als „unerträgliche Farce“ bezeichnet. Zur Jury gehören Peter Weibel und die Kunsthistoriker Gertrude Celedin und Anselm Wagner.

Die Vorgänge rund um die Bestellung des neuen Kulturamtsleiters, „bei der ein Parteikandidat gegen zahlreiche wesentlich qualifiziertere BewerberInnen aus dem Kunst- und Kulturbereich vorgezogen wurde, veranlasst uns, unsere Tätigkeit als JurorInnen des Kunstpreises der Stadt Graz zurückzulegen“, teilten Weibel, Celedin und Wagner am Mittwoch in einer Aussendung mit. Man könne nicht widerspruchslos hinnehmen, dass „zuerst eine Ausschreibung auf den Parteikandidaten des Bürgermeisters zugeschnitten wurde, namhafte BewerberInnen zum Hearing eingeladen, dann aber aus Angst, diese könnten dem Parteikandidaten gefährlich werden, wieder ausgeladen wurden“. Als Grossmann „überraschenderweise“ gegen seine wenigen verbliebenen Mitbewerber durchgesetzt wurde, so die Jury-Mitglieder, sei dies von der Stadtregierung allen Ernstes als „offenes Rennen“ und „objektives Verfahren“ verkauft worden. „Es tut uns sehr leid, aber wir lassen uns nicht für dumm verkaufen. In der Kunst und der Wissenschaft zählt - wie in allen anderen Bereichen auch - allein fachliche Kompetenz. Parteibücher haben dabei nichts verloren. Wir wollen unseren guten Namen nicht weiter für eine Stadtregierung hergeben, die das offensichtlich anders sieht“, hieß es in der Aussendung.

Der frühere SPÖ-Kulturstadtrat Michael Grossmann war zur Gemeinderatswahl Anfang Februar dieses Jahres nicht mehr auf der Kandidatenliste seiner Partei gestanden. Knapp eineinhalb Wochen vor der Wahl hatte Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) Grossmann dann als möglichen künftigen „unabhängigen“ Kulturressortchef präsentiert - obwohl dieser de facto noch für die Roten im Gemeinderat saß. Stadt-SPÖ-Chef Michael Ehmann schloss Grossmann umgehend aus der Partei aus. Kulturstadtrat wurde dann nach der Wahl Günther Riegler (ÖVP). Grossmann wurde dann bei dem Hearing vorige Woche zur Bestellung des Nachfolgers des hoch angesehenen langjährigen Kulturamtsleiters Peter Grabensberger nachnominiert und dann einstimmig gekürt.

Kritik an der Bestellung war bereits zuvor von SPÖ, Grünen, KPÖ und NEOS gekommen. KPÖ-Klubchef Manfred Eber sagte, die Bestellung Grossmanns reihe sich „nahtlos in die Vorgehensweise des schwarz-blauen Postenschachers“ ein. Die Grünen forderten wie die NEOS eine Neuausschreibung des Postens. NEOS-Gemeinderat Niko Swatek sprach am Mittwoch bezüglich des Jury-Rücktritts vom „nächsten Schaden für Graz durch die Postenschacherei“.

Der Personalvorschlag zur Bestellung Grossmanns zum neuen Kulturamtsleiter soll am 16. November im Grazer Gemeinderat eingebracht werden.