Liturgietext-Übersetzung: Kardinal Müller widerspricht Papst
München/Rom (APA) - Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller hält nichts davon, dass Papst Franziskus den nationalen Bischofskonferenzen ...
München/Rom (APA) - Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller hält nichts davon, dass Papst Franziskus den nationalen Bischofskonferenzen bei der Übersetzung liturgischer Texte zuletzt mehr Freiheit eingeräumt hat. Die Liturgie vereine und dürfe nicht trennen, sagte der frühere Präfekt der Glaubenskongregation laut Kathpress der „Passauer Neuen Presse“ (Donnerstag-Ausgabe).
So müsse bei der Übersetzung auf inhaltliche Genauigkeit und Treue sowie auf die wirkliche Umsetzung in Geist und Kultur der Zielsprache geachtet werden. Als Beispiele nannte Müller „hoch anspruchsvolle Lehren“ wie den stellvertretenden Sühnetod Jesu, die Geburt Jesu aus der Jungfrau Maria, die leibliche Auferstehung Jesu oder die Gabe seines wahren Fleisches und Blutes unter Gestalt von Brot und Wein. In manchen Ländern seien diese und andere Wahrheiten auf ethische Appelle heruntergebrochen und so ihres katholischen Heilsrealismus entkleidet worden.
Hintergrund der Ausführungen ist eine Auseinandersetzung von Franziskus mit dem Leiter der Gottesdienstkongregation, Kardinal Robert Sarah. In dem seit Anfang Oktober gültigen Papsterlass „Magnum principium“ betonte der Papst „das wichtige Prinzip“ des Zweiten Vatikanischen Konzils: Die Texte zur Liturgie der katholischen Kirchen sollen für die Gläubigen verständlich sein. Priorität vor einer wortgetreuen Übersetzung etwa des Messbuchs müsse daher die Verständlichkeit der Übersetzung haben.
Im Internet tauchte nach Veröffentlichung des Erlasses ein Kardinal Sarah zugeschriebener Kommentar auf, in dem das Dekret so ausgelegt wird, dass der Vatikan weiterhin das letzte Wort in der Frage der liturgischen Übersetzungen habe. Papst Franziskus trat diesen Äußerungen in einem Brief an Sarah entgegen.
Kardinal Müller sagte der „Passauer Neuen Presse“, er bedauere sehr, dass bei der Frage der richtigen und treuen Übersetzung der originalen lateinischen Liturgiesprache des römischen Ritus solche Reibungen entstanden seien. Die Frage, ob die Harmonie zwischen Franziskus und seinem Vorgänger Benedikt XVI. nun dahin sei, weil letzterer im Vorwort eines Buches geschrieben hatte, die Liturgie sei bei Sarah in guten Händen, wollte Müller nicht beantworten. „Mich zum Verhältnis des Papstes zu Benedikt XVI. öffentlich zu äußern, überschreitet meine Kompetenz.“