Fußball: Uruguay-Match im Zeichen des 25. Todestags von Ernst Happel

Wien (APA) - Der Test des Nationalteams am Dienstag gegen Uruguay steht ganz im Zeichen der vielleicht größten Persönlichkeit, die Österreic...

Wien (APA) - Der Test des Nationalteams am Dienstag gegen Uruguay steht ganz im Zeichen der vielleicht größten Persönlichkeit, die Österreichs Fußball jemals hervorgebracht hat. An diesem Tag jährt sich der Tod von Ernst Happel, Namensgeber der Austragungsstätte des Spiels, zum 25. Mal. Der ÖFB nimmt das zum Anlass, um den „Wödmasta“ im Rahmenprogramm des Debüts von Teamchef Franco Foda ausgiebig zu würdigen.

So wird unter anderem etwa ein Film über Happel über die Vidiwall des Stadions ausgestrahlt. Außerdem gibt es ein Interview mit seiner Enkelin Christina Happel, die auch den Ehrenanstoß vornimmt.

Ihr Großvater zählte in seinen Glanzzeiten als Spieler zur erweiterten Weltklasse, zur Legende wurde er aber erst als Coach. Vor allem in den 1970er- und 1980er-Jahren erarbeitete sich Happel den Ruf eines absoluten Spitzentrainers, der von Erfolg zu Erfolg eilte - und das mit einer äußerst knorrigen Art.

In seiner Zeit als Kicker war der Wiener Vergnügungen abseits des Platzes alles andere als abgeneigt, als Trainer führte er ein strenges Regiment. Er achtete stets auf den Zapfenstreich, duldete Widerspruch nur äußerst ungern und galt nicht gerade als Betreuer mit außergewöhnlicher psychologischer Einfühlsamkeit.

Und dennoch - oder gerade deshalb - war Happel ein Garant für Triumphe. Er nahm Anleihen am damals revolutionären niederländischen „Totaalvoetbal“ und gilt als Wegbereiter der Abseitsfalle. Pressing spielten seine Mannschaften schon Ende der 1960er-Jahre.

Auch aus diesem Grund reicht sein Einfluss bis in die heutige Zeit. Happel wurde im Zusammenhang mit seinen taktischen Ideen, aber auch mit seinem oft einsilbigem Auftreten zum Trainer-Vorbild für viele seiner Ex-Spieler.

Begonnen hat alles bei Rapid, wo er bereits als 13-Jähriger landete. Mit den Hütteldorfern schaffte Happel als Spieler sechs Meistertitel, einen Cupsieg und 1951 den Erfolg im damals prestigeträchtigen Zentropacup, mit der Nationalmannschaft 51 Länderspiele sowie die WM-Teilnahmen 1954 (Rang drei) und 1958. Unvergessen sind seine drei Tore zum 3:1-Heimsieg gegen Real Madrid im Meistercup. 1959 ließ er nach einem eineinhalbjährigen Intermezzo bei Racing Club Paris seine Karriere bei Rapid ausklingen.

Der Spieler Happel hätte den Trainer Happel wohl zur Weißglut gebracht. Als sogenannter „Stopper“ gönnte sich der begeisterte Kartenspieler und Casino-Besucher regelmäßig Ausflüge in die Offensive, brachte als letzter Mann den Ball auch gern mit dem Hintern unter Kontrolle oder prüfte seinen Goalie und engen Freund Walter Zeman mit Schüssen aufs eigene Tor.

1959 übernahm der wegen seiner Ähnlichkeit zu einem türkischen Schauspieler „Aschyl“ genannte Happel bei Rapid das Amt des Sektionsleiters. Ein Jahr später wurden die Grün-Weißen Meister, wieder ein Jahr darauf gewannen sie den Cup und drangen im Meistercup bis ins Semifinale vor.

Mit Happels Engagement bei ADO Den Haag von 1962 bis 1968 nahm seine Trainerkarriere so richtig Fahrt auf. Es folgten Stationen bei Feyenoord (1968 - 1973), FC Sevilla (1973 - 1974), Club Brügge (1974 - 1978), dem Nationalteam der Niederlande (1978), Harelbeke (1979), Standard Lüttich (1979 - 1981), Hamburger SV (1981 - 1987) und FC Tirol (1987 - 1991).

Am Ende seiner Club-Laufbahn hielt der Kettenraucher bei damals weltweit unerreichten 18 Titelgewinnen. Dazu zählten Triumphe im Meistercup (1970 mit Feyenoord und Franz Hasil, 1983 mit dem HSV) sowie zwei Meistertitel in den Niederlanden mit Feyenoord, drei Meistertitel in Belgien mit Brügge, zwei Meistertitel in Deutschland und zwei in Österreich. 1970 gewann er mit Feyenoord auch den Weltcup.

1978 wäre Happel zudem seinem Spitznamen „Wödmasta“ beinahe gerecht geworden. Im WM-Finale mit den Niederlanden gegen Argentinien traf Rob Rensenbrink beim Stand von 1:1 kurz vor Ende der regulären Spielzeit nur die Stange, die Südamerikaner setzten sich schließlich in der Verlängerung mit 3:1 durch.

Sein zweites Teamchef-Engagement und gleichzeitig seine letzte Tätigkeit als Trainer führte Happel mit Jahresbeginn 1992 zum ÖFB. Mit dem Nationalteam brachte er es in neun Länderspielen auf zwei Siege, drei Remis und vier Niederlagen, ehe er am 14. November in der Innsbrucker Universitätsklinik wenige Tage vor seinem 67. Geburtstag verstarb. Das letzte Spiel auf der Bank erlebte der von einer Krebserkrankung schon schwer gezeichnete Starcoach am 28. Oktober 1992 beim 5:2 in der WM-Qualifikation gegen Israel - in jenem Stadion, das seit Ende 1992 seinen Namen trägt und am Dienstag Schauplatz seiner Gedenkveranstaltung ist.