„Erbsünde“: Journalist Nuzzi befasst sich mit Vatikan-Geheimnissen
Vatikanstadt (APA) - Vom spurlosen Verschwinden der jungen Emanuela Orlandi über den Tod von Johannes Paul I. bis zu Missbrauchsskandalen un...
Vatikanstadt (APA) - Vom spurlosen Verschwinden der jungen Emanuela Orlandi über den Tod von Johannes Paul I. bis zu Missbrauchsskandalen und einer einflussreichen Schwulenlobby: Der italienische Enthüllungsreporter Gianluigi Nuzzi befasst sich in seinem vom Verlag „Chiarelettere“ veröffentlichten neuen Buch „Peccato originale“ (Erbsünde) mit mehreren noch offenen Rätseln im Vatikan.
In den 352 Seiten seines neuen Werks versucht der Mailänder Nuzzi Antworten auf sieben Fragen zu finden, die den Vatikan seit vielen Jahren belasten. „Ist Papst Johannes Paul I. ermordet worden?“, „Wer hat die Vatikan-Bürgerin Orlandi entführt?“, „Warum geraten die von Benedikt XVI. und von Franziskus eingeleiteten Kurienreformen stets ins Stocken?“, „Was bremst den Wandel“, sind einige Themen, mit denen sich Nuzzi befasst.
„Um auf diese Fragen eine Antwort zu finden, bin ich drei roten Fäden gefolgt: Geld, Blut und Sex. Sie bilden ein dichtes Gewebe aus intransparenten Interessen, Gewalt, Lügen, Erpressungen und verhindern jeglichen Wandel im Vatikan“, berichtete Nuzzi im Gespräch mit der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“.
Besonders brisant sind die Kapitel des Buchs, die sich mit dem Thema Sex befassen. Nuzzi berichtet über eine Schwulenparty mit viel Kokain, die von den Vatikan-Gendarmen in einem Palast innerhalb des Vatikan unterbrochen wurde. Nuzzi zitiert den Ex-Kommandanten der Schweizer Garde, Elmar Theodor Mäder, der offen von einer „Schwulenlobby“ im Vatikan spricht. „Im Vatikan gibt es eine derart einflussreiche Schwulenlobby, die für die Sicherheit des Papstes gefährlich ist“, betonte Mäder.
Nuzzi berichtet auch über Missbrauch von Ministranten bei Messen im Petersdom, inklusive jenen, die vom Papst zelebriert werden. Die Missbrauchsfälle seien zwar gemeldet worden, der Ministrant, der den Fall angezeigt habe, sei entfernt worden.
Heikel sind auch die Enthüllungen zum Tod von Johannes Paul I. nach lediglich 33 Tagen Pontifikat. Laut Nuzzi sei der „lächelnde Papst“, wie Albino Luciani genannt wurde, nicht vergiftet worden, wie oft behauptet wird. Er sei unter dem Druck der „tragischen Wahrheit“ im Zusammenhang mit Skandalen rund um die Vatikan-Bank IOR gestorben. Er sei von der „Last der Probleme“ erdrückt worden, meinte Nuzzi.