Üppiges Festmahl der Klänge: Fleet Foxes gastierten in Wien

Wien (APA) - Sie haben nichts verlernt: Nach zwei gefeierten Alben legte die US-Folkband Fleet Foxes eine längere Pause ein, die die Gruppe ...

Wien (APA) - Sie haben nichts verlernt: Nach zwei gefeierten Alben legte die US-Folkband Fleet Foxes eine längere Pause ein, die die Gruppe im heurigen Sommer mit „Crack-up“ beendete. Darauf zeigt sich die Formation um Sänger und Songschreiber Robin Pecknold verspielt wie eh und je, aber auch gereift und experimentierfreudig. Das wurde Mittwochabend auch beim großartigen Gastspiel im Wiener Gasometer deutlich.

Was dabei besonders positiv auffiel: Die für ihre schwierige Akustik bekannte Halle lehrte diesen Füchsen nicht das Fürchten. Vielmehr legte die live zum Sextett angewachsene Band von Anfang an einen mitreißenden Auftritt hin, der sich zunächst mit Stücken wie „I Am All That I Need/Arroyo Seco/Thumbprint Scar“ eher auf das neue Material konzentrierte. Ein dynamisches Spiel zwischen lauten und leisen Passagen gab es dabei ebenso zu erleben wie abwechslungsreiche und vor allem farbenfrohe Projektionen, die die Musiker einrahmten.

Der Weg zurück zur Musik, er scheint kein schwieriger gewesen zu sein, wie Pecknold vor dem Auftritt deutlich machte. „Es war für mich einfach eine Periode, in der ich schauen wollte, was passiert“, resümierte er im APA-Interview. So besuchte er in der vergangenen Jahren beispielsweise die Columbia University, aber das Songschreiben ließ ihn nie wirklich los. „Ich konnte mich nur nicht sofort dazu durchringen, mich wieder dem Tourleben zu verpflichten. Aber als ich für mich entscheiden konnte, dass das der nächste Schritt sein wird, ging es leicht von der Hand.“

Pecknold sprach diese Worte mit Bedacht. Ohnehin ist seine Band weit entfernt von jeglichen Rock‘n‘Roll-Klischees - nicht nur, weil ihr Sound einen so melancholischen wie verträumten Touch hat. Man kann aber auch Zupacken, wie das eingängige „Fool‘s Errand“ unter Beweis stellte. Immer wieder wurden noch während der Songs die Instrumente getauscht, türmten die Musiker Schicht über Schicht und war das Konzert letztlich weit davon entfernt, in ein abgeschmacktes Folkrevival abzudriften. Stattdessen wurde ein Feuerwerk nach dem anderen gezündet und so eine geradezu hypnotische Wirkung erzeugt, die sich allen voran an progressiven Einschüben nährte.

Dabei stimmte auch die Ausgewogenheit zwischen alten und neuen Elementen - was sich auf das Songwriting ummünzen lässt. „Ich hatte kein bestimmtes Ziel vor Augen, sondern folgte meinem Instinkt und tat, was sich richtig anfühlte“, erklärte Pecknold seine Herangehensweise an „Crack-up“. „Das ist wie bei einem guten Essen: Hier sind ein paar Dinge, die ihr kennt und mögt. Und dazu gibt es ein paar Neuigkeiten, neben dem Hauptgang sozusagen“, schmunzelte er. „Insgesamt sollen so die einzelnen Bereiche in Balance gehalten werden.“

Und das gelang - auf Platte wie im Livekontext - bestens. Die Fleet Foxes lieferten auf diese Weise ein üppiges Festmahl, bei dem man sich in jedem Moment am Gebotenen laben konnte. Kurze Jazzausflüge gehörten ebenso zum Angebot, wie intime Einzeldarbietungen von Pecknold, etwa als er zwischendurch den „Tiger Mountain Peasant Song“ mit seinem einnehmenden Timbre vor einem auf die Leinwand projizierten Sternenhimmel zum Besten gab. Hier gingen Anspruch und Umsetzung wirklich Hand in Hand.

Und die Texte auf „Crack-up“? Während sich der Titel auf Schriftsteller F. Scott Fitzgerald bezieht, versuchte Pecknold sonst, vage zu bleiben - ohne seinen durchaus politischen wie gesellschaftskritischen Standpunkt zu verlassen. „Die Texte sind wohl nicht so explizit wie zuletzt. Ich wollte eher Bilder als Statements. Und die Musik spielt eine große Rolle, sie übernimmt eigentlich das Sprechen. Klingt ein Song gebrochen, dann soll auch diese Stimmung vermittelt werden, während ein andermal das Gefühl kompletter, positiver ist.“ In dieser Form hört man jedenfalls beidem, Texten wie Musik, gerne zu.

(S E R V I C E - www.fleetfoxes.co)