Bedrohter Wildesel kehrt in die kasachische Steppe zurück

Astana (APA/dpa) - In der öden Steppe im zentralasiatischen Kasachstan ist der Wildesel Kulan eigentlich heimisch. Doch die einst verbreitet...

Astana (APA/dpa) - In der öden Steppe im zentralasiatischen Kasachstan ist der Wildesel Kulan eigentlich heimisch. Doch die einst verbreitete Tierart ist dort verschwunden. Nun bringen Tierschützer den asiatischen Esel mit deutscher Hilfe in seine alte Heimat zurück. Mehr als hundert Jahre nach seinem Verschwinden soll der bedrohte Wildesel wieder angesiedelt werden.

Neun Kulane seien mit einem großen russischen Transporthubschrauber vom Typ Mi-26 in ein Grasland-Gehege im Zentrum des Landes geflogen worden, teilte die kasachische Naturschutzorganisation ACBK mit. Im Frühling sollen die Kulane ausgewildert werden.

Innerhalb von drei Jahren sollten mehr als 40 Wildesel umgesiedelt werden, sagte Projektmanager Steffen Zuther der Deutschen Presse-Agentur. „Die Tiere sind wild und befinden sich jetzt in einem für sie ungewohnten Gebiet“, erklärte er. „Zur Eingewöhnung und vor allem Beobachtung über den dort etwas strengeren Winter sind sie zunächst in einem Eingewöhnungsgehege von 55 Hektar Größe.“

Der Kulan (lat. Equus hemionus kulan) ist eine Pferdeart, ähnelt äußerlich aber eher einem Esel. Er wird auch als Halbesel bezeichnet. Untergruppen leben etwa in der Mongolei. In den vergangenen 200 Jahren hat sich ihre Verbreitung Tierschützern zufolge deutlich verringert. Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt, die sich an dem Projekt beteiligt, schätzt, dass sich das Verbreitungsgebiet auf drei Prozent der ursprünglichen Größe reduziert hat. Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft den Kulan als gefährdete Art ein.

In Kasachstan wird der Wildesel-Bestand auf gut 3.900 Tiere geschätzt. Die meisten von ihnen leben im Altyn-Emel-Nationalpark im Südosten. Von dort wurden nun die ersten Tiere in das 1.200 Kilometer entfernte Schutzgebiet Altyn Dala geflogen. Der Transport sei ein Test gewesen für die weitere Umsiedlung, teilte das Norwegian Institute for Nature Research (NINA) mit, das sich ebenfalls am Kulan-Projekt beteiligt.

Als der Helikopter Ende Oktober in Altyn Dala landete, wirbelte eine Wolke aus Steppenstaub auf. Bilder zeigen, wie Helfer Holzboxen aus dem Hubschrauber hieven und die Tiere in ihr neues Zuhause entlassen. Wenig später trottete die Gruppe bereits durch die Steppe, in deren Brauntöne sich der Kulan mit seinem hellen Fell einfügt.

Die Situation der Wildesel habe sich zuletzt weiter verschärft, sagte Zuther. Im benachbarten Turkmenistan sei der Bestand geschrumpft. „Das Ziel des Projektes ist es, eine neue Kulan-Population aufzubauen an einer Stelle, die früher von der Art als Habitat genutzt wurde“. Damit solle das Überleben der Art gefördert sowie die Artenvielfalt in der Steppe wiederhergestellt werden. Zuther arbeitet für die Zoologische Gesellschaft Frankfurt und ist für das Projekt zur kasachischen Vereinigung zum Schutz der Biodiversität ACBK delegiert.

„Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa eine Million Euro“, sagte er. Zuther schließt nicht aus, dass das Projekt nach 2019 fortgesetzt wird. An der Kulan-Umsiedlung sind auch der Nürnberger Zoo und die internationale Naturschutzorganisation Fondation Segré beteiligt. Es gebe zudem Pläne, in Kasachstan die seltenen Przewalski-Pferde wieder anzusiedeln, sagte Zuther.