Nach „Regensburger Rede“ ermordete Nonne als Märtyrerin anerkannt
Vatikanstadt (APA) - Der Vatikan hat eine potenziell politisch brisante Entscheidung in einem Seligsprechungsverfahren getroffen. Der Tod de...
Vatikanstadt (APA) - Der Vatikan hat eine potenziell politisch brisante Entscheidung in einem Seligsprechungsverfahren getroffen. Der Tod der italienischen Ordensfrau Leonella Sgorbati 2006 in Somalia wurde als Martyrium anerkannt, wie der Vatikan laut Kathpress am Donnerstag bekannt gab. Sie war nach der umstrittenen „Regensburger Rede“ Papst Benedikts XVI. offenbar von fanatischen Muslimen erschossen worden.
Der Mord an der 66-jährigen Consolata-Missionsschwester und ihrem Leibwächter in Mogadischu stand nach damaliger Einschätzung des italienischen Außenministeriums im Zusammenhang mit den Protesten gegen die als islamkritisch interpretierten Aussagen von Benedikt XVI. in dessen Regensburger Rede. Jedoch verurteilte damals ein Sprecher der Scharia-Gerichte den Mord an der Ordensfrau als barbarischen Akt, der im Widerspruch zur Lehre des Islam stehe.
Bei einem anerkannten Martyrium kann der Beschluss zur Seligsprechung erfolgen, ohne dass zuvor noch die Anerkennung eines Wunders - meist einer medizinisch nicht erklärlichen Heilung - notwendig ist. So könnte eine Seligsprechung Leonella Sgorbatis bereits in den nächsten Monaten bekanntgegeben werden.
Benedikt hatte 2006 bei seinem Bayern-Besuch in einer Vorlesung über das Verhältnis von Religion und Vernunft den byzantinischen Kaiser Manuel II. Palaiologos aus dem 14. Jahrhundert zitiert, der den islamischen Propheten Mohammed wegen dessen Haltung zur Gewalt scharf kritisiert hatte. „Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten.“ Der Papst hatte damit unterstreichen wollen, dass Glaubensverbreitung mittels Gewalt unvernünftig und „dem Wesen Gottes zuwider“ sei. Das aus dem Kontext gerissene Zitat führte damals zu heftigen Protesten und Gewalttaten in der islamischen Welt.
Auch der Weg zur Seligsprechung des „33-Tage-Papstes“ Johannes Paul I. ist nun offiziell frei. Der Vatikan teilte weiter mit, Papst Franziskus habe entschieden, Albino Luciani (1912-1978) den „heroischen Tugendgrad“ zuzusprechen. Franziskus bestätigte dies auch für den in Italien sozial engagierten und verehrten Bernhard von Baden (1428/29-1458) und anerkannte das Martyrium des ungarischen Ordenspriesters Janos Brenner (1931-1957).