Berliner SPD-Politiker wirbt für Wiederaufbau von Synagoge
Berlin (APA/AFP) - In Berlin könnte erstmals eine von den Nationalsozialisten zerstörte Synagoge in ihrem ursprünglichen Gewand wieder aufge...
Berlin (APA/AFP) - In Berlin könnte erstmals eine von den Nationalsozialisten zerstörte Synagoge in ihrem ursprünglichen Gewand wieder aufgebaut werden. Diesen Vorschlag präsentierte am Donnerstag, dem 79. Jahrestag der Reichspogromnacht, der Berliner SPD-Fraktionsvorsitzende Raed Saleh.
Er schlug den Wiederaufbau der am 9. November 1938 schwer beschädigten Synagoge am Fraenkelufer im Stadtteil Kreuzberg vor. „Da würde sich die Gemeinde sehr freuen, das wieder zu haben.“
Nach Angaben Salehs wäre das Projekt in Deutschland einzigartig, weil von den Nationalsozialisten zerstörte Synagogen bisher nicht wieder in den Originalzustand zurückversetzt worden seien. „Wer Schlösser aufbauen kann, sollte auch Synagogen aufbauen können“, sagte Saleh mit Blick auf verschiedene historisierende Bauprojekte wie die Stadtschlösser in Berlin und Potsdam. Saleh sprach von einem „Zeichen des Wiederaufblühens jüdischen Lebens in Berlin“.
„Gemeinsam werden wir es schaffen, Berlin wieder zu einem Zentrum jüdischen Lebens in Europa zu gestalten“, sagte der Berliner Rabbiner Yehuda Teichtal. Dekel Peretz, Programmdirektor der Fraenkelufer-Gemeinde, berichtete von Platzproblemen angesichts des Zuzugs junger Juden aus der ganzen Welt in die angesagte Wohngegend rund um das Fraenkelufer. „Wenn man das Angebot schafft, werden mehr Leute kommen“, sagte Dekel.
Derzeit betet und feiert die Gemeinde in einem Gebäudeteil, der nach dem Abriss in den 50er Jahren von der alten Synagoge übrig blieb. Nach Salehs Angaben ist der benachbarte Baugrund leer und im Besitz des Landes Berlin. Er suche nun Unterstützer, um den Bau zu realisieren. Das könne mehrere Jahre dauern und nach ersten Schätzungen 28 Millionen Euro kosten.
Der palästinensisch-stämmige gläubige Muslim Saleh sprach von einem besonderen Zeichen des Zusammenlebens in einem Bezirk mit einem hohen Anteil muslimischer Zuwanderer. „Wer das Umfeld kennt, weiß, da gibt es durchaus auch Spannungen“, sagte er. Antisemitismus unter Zuwanderern sei eine Realität. „Wir brauchen mehr statt weniger Dialog“, sagte Saleh.
Die Gemeinde plant, die 1916 erbaute Synagoge wie schon in den Jahren vor ihrer Zerstörung als Gemeindezentrum zu nutzen. Denkbar seien eine für alle Konfessionen offene Kindertagesstätte sowie Räume für interreligiöse Veranstaltungen, sagte Mike Delberg, Repräsentant der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.
Delberg und Saleh machten deutlich, dass grundsätzlich auch ein anderer Standort in Berlin denkbar sei, sollte es hierfür mehr Unterstützer geben. Finanziert werden soll der Wiederaufbau nach Salehs Vorstellungen von Bund, Land, Stiftungen und Spendern.