Libanesische Streitparteien setzen auf ausländische Hilfe
Riad/Beirut (APA/Reuters) - Im Machtkampf im Libanon suchen beide Seiten offenbar internationalen Beistand. Der am Wochenende zurückgetreten...
Riad/Beirut (APA/Reuters) - Im Machtkampf im Libanon suchen beide Seiten offenbar internationalen Beistand. Der am Wochenende zurückgetretene Ministerpräsident Saad al-Hariri traf sich seinem Büro zufolge am Donnerstag in Saudi-Arabien mit dem französischen Botschafter. In den Tagen zuvor habe er bereits Kontakt zu diplomatischen Vertretern der Europäischen Union, Großbritanniens und der USA aufgenommen.
Aber auch die Regierung im Libanon setzt einem hochrangigen Vertreter zufolge auf Hilfe aus dem Ausland. „Wir werden mit anderen Staaten zusammenarbeiten, um ihn nach Beirut zurückzuholen“, sagte die Person, die anonym bleiben wollte.
Mit dem überraschend von der saudi-arabischen Hauptstadt Riad aus erklärten Rücktritt löste Hariri eine Regierungskrise in seinem Land aus. Die Regierung geht Insidern davon aus, dass Hariri in Riad unter Hausarrest steht und von Saudi-Arabien zum Rücktritt gedrängt wurde. Präsident Michel Aoun akzeptierte Hariris Entscheidung nicht und fordert seine Rückkehr.
Saudi-Arabien und Hariris Partei dementierten Berichte, er werde festgehalten. Hariri selbst äußerte sich nicht dazu, flog Anfang der Woche aber für einen Tag in die Vereinigten Arabischen Emirate und kehrte anschließend nach Saudi-Arabien zurück. „Hariri in Riad in seiner Freiheit zu beschränken ist ein Angriff auf die Souveränität des Libanon. Unsere Würde ist seine Würde“, sagte der libanesische Regierungsvertreter.
Die Regierungskrise im Libanon rückte das Land auch in den Fokus der Spannungen zwischen Saudi-Arabien und seinem Erzfeind Iran. Saudi-Arabien versteht sich als Schutzmacht der Sunniten, der Iran als die der Schiiten. Er fürchte um sein Leben, begründete Hariri seinen Schritt. Er warf dem Iran und der mit ihm verbündeten Hisbollah vor, Zwietracht in der Region zu schüren. Die Hisbollah ist im Libanon an der Regierung beteiligt. Auch Aoun, ein maronitischer Christ, steht ihr nahe. Das politische System des Landes ist eine fragile Balance zwischen den verschiedenen Religionsgruppen.