Neue Bücher - Annäherungen an Peter Handke
Wien (APA) - **...
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„Peter Handke und kein Ende“ - Hamms Besprechungen, Essays und Vorträge aus 50 Jahren
„Von Princeton bis heute arbeitete Handke erfolgreich nach diesem Muster, sich bereits erarbeitete Techniken anzueignen, sie als Methode zu institutionalisieren, um gleich darauf empört festzustellen, dass sie institutionalisiert und also nicht mehr brauchbar seien. Handkes Image beruht also primär darauf, dass er es versteht, als Außenseiter aufzutreten - ohne einer zu sein.“ Bumsti! Diese Einschätzung über „den neuesten Fall von deutscher Innerlichkeit“ gab der deutsche Kritiker Peter Hamm 1969 ab. Nachzulesen ist sein Text in seinem Band „Peter Handke und kein Ende“, der anlässlich Handkes 75. Geburtstag am 6. Dezember Hamms bereits fast 50 Jahre währende Auseinandersetzung mit Handke in ausgewählten Besprechungen, Essays und Vorträgen dokumentiert.
Es sind „Stationen einer Annäherung“, die in der größten Nähe enden. „Peter Handke hat das Schwierigste und Höchste gewagt, was ein Schriftsteller nach Kafka überhaupt wagen konnte, nämlich erzählend wieder für Weltvertrauen zu werben und Weltvertrauen zu schaffen“, heißt es etwa 1995 in Hamms Laudatio anlässlich der Verleihung des Schiller-Preises. „Handkes Erzählideal ist zunehmend der hohe sachliche Ton der großen Geschichtsschreiber geworden, nur dass er mit der nachdrücklichen Nüchternheit dieser Geschichtsschreiber nicht mehr Geschichte, sondern Gegengeschichte schreibt. Nicht Völker und Schlachten liefern die Ereignisse, sondern die Natur und die Dinge werden ereignishaft gesehen.“ Peter Hamm zeigt sich nicht nur hier, sondern auch in ausführlichen Besprechungen einzelner Bücher als intimer Kenner des Handke‘schen Werks.
(Peter Hamm: „Peter Handke und kein Ende. Stationen einer Annäherung“, Wallstein Verlag, 164 Seiten, 20,60 Euro, ISBN: 978-3-8353-3156-3)
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„Der Holunderkönig“ - Eine Reise in die Welt von Peter Handke
Eine ganz andere Art der Annäherung an Peter Handke hat den deutschen Autor und bildenden Künstler Rolf Steiner über zehn Jahre lang beschäftigt. Er begibt sich in Handkes Wohnort Chaville in der Nähe von Paris auf die Suche nach dem Dichter, für den er schon lange schwärmt. Er fragt in der örtlichen Buchhandlung nach und im Rathaus und wartet vergeblich in Bistros, in denen Handke mutmaßlich einkehren könnte. In der kontemplativen Beschreibung dieses Annäherungsversuchs an den „Kärntner Querfeldeingeher“, den „Pilznarren“, den „Niemandsbuchtler“, den „Holunderkönig“, nähert er sich immer mehr auch stilistisch seinem Vorbild an.
Diese zweifache, von Respekt und Verehrung geprägte Bewegung ist es, die das Buch lesenswert macht. Denn Steiner, dem schließlich die Gunst eines Briefwechsels und einer freundlichen Einladung zum Besuch zuteilwird, beschreibt bei seiner Spurensuche ausführlich genau jenes Handke-Land, das in der „Niemandsbucht“ bereits zu literarischen Ehren kam und nun auch den Ausgangspunkt für seinen neuen Roman „Die Obstdiebin“ bildet. Bei Steiner beginnt die Annäherung mit einer scheuen Liebeserklärung des treuen Lesers: „Arbeiten Sie über sein Werk? - Nein, es arbeitet in mir.“ Und sie endet damit, dass er im Zaubergarten gemeinsam mit seinem Idol Esskastanien schält und sein Glück kaum fassen kann: „Das Haus steht da, der Garten ist da, und zwei Männer sitzen an einem Tisch, der eine ist Handke, der andere bin ich. Zwischen ihnen ist es wie immer, obwohl es noch nie war.“
(Rolf Steiner: „Der Holunderkönig. Von einem, der auszog Peter Handke zu treffen“, Haymon Verlag, 200 Seiten, 19,90 Euro, ISBN: 978-3-7099-3405-0)