Regisseur Patrice Leconte wird 70: Statt Filmen nun Bücher
Paris (APA/dpa) - Patrice Leconte hat lange Zeit gedreht, wonach ihm der Kopf stand. Wegen seines Lust-und-Laune-Prinzips bezeichnete sich d...
Paris (APA/dpa) - Patrice Leconte hat lange Zeit gedreht, wonach ihm der Kopf stand. Wegen seines Lust-und-Laune-Prinzips bezeichnete sich der französische Regisseur einmal als undisziplinierten Schüler. So hat er Streifen wie „Die Verlobung des Monsieur Hire“ und „Der Mann der Friseuse“ inszeniert. Am Sonntag (12. November) wird Leconte 70 Jahre alt.
Das Filmgeschäft sei aber immer härter geworden: Man könne sich nicht mehr sicher sein, ob man seine Filme heute noch drehen könne, sagte Leconte dem Radiosender „Europe 1“. Dabei spielt er auf zwei Filmprojekte an, die wegen fehlender Finanzierung ins Wasser gefallen sind. Eines davon war eine Komödie mit Josiane Balasko - eine Geschichte über eine Frau, die Gewinnspiele organisiert und ins Visier der Justiz gerät.
Statt eines Films hat Leconte im April ein Buch veröffentlicht. Es trägt den Titel „Louis et l‘Ubiq“ und handelt von Louis, einem Müßiggänger, dem sein Vater kurz vor seinem Tod eine Art Zauberschachtel schenkt, die es ihm ermöglicht, allgegenwärtig zu sein. Nach „Les femmes aux cheveux courts“ („Heute wegen Glück geschlossen“) aus dem Jahr 2009 ist es sein zweiter Roman. Zum Schreiben habe ihn damals der Leiter des Verlagshauses Albin Michel bewegt, erklärte Leconte. Er selber wäre nie auf den Gedanken gekommen, einen Roman zu verfassen.
Leconte, Sohn eines Frauenarztes aus Tours in Zentralfrankreich, gehört zu den produktivsten Filmemachern Frankreichs. Er dreht fast jedes Jahr einen Film. Dabei macht er vor keinem Genre Halt: Thriller, Dramen, Liebesfilme, Komödien, Dokumentar- und Trickfilme.
Zwischen der Komödie „Die Strandflitzer“ und seinem im Mai 2012 in Cannes gezeigten Trickfilm „Le magasin des suicides“ (etwa: Das Geschäft der Selbstmorde) liegen Welten und unzählige Stilbrüche. Leconte hat keine Vorlieben - aus Angst vor Langeweile, wie er sagte.
Schon 2011 erklärte er, dass er mit dem Kino aufhören wolle. Heute bedauert er diesen Satz. Er werde so etwas nie mehr sagen. Aber er sei damals müde gewesen. Denn wenn man sich in seine Filme hineinknie, sei man danach völlig ausgelaugt.
Der Regisseur bezeichnet sich selbst als sentimental und romantisch. Charakterzüge, die sich auch in einigen seiner Filme widerspiegeln wie „Die Verlobung des Monsieur Hire“ und „Die Frau auf der Brücke“. Zu den romantischen Dramen gehört auch „Une Promesse“ aus dem Jahr 2014. Die Adaptation von „Reise in die Vergangenheit“ von Stefan Zweig war einer seiner letzten Filme.