Jumbo-Van mit starkem Herzen
Mit der runderneuerten NV-Baureihe zeigt Nissan, wie sich Transporterqualitäten für den gewerblichen Bereich mit dem Fahrgefühl eines Pkw kombinieren lassen. Im Test der 5,4-Meter-Bus mit dem 145-PS-Diesel.
Von Reinhard Fellner
Lans –Das Geschäft mit Kleintransportern schreibt in Europa siebenstellige Zahlen. 20 Millionen Kleinunternehmen könnten sich täglich entscheiden. Da will kein Hersteller etwas dem Zufall überlassen. Nissan und Konzernmutter Renault, Opel und Fiat arbeiten deshalb auf der Ebene bis drei Tonnen Gesamtgewicht schon lange zusammen. Bei Nissan nennt sich der soeben runderneuerte Beitrag NV 300 und stellt sich in Busversion dem TT-Test. In Silber und mit abgedunkelten Scheiben stand der 5,4-Meter-Van stattlich und zugleich adrett da.
Dynamik steckt hingegen nicht im, sondern unter dem Blech. Dort verbaut Nissan topmoderne Aggregate mit Pkw-Genen. In unserem Fall der 145-PS-Bi-Turbodiesel.
Das Aggregat steht für sich. Ein Turbo für guten Antritt bei niedrigen Drehzahlen, der andere für Ausdauer bei höheren Geschwindigkeiten. Macht 340 Newtonmeter ab 1500 Touren sowie flotte Reisegeschwindigkeiten auch auf deutscher Autobahn. Und das alles bei einem TT-Praxistestverbrauch von 8,7 Litern Diesel (bereits über AdBlue Harnstoff-gereinigt) und 1932 Kilogramm Leergewicht.
Fast die Quadratur des Kreises. Denn der ungemein geräumige NV 300 fährt sich trotz einer Nutzlast von weit über einer Tonne im Alltag wie ein Pkw. Ein neu konstruiertes Fahrwerk lässt den Bus komfortabel über den Asphalt rollen. Die Geräuschdämmung empfiehlt den NV für die lange Reise, eine Rückfahrkamera im Rückspiegel für die Stadt. Immer ideal: Die hoch angebrachte Handyhalterung macht die Smartphone-Bedienung zum Kinderspiel. Dazu macht es fast schon Spaß, diesen temperamentvollen Bus zu fahren. Der Schaltknüppel des gut zu schaltenden Sechsganggetriebes liegt ideal in der Hand, MacPherson-Federbeine halten die Fuhre sicher in der Kurve, dazu gibt es eine Überschlag-Kontrolle.
Bis zu neun Passagiere können mitschaukeln. Unser Testwagen war mit Einzelsitzen vorne bestückt (+80 Euro netto), was auf der Beifahrerseite einen Sitzplatz kostet.
So oder so genießen Mitreisende ein fürstliches Platzangebot – über Isofix bei Bedarf auch Kinder. Zwei große Schiebetüren und geteilt umklappbare Rücklehnen geben den Zutritt zur dritten Sitzreihe frei. Bleibt diese im Bus, kann der NV trotzdem mit beachtlichem Laderaum aufwarten, was Gewerbliche interessieren dürfte.
Noch mehr vielleicht, dass Nissan auch bei Firmeneinsatz volle fünf Jahre (oder 160.000 Kilometer) Garantie gewährt. So empfiehlt sich der gut gemachte Express-Bus der Kostenrechnung. Garantie, Qualität, Verbrauch, zweijährige Wartungsintervalle und scharf kalkulierte Preise summieren sich zur Top-Alternative. 32.430 Euro netto erscheinen für diesen Bus in Vollausstattung jedenfalls als nicht zu viel.