Menschen mit Behinderung: Rat erneuert Forderung nach Inklusionsfonds

Wien (APA) - Der Präsident des österreichischen Behindertenrats, Herbert Pichler, hat am Freitag die Forderung nach einem Inklusionsfonds er...

Wien (APA) - Der Präsident des österreichischen Behindertenrats, Herbert Pichler, hat am Freitag die Forderung nach einem Inklusionsfonds erneuert. Dieser sei Voraussetzung für die zukünftigen Entwicklungen, denn „eine kluge Investition wird auf Dauer billiger werden“, sagte er in einer Pressekonferenz anlässlich der Fachtagung „Wege zum selbstbestimmten Leben“ in Wien.

Ein Inklusionsfonds soll zur Finanzierung notwendiger Maßnahmen in der Behindertenpolitik dienen. Analog zum Pflegefonds müssten Bund und Länder die Kosten gemeinsam tragen, verlangen Behindertenvertreter seit längerem. Darüber hinaus sind für Pichler ein erweiterter Arbeitsmarkt, sozialversicherungsrechtliche Absicherungen und eine bedarfsgerechte, persönliche Assistenz der Schlüssel zum selbstbestimmten Leben, wie er heute betonte.

Rund 1,3 Millionen Menschen geben laut Statistik Austria an, mit einer Beeinträchtigung zu leben, erzählte Behindertenanwalt Hans-Jörg Hofer. Diese Bevölkerungsgruppe würde nach wie vor benachteiligt leben, da sie ein geringeres Bildungsniveau habe. Dies wirke sich wiederum auf eine höhere Arbeitslosigkeit aus, was zu steigender Einsamkeit führe. Hofer plädiert hier nicht nur für räumliche Barrierefreiheit, sondern auch für „Barrierefreiheit in den Köpfen“. Von der zukünftigen Regierung erwartet sich Hofer entsprechende Maßnahmen, um die Inklusion von Menschen mit Behinderung voranzutreiben.

„Menschen werden oft gezwungen, so zu leben, wie es sich andere wünschen und nicht wie sie selbst“ beklagte Hofer. Man müsse weg von großen, isolierten Betreuungseinrichtungen, in denen 100 Menschen weit weg von der Gesellschaft leben. Die Schaffung von kleineren, gemeindenahen Wohnmöglichkeiten müsse das Ziel sein. Dies würde auch der 2008 ratifizierten UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen entsprechen.

Nicht alle Menschen mit Behinderung würden eine 24-Stunden-Betreuung benötigen, konstatierte auch Robert Bacher vom Fonds Soziales Wien. In Wien versuche man diesem „Paradigmenwechsel“ mit Garconnierenverbünden gerecht zu werden. Auch mit dem Projekt „Wiener Wege zur Inklusion“ möchte man Menschen selbst die Wahl überlassen, ob sie alleine leben möchten.

In Oberösterreich hat man diesen Weg laut eigenen Angaben ebenfalls bereits eingeschlagen. Statt das Pflege- und Betreuungszentrum Schloss Cumberland in Gmunden zu sanieren, würden die Bewohner - rund 126 Personen - auf fünf Standorte aufgeteilt. Auch 60 Personen, die bisher in Schloss Hartheim gelebt haben, werden zukünftig in drei Einrichtungen betreut. Auch die Steiermark wurde bereits aktiv, wie im Rahmen der Tagung erläutert wurde: Im Rahmen einer Arbeitsgruppe, in der Betroffene und ihre Angehörigen eingebunden sind, sollen Möglichkeiten erarbeitet werden, wie zukünftige Wohnangebote aussehen könnten.