BMW

Das Großartige am Unvernünftigen

Leicht ist der BMW M240i mit 1,6 Tonnen Eigengewicht zwar nicht, aber der eingebaute Reihensechszylinder verschafft ihm ungehemmte Leichtigkeit mit 340 PS und 500 Newtonmetern maximalem Drehmoment.
© Höscheler

Eingeschränkte Variabilität, beengte Platzverhältnisse, üble Sicht nach hinten – der M240i von BMW hat mit Alltagstauglichkeit wenig am Hut. Aber er bereitet jeden Tag ein unbezahlbar hohes Maß an Fahrspaß.

Von Markus Höscheler

Haiming –Wer nach bloßer ökonomischer, ökologischer, sozialer Nützlichkeit Ausschau hält, wird mit dem M240i von BMW nicht warm. Der Beobachter dürfte sich schon an der eleganten Coupé-Form stören, erst recht an der zweitürigen Konfiguration, an der kleinen, für sperriges Ladegut eher unpraktischen Heckklappe, an den Erwachsenen kaum zumutbaren Platzverhältnissen in der zweiten Sitzreihe. Genug gestänkert? Kaum, denn der Blick aufs Datenblatt belegt, dass es sich beim Kompaktwagen um einen Sportler handelt, beseelt mit einem 340 PS starken Dreiliter-Sechszylinder-Turbobenziner. Ab 1520 Umdrehungen/Minute stemmt er schon 500 Newtonmeter maximales Drehmoment – und dieses Niveau hält er bis 4500 Touren. Wer braucht denn so etwas vermeintlich Unvernünftiges?

Natürlich wir! All jene, die nicht nur die selten gewordene Karosserieform eines zweitürigen Coupés zu schätzen wissen, sondern auch eine kraftvoll beschleunigende Maschine, ein austariertes Fahrwerk, eine superdirekte Lenkung, eine scharf und schnell schaltende Achtgangautomatik und eng anliegendes Sitzgestühl. Platz? Genügend vorne, außerdem ist eher zu fordern: Platz da! Denn der Sechszylinder schafft es ungehemmt, den 1,6-Tonner samt traktionsfreundlichem Allradantrieb in 4,4 Sekunden von null auf 100 km/h zu beschleunigen. Viel mehr ist in einem Land, in dem die Radargeräte blühen, nicht vonnöten und auch nicht anzuraten. Es reicht, den Motor im Gefälle zu reizen, hiervon bietet die heimische Topographie mit ihren windungsreichen Gebirgsstraßen genug. Eben diese bringen auch die gutmütige Fahrwerksabstimmung zutage – es ist außerordentlich herausfordernd, den M240i so weit zu bringen, dass sich elektronische Regelungssysteme bemüßigt sehen, einen mäßigenden Eingriff in Erwägung zu ziehen.

Einen Mäßigungsvorbehalt meldet der Bordcomputer an: Der Durchschnittsverbrauch von über elf Litern enthüllt, dass der von den Fahrprogrammen her angebotene Eco-Pro-Fahrmodus doch zu wenig in Anspruch genommen wurde – mit ihm ließe sich die Distanz zum Normverbrauch von 7,4 Litern je 100 Kilometer deutlich verringern –, wohl einhergehend mit einer Reduktion des Fahrspaßes.

Diese Einschränkung könnten einige Extras lindern, die den M240i von BMW nicht nur aufwerten, sondern auch den Aufenthalt in ihm, unabhängig von der gefühlten Fahrgeschwindigkeit, unbeschwerter machen. Hier drängen sich die Klimaautomatik, die Lordosenstütze für beide Vordersitze, die Rückfahrkamera, das Navigationssystem Business und die Park Distance Control auf, allesamt enthalten im Österreich-Paket, das mit 2160 Euro zu Buche schlägt. Das Komfortpaket (990 Euro) und das Businesspaket Plus (1300 Euro) sorgen für weitere Optimierungen, den Komfort und die Sicherheit erhöhen außerdem die Lenkradheizung (170 Euro), ein Durchladesystem (175 Euro), adaptive LED-Scheinwerfer (660 Euro), der adaptive Tempomat (710 Euro) und das Harman-Kardon-Lautsprechersystem (320 Euro).

Mit dieser ambitionierten Buchungslage erhöht sich der Wert des Testwagens von 56.750 Euro (Listenpreis) auf 72.889 Euro. Wird jetzt dem ökonomisch denkenden Autofahrer schwarz vor Augen? Genau das passierte der Instrumenten-Anzeige des M240i im Verlauf des Tests – selbst nach mehrmaligem Starten wollten sich Tachonadel, Drehzahlmesser und Bordcomputer nicht mehr rühren. Ein schneller Reset in der Werkstatt beseitigte den elektronischen Aussetzer und machte den Weg frei für neuerliche unvernünftige, nebenbei: höchst empfehlenswerte Ausflüge.

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