Missbrauchs-Debatte - Sondereinheit in Hollywood eingesetzt
Los Angeles (APA/AFP) - Angesichts der Lawine an Missbrauchs- und Vergewaltigungsvorwürfen in der US-Filmindustrie hat die Staatsanwaltschaf...
Los Angeles (APA/AFP) - Angesichts der Lawine an Missbrauchs- und Vergewaltigungsvorwürfen in der US-Filmindustrie hat die Staatsanwaltschaft von Los Angeles eine Sonder-Ermittlungsteam eingesetzt. Die Einheit aus speziell ausgebildeten Staatsanwälten solle die Vorwürfe untersuchen, sagte Bezirksstaatsanwältin Jackie Lacey am Donnerstag (Ortszeit).
Es handle sich um Ermittler, die viel Erfahrung in Fällen von Sexualvergehen hätten. Auch gegen Schauspieler Steven Seagal und Komiker Louis C.K. wurden Vorwürfe laut.
Der lange Zeit mächtige Hollywood-Produzent Weinstein soll über drei Jahrzehnte hinweg dutzende Frauen sexuell belästigt haben. Mehr als hundert Frauen meldeten sich in den vergangenen Wochen mit entsprechenden Vorwürfen, darunter Stars wie Gwyneth Paltrow und Angelina Jolie. Mehrere Frauen werfen ihm überdies Vergewaltigung vor.
Seit Bekanntwerden des Falls Anfang Oktober wurden Missbrauchsvorwürfe gegen zahlreiche weitere Mitarbeiter der US-Filmindustrie bekannt, darunter Oscar-Preisträger Kevin Spacey, Produzent Brett Ratner und Regisseur James Toback.
US-Actionfilmstar Seagal und der Comedian Louis C.K. sind die jüngsten Fälle in der Reihe schwerer Missbrauchsvorwürfe. Die Schauspielerin Portia de Rossi beschuldigt Seagal, sie während eines Vorsprechens für einen Film belästigt zu haben. Der 65-Jährige reagierte zunächst nicht auf den Vorwurf.
De Rossi schrieb am Mittwoch auf Twitter, Seagal habe ihr während des Vorsprechens gesagt, dass ihm die persönliche Chemie mit seinen Kollegen jenseits der Leinwand wichtig sei. Dann habe er vor ihr den Reißverschluss seiner Hose heruntergezogen.
Sie sei daraufhin aus dem Raum gerannt und habe ihre Agentin angerufen, berichtete die aus Australien stammende Schauspielerin. Diese habe ungerührt reagiert und gesagt: „Nun, ich wusste nicht, ob er Dein Typ ist.“
De Rossi spielte unter anderem in der international erfolgreichen US-Fernsehserie „Ally McBeal“. Die 44-Jährige ist mit der populären US-Talkmasterin Ellen DeGeneres verheiratet. DeGeneres erklärte auf Twitter, sie sei „stolz“ auf ihre Frau dafür, dass sie sich mit ihrem Belästigungsvorwurf nun an die Öffentlichkeit gewandt habe.
Vorwürfe gegen Seagal wurden bereits 1998 laut, als die Schauspielerin Jenny McCarthy dem Actionstar einen sexuellen Übergriff vorhielt. Am Donnerstag erinnerte sie erneut an den Vorfall von 1995, als sie bei einem Vorsprechen für den Streifen „Alarmstufe Rot 2“ von Seagal aufgefordert worden sei, ihr Kleid auszuziehen.
Auf ihren Einwand hin, im Drehbuch stehe nichts von Nacktszenen, habe Seagal geantwortet: „Es gibt Nacktheit abseits der Kamera.“ Daraufhin sei sie zu ihrem Auto gelaufen, Seagal habe sie verfolgt und gewarnt, niemandem von dem Vorfall zu erzählen.
Seagal wurde Ende der achtziger Jahre durch Actionfilme wie „Nico“ und „Alarmstufe: Rot“ zum Star. Er ist auch Regisseur, Kampfsportler und Musiker. Große Popularität genießt er bis heute vor allem in Osteuropa. Im vergangenen Jahr wurden ihm die russische und serbische Staatsbürgerschaft verliehen. Seinen russischen Pass holte er persönlich bei Staatschef Wladimir Putin ab.
Die „New York Times“ berichtete unterdessen, Louis C.K. werde von fünf Frauen sexueller Übergriffe beschuldigt. Der Komiker und Regisseur habe bei den Vorfällen im Zeitraum von Ende der 90er-Jahre bis 2005 vor den Frauen masturbiert oder diese dazu aufgefordert.
Am Donnerstag wurde die Premiere seines neuen Films „I Love You Daddy“ plötzlich abgesagt, außerdem habe Louis Szekely einen Auftritt in der „Late Show With Stephen Colbert“ beim Sender CBS abgesagt. Seinem Sprecher zufolge wollte sich Szekely, wie Louis C.K. bürgerlich heißt, laut der Zeitung nicht zu den Vorwürfen äußern.