Internationale Pressestimmen zu den Brexit-Verhandlungen

London (APA/dpa) - Internationale Pressekommentare befassen sich am Samstag mit dem Stand der Brexit-Verhandlungen. Die „Neue Zürcher Zeitun...

London (APA/dpa) - Internationale Pressekommentare befassen sich am Samstag mit dem Stand der Brexit-Verhandlungen. Die „Neue Zürcher Zeitung“ schreibt:

„Selbstverständlich wären in den letzten Wochen verbindliche Fortschritte bei den Verhandlungen über den EU-Austritt möglich gewesen - etwa bei den Bedingungen für die in Großbritannien lebenden EU-Bürger oder bei den von den Briten zu bedienenden Zahlungsverpflichtungen. Doch mächtige Teile der regierenden Konservativen haben gar kein Interesse an einer Einigung mit der Europäischen Union. Deshalb ersticken sie mögliche Kompromisse und Fortschritte jeweils rasch im Keim. Eine schwache Regierungschefin ist ihnen da nur recht, weshalb sie im Amt belassen wird. Wirtschaftlicher Schaden bei einem Austritt ohne Handelsabkommen? Menschliches Leid wegen ungewisser Aufenthaltsbedingungen? Egal. Nur endlich befreit vom morschen, ungeliebten alten Kontinent, heißt die Losung, dann wird sich die gloriose Zukunft schon von selbst einstellen.“

„Independent“ (London):

„Also nur noch zwei Wochen, um die Gespräche auf die nächste Ebene zu bringen, angenommen, dass zwei vorausgehende Probleme - die Rechte von EU-Bürgern in Großbritannien und die irische Grenze - gelöst werden, was nicht als einfach gelten kann. Wenn das nicht gelingt, ist Großbritannien mit einer Verzögerung der Handelsgespräche konfrontiert, die dann wohl erst im Frühjahr beginnen könnten. Man hätte dann aber nicht mehr genügend Zeit, um ein neues Partnerschaftsabkommen auszuarbeiten. Auch nicht, wenn beide Seiten ein und dasselbe wollten, was offenkundig nicht der Fall ist. (...) Der einzige Trost, den man diesem in Zeitlupe ablaufenden Zusammenprall abgewinnen kann, besteht darin, dass die öffentliche Meinung sich immer mehr in Richtung einer Absage an den Brexit bewegt oder zumindest einer entscheidenden Abstimmung im Parlament oder auch einer endgültigen Volksabstimmung. Wenn uns die jüngere Geschichte etwas gelehrt hat, dann ist es dies: In der Politik kann nichts ausgeschlossen werden.“

„De Telegraaf“ (Amsterdam):

„Am 29. März 2019 werden die Briten unwiderruflich die EU verlassen, egal ob es einen Deal gibt oder nicht. Angesichts der Tatsache, dass das Europäische Parlament auch noch ein paar Monate braucht, um einen Brexit-Deal abzusegnen, wird die Zeit für den Abschluss eines äußerst komplexen Handelsabkommens immer knapper.

Das Szenario eines ‚harten Brexit‘, bei dem sowohl Großbritannien als auch die EU wirtschaftlichen Schaden erleiden, wird immer wahrscheinlicher. Brüssel wartet und wartet, während der Brexit-Zug mit voller Fahrt auf den Abgrund zusteuert.“