Tennis: Thiem-Interview: „Man muss vom ersten Moment voll da sein“

London (APA) - Er ist zum zweiten Mal in Folge bei den mit 8 Mio. Dollar dotierten ATP Finals der besten acht Spieler des Jahres dabei. Domi...

London (APA) - Er ist zum zweiten Mal in Folge bei den mit 8 Mio. Dollar dotierten ATP Finals der besten acht Spieler des Jahres dabei. Dominic Thiem trainierte am Samstag in der noch leeren O2-Arena, die ab Sonntag täglich mit 17.500 Fans gefüllt sein wird, mit dem dieses Jahr zum Zuschauen verurteilten Titelverteidiger Andy Murray. Der Schotte wird erst zu Beginn 2018 auf die Tour zurückkehren.

Im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur äußerte sich Thiem über seinen Aufstieg zur Nummer 4, seinen ersten Gegner am Montag (nicht vor 15.00 Uhr MEZ), Grigor Dimitrow, und seinen Gesundheitszustand. Weiters spricht er über den ungewohnten Gruppenmodus und sein „grimmiges“ Selfie mit den sieben anderen Tennis-Weltstars vor Turnierbeginn.

APA: Sie haben eben mit Titelverteidiger Andy Murray trainiert, der diesmal wegen einer Verletzung nicht mitspielen kann. Macht Sie das auch dankbar, dass Sie es wieder, auch ohne gröbere Verletzung, geschafft haben?

Dominic Thiem: „Sicher, ich bin extrem dankbar und glücklich, dass ich da bin. Aber das hat jetzt nichts mit Murray zu tun. Wenn der nicht verletzt gewesen wäre, wäre er auch sicher dabei gewesen. Nur Marin Cilic und ich sind wie letztes Jahr dabei, das zeigt schon, dass es wieder eine gute Saison war, bis auf die letzten Wochen.“

APA: Wenn man die O2-Arena betritt, hängt da ein riesengroßes Plakat mit den Top 4 - erstmals mit Ihnen. Ihr Aufstieg ist also auch überdimensional sichtbar.

Thiem: „Sicher ist das super. Das kann mir nie mehr irgendjemand wegnehmen, falls ich es nicht mehr höher schaffe, wird das ‚career high‘ immer bei 4 bleiben. Das ist natürlich eine Supersache. Es zeigt auch, dass die Saison sehr gut war. Natürlich war es auch ein bisserl glücklich, dass ich vorgekommen bin, weil viele rausgezogen haben, aber es steht schwarz auf weiß da und irgendwann fragt niemand mehr danach, wie das zustande gekommen ist.“

APA: Ist ein Schauplatz wie dieser, diese riesige O2-Arena für Sie immer noch auch Inspiration?

Thiem: „Ja, sie ist extrem groß. Wenn dann die Halle wirklich voll ist, dann wird man sicher auch noch schauen und staunen, wenn man da einläuft. Es ist natürlich nicht alltäglich, vor so vielen Leuten zu spielen oder in so einer Halle.“

APA: Sie kennen nun die Auslosung, am Montag geht es gegen Grigor Dimitrow, gegen den Sie heuer u.a. in Madrid ein Match nach Abwehr von fünf Matchbällen gewonnen haben.

Thiem: „Das war sicher eine der geilsten Partien, die ich dieses Jahr gespielt habe. Er ist einfach ein Riesenspieler. Einer der besten Tennisspieler und auch einer der besten Athleten. Das ist kein einfaches erstes Match. Ich habe im Jänner auch in Brisbane eine sehr gute Partie gegen ihn gespielt und hoffe, dass wir es ein drittes Mal schaffen dieses Jahr.“

APA: Gruppenfavorit in Ihrem Pool ist Rafael Nadal, der angeschlagen ist. Glauben Sie, dass er spielen kann?

Thiem: „Ich habe ihn im Training gesehen. Er hat relativ fit ausgeschaut. Er spielt sicher nur, wenn er hundertprozentig fit ist. Ich kann eh nichts für die Auslosung machen. Es sind acht absolute Weltklassespieler da, ich glaube nicht, dass es jetzt eine einfachere oder schwerere Gruppe gibt.“

APA: Sie hatten zuletzt schmerzhafte Wunden an den Zehen. Wie geht es Ihnen?

Thiem: „Eh gut. In Paris war es schon einiges besser und dann habe ich echt ganz gut trainiert nachher zwischen Paris und hier. Es sollte im Match kein großes Problem darstellen.“

APA: Und wie stufen Sie Ihre aktuelle Form ein?

Thiem: „Ich habe wirklich sehr gut gespielt, aber es sind halt immer zwei komplett verschiedene paar Schuhe im Training und im Match. Es war auch viel besser als in den Trainings vor Paris oder vor Wien, aber es gibt hier kein großartiges Aufwärmen. Man muss vom ersten Moment voll da sein. Ich hoffe, dass ich das schaffe, weil es eben nicht wirklich gut gelaufen ist. Aber es geht auf jeden Fall aufwärts. Die Schläge sind gut, ich bewege mich wieder besser. Mal schauen, wie ich das Training umsetzen kann.“

APA: Bei diesem Modus hier kann man ja sogar mit nur einem Gruppensieg das Halbfinale erreichen. Gehen Ihnen solche Dinge durch den Kopf?

Thiem: „Sicher sind sie im Kopf, sicher ist es auch ein bisserl eine Rechnerei auch hier. Ich glaube, dass schon einmal das erste Match sehr richtungsweisend ist. Das wird auf jeden Fall nicht leicht. Aber wer am Montag die erste Gruppenpartie gewinnt, hat gute Karten für den Semifinaleinzug.“

APA: Auf dem Selfie von Alexander Zverev mit allen acht Teilnehmern hier schauen Sie besonders grimmig, während alle anderen lachen. Ist das so passiert oder wollen Sie sich ein neues Image verpassen?

Thiem (lacht): „Das war absichtlich. Das ist ein bisserl ein ‚Insider‘(schmäh), den ich mit dem Sebastian Ofner habe. Der schaut auch bei jedem Bild so drein. Wir zwei haben uns das ausgemacht, dass wir bei jedem Bild jetzt so einen Blick aufsetzen.“

APA: Die Top 4 werden auch in Sachen Sponsoring etc. ein paar weitere Türen öffnen. Wie sieht es eigentlich mit einem eigenen Dominic-Thiem-Logo aus?

Thiem: „Wir haben das noch nicht gemacht. Ich habe einige Entwürfe, aber das muss man mit so vielen Leuten abklären. Ich glaube, dass da ein bisserl die Zeit gefehlt hat in den letzten Wochen und Monaten. Es ist noch nichts geplant für die nächste Zeit.“

(Das Gespräch führte Gerald Widhalm/APA in London)