„Der Parasit“ am Vorarlberger Landestheater: komisch aber zu lange

Bregenz (APA) - Das Vorarlberger Landestheater hat am Samstag die Premiere von „Der Parasit oder die Kunst, sein Glück zu machen“ von Friedr...

Bregenz (APA) - Das Vorarlberger Landestheater hat am Samstag die Premiere von „Der Parasit oder die Kunst, sein Glück zu machen“ von Friedrich Schiller gezeigt. Das von Tobias Materna inszenierte Lustspiel hat eine Vielzahl von komischen Elementen zu bieten, hätte aber durchaus eine paar Kürzungen vertragen. Das Publikum honorierte vor allem die Leistung der Darsteller mit viel Applaus.

Rasante Verfolgungsjagden unterlegt mit Stummfilmmusik, Kostüme und Ausstattung in schwarz-weiß und unter anderem ein Mann als Frau verkleidet - die aktuelle Produktion protzt mit komischen Elementen, vor allem im ersten Akt war es aber schon etwas zu viel. Die Geschichte ist dünn und könnte eigentlich recht schnell erzählt sein. Ein Staatsdiener, der versucht durch Schmeicheleien und Lügen Erfolg zu haben und am Ende doch gegen seine gutmütigen Kollegen verliert. Von der Dramaturgin Britta Kampert, die aktuell auch Intendantin des Hauses ist, und Regisseur Materna hätte man sich hier mehr Mut zur Kürze gewünscht.

Lobenswert hingegen das Bühnenbild und die Leistung der Schauspieler. Eine würfelförmige Bühne mit leuchtenden Wandelementen und unzähligen Türen auf unterschiedlicher Höhe in den Wänden, im Boden und in der Decke. Diese Spielfläche bot den Schauspielern unzählige Auf- und Abtrittsmöglichkeiten - gehend, rennend, hängend oder fallend. Das Ensemble meisterte seine Aufgaben in diesem auch körperlich herausfordernden Arbeitsumfeld hervorragend und spielfreudig. Martin Brachvogel als Madame Belmont präsentiert sich als körperlich bestens ausgestattete dominante und frivole Oma. Daniel F. Kamen gab den herrlich tollpatschigen, hektischen, nervösen Beamten La Roche. Und last but noch least Sven Walser als den schleimigen, hinterhältigen Mitarbeiter der Behörde namens Selicour.

Im zweiten Akt wurde die ganze Inszenierung etwas konzentrierter und gewann bis zum Finale etwas an Fahrt. Das Publikum war sich grundsätzlich einig, dass Bühnenbild und Darstellung zu unterhalten wussten und spendete einen langen Schlussapplaus. Die anschließende Premieren-Feier trug bereits die Handschrift der aktuellen Intendantin - kurze Begrüßung und keine lange Vorstellungen des Produktionsteams mehr.

Mit Kampert steht das Vorarlberger Landestheater seit 1. November bis zum Ende der Spielzeit 2017/18 erstmals in seiner Geschichte unter der Leitung einer Frau. Sie ist seit Mai 2016 als Leitende Dramaturgin im Haus tätig, diese Funktion wird sie auch in Zukunft ausüben. Der vorherige Intendant Alexander Kubelka hatte im Oktober überraschend seinen Abschied erklärt.

(S E R V I C E: „Der Parasit oder die Kunst, sein Glück zu machen“ von Friedrich Schiller. Lustspiel nach Louis-Benoit Picard. Regie: Tobias Materna. Ausstattung: Lorena Diaz Stephens und Jan Hendrik Neidert. Mit Bernhard Leute, Martin Brachvogel, Bo Phyllis Strube, Sven Walser, Daniel F. Kamen, Fritz Egger, Luzian Hirzel, David Kopp, Alexandra Maria Nutz. Weitere Aufführungen: 14. November sowie 2., 9., 12., 15., 27. und 31. Dezember, sowie 18. Jänner 2018 jeweils 19.30 Uhr, Großes Haus, Karten unter 05574/42 870-600, www.landestheater.org)