Durchgriffsrecht für die Stadt Lienz
Die neue Periode bringt in Lienz auch die so genannte „Vertragsraumordnung“. Die Stadt kann vorgeben, bis wann und wie dicht bebaut wird. Auch beim Preis hat sie Einfluss.
Von Catharina Oblasser
Lienz –Alle zehn Jahre müssen die Tiroler Gemeinden ihre Raumordnungskonzepte überprüfen und, falls nötig, an neue Bedingungen anpassen. So soll sichergestellt werden, dass die Einteilung in Bauland bzw. Freihalteflächen noch zeitgemäß ist.
Die Stadt Lienz präsentierte den Entwurf für das neue Raumordnungskonzept kürzlich in einer Bürgerversammlung. Zahlreiche, meist kleine Flächen dürfen in Zukunft bebaut werden. Veränderungen gibt es künftig etwa beim Parkplatz gegenüber dem Hochsteinlift, einem weiteren Teil des Tischlerfeldes im Norden von Lienz, dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Mair in der Mienekugel, einer Fläche gegenüber der Brauerei an der Grenze zu Leisach oder im Bereich des Fernheizwerkes. Teils werden die Flächen für Wohnbebauung, teils für gewerbliche Nutzung freigegeben, erklärt der zuständige Raumplaner Thomas Kranebitter in der Gemeindeversammlung.
Besitzer dieser Flächen werden mit Einschränkungen leben müssen. Die so genannte „Vertragsraumordnung“ sieht nämlich vor, dass die Gemeinde bei einer Bebauung mittels eines Vertrages bestimmte Bedingungen festlegen kann. „Dazu gehört, bis zu welchem Zeitraum die Fläche bebaut werden muss“, schildert Kranebitter. Auch die Dichte – etwa, ob Einfamilienhäuser, Reihenhäuser oder Wohnblöcke – könne vorgeschrieben werden. Bei einem Grundverkauf hat die Gemeinde sogar Einfluss auf den Preis: zum Beispiel dann, wenn an dieser Stelle sozialer Wohnbau gewünscht wird. Werden die vertraglichen Vorgaben der Stadt nicht erfüllt, gibt es auch keine Widmung.
Diese Maßnahme kommt nicht von ungefähr: In Lienz sind über zehn Prozent des Wohngebiets zwar gewidmet, aber nicht bebaut, sagt Raumplaner Kranebitter. Bei Gewerbeflächen sind es rund 14 Prozent. In Zukunft ist ein allfälliges unbegrenztes Horten von Bauland also nicht mehr möglich. „Wir widmen nur für den Zweck, dass die gewidmeten Flächen dann auch auf den Markt kommen“, erklärt Bürgermeisterin Elisabeth Blanik. „Die Raumordnung legt den Grundstein dafür.“ Übrigens: Nur ein kleiner Teil dieser Grundstücke befindet sich im Besitz der Stadt. Der große Rest ist in privater Hand bzw. in der Hand von Unternehmen.
Alle Details zum neuen Raumordnungskonzept liegen in der Liebburg bis 14. Dezember zur Einsichtnahme auf. Auch im Internet unter www.lienz.gv.at/stadtverwaltung/news sind viele Informationen und Plandarstellungen abrufbar. Jeder hat die Möglichkeit, bis spätestens 21. Dezember 2017 eine Stellungnahme dazu an die Stadtgemeinde zu richten.
Konzept sieht keinen Platz für Umfahrung vor
m überarbeiteten Raumordnungskonzept für Lienz, das die nächsten zehn Jahre Gültigkeit hat, findet sich eines nicht: Flächen für eine Umfahrung der Stadt. Auch eine Unterflurtrasse ist nicht geplant. „Ich sehe für beides keine Möglichkeit", sagt die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik in der Gemeindeversammlung. Die Flächen seien zu dicht bebaut. „Die Wohnungsbesitzer im Süden haben sicher keine Freude, wenn man ihnen eine Durchzugsstraße vor die Nase setzt", sagt Blanik. Was es aber schon geben soll: Ausweichrouten parallel zur B100, zum Beispiel durch die Peggetz. Und an mehr Öffi-Nutzung werde kein Weg vorbeiführen.
Weltcup ist keine „g'mahte Wiesn"
Bei der Lienzer Gemeindeversammlung fand Bürgermeisterin Elisabeth Blanik klare Worte zum Thema Hochstein und zum dort stattfindenden Weltcup. Erst kürzlich hatte das Organisationskomitee mit dem Schiclub Lienz angekündigt, der Weltcup solle auch in weiterer Zukunft in Lienz stattfinden. Blanik dazu: „Ich mache mir große Sorgen um die Lienzer Bergbahnen. Die Beschneiung für den Hochstein ist unglaublich teuer. Es geht nicht so weiter wie bisher." In der Versammlung der Lienzer Bergbahnen habe es ganz klar geheißen: Wenn sich nichts ändere, dann bleibe der Hochstein nächsten Winter zu. „Außer natürlich es schneit ausreichend", so Blanik.