Springen: Kraft voll Selbstvertrauen: „Weiß, dass ich gut drauf bin“
Wien (APA) - Stefan Kraft nimmt die am Freitag in Wisla mit der Qualifikation beginnende Skisprung-Weltcup-Saison als Pokalverteidiger und D...
Wien (APA) - Stefan Kraft nimmt die am Freitag in Wisla mit der Qualifikation beginnende Skisprung-Weltcup-Saison als Pokalverteidiger und Doppel-Weltmeister in Angriff. Im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur zeigte sich der 24-jährige Salzburger zuversichtlich, dass er nach seiner Erfolgssaison neuerlich ganz vorne mitspringen werde. „Ich weiß, dass ich gut drauf bin.“
Olympia ist für ihn der Saison-Höhepunkt, aber in den Gedanken jetzt noch nicht im Vordergrund. Die Vierschanzen-Tournee und die Skiflug-WM im Jänner in Oberstdorf besitzen für den Skiflug-Weltrekordler einen sehr hohen Stellenwert. Trotz zahlreicher Angebote hat Kraft alles dem Training untergeordnet, teils neue Akzente gesetzt und beim Krafttraining auf Bewährtes gesetzt. Nach 2019 kann er sich parallel zur Sportkarriere ein Studium vorstellen, Ernährung interessiert den Pongauer sehr.
APA: Wie fühlt sich der Pokalverteidiger und Doppel-Weltmeister vor dem Auftakt der Olympia-Saison?
Stefan Kraft: „Es passt alles, bei mir und mit meinem Umfeld. Ich bin wunschlos glücklich. Die Vorbereitung war optimal, die Sprünge sind zuletzt sehr stabil gewesen. Ich weiß, dass ich gut drauf bin.“
APA: Seit Gregor Schlierenzauer 2010 ist es keinem Springer mehr gelungen, dem Weltcup-Gesamtsieg erneut eine Saison mit zahlreichen ersten Plätzen folgen zu lassen. Was lässt Sie hoffen, dass Ihnen das gelingt?
Kraft: „Es ist jetzt Erfahrung und Ruhe drinnen und ich bin weiterhin voller Spaß dabei. Ich möchte wieder ganz vorne mitspringen und das wiederholen, dass das wieder einmal einer schafft. Darum haben wir alles dem Sport untergeordnet. Ich habe kein Training ausgelassen und Termine abgesagt, wo man Geld verdienen konnte. Ich hoffe, dass sich das auszahlt.“
APA: Helfen Ihnen dabei die Erfahrungen der vergangenen Saison?
Kraft: „Es ist gut, wenn man weiß, wie es ist in dieser Situation. Es ist immer eine knappe Geschichte. Ich habe sicher gute Chancen, dass ich wieder ganz vorne mitmischen kann.“
APA: Weiterentwicklung ist wichtig, wo haben Sie im Training neue Akzente gesetzt?
Kraft: „Alex Diess (ÖSV-Co-Trainer und Coach im Stützpunkt Rif, Anm.) lässt sich immer viel einfallen. Wir haben mit einer Fitnesstrainerin Krafttraining ohne Hanteln und allgemeines Fitnesstraining gemacht, das ist sehr wichtig. Dazu Yoga zur Kräftigung und Dehnung und es gab auch Beach-Volleyball und Tennis. Im Frühjahr ab April gibt‘s in Rif einmal pro Woche Turnen am Boden, Reck und Trampolin. Das habe ich schon in der Sporthauptschule in Bischofshofen gerne gemacht.“
APA: Und das Krafttraining?
Kraft: „Das mache ich dreimal pro Woche und bin bei den bewährten Sachen geblieben. Es ist seit drei bis vier Jahren bis auf kleine Veränderungen ähnlich. Erfahrung ist wichtig, man kennt seinen Körper immer besser. Ich weiß jetzt, diese Übung bringt mir in dieser Phase mehr, diese weniger. Wenn ich am Wochenende frei habe, dann mache ich Übungen, bei denen ich Muskelkater bekomme, am Freitag und nicht am Montag.“
APA: Es kommt eine Saison mit zahlreichen Höhepunkten. Setzen Sie Prioritäten?
Kraft: „Olympia ist das ganz große Ziel, das steht ganz oben. Aber das ist noch weiter weg. Vorher kommt die Tournee, da starte ich immer gut rein. Mit Innsbruck und Bischofshofen habe ich (nach der Erkrankung im Vorjahr, Anm.) noch eine Rechnung offen. Dort oder danach am Kulm zum ersten Mal in Österreich zu gewinnen, das wäre ein Traum. Und die Skiflug-WM ist auch ein großes Ziel. Skifliegen ist das, was ich am liebsten mache. Die Olympia-Schanzen in Südkorea taugen mir auch.“
APA: Bleibt eigentlich Zeit, sich neben dem Skispringen auf andere Interessen zu fokussieren?
Kraft: „Ich habe schon geschaut, ob ich ein Studium beginne. Aber bis 2019 werde ich das nicht machen, da konzentriere ich mich voll auf Olympia und die Heim-WM. Danach werde ich mir in dieser Richtung Gedanken machen. Etwas mit Ernährung würde mich interessieren, damit beschäftige ich mich schon jetzt sehr.“
APA: Sie haben selbst keine Gewichtsprobleme. Gibt es aber Bedenken, dass die Skispringer generell wieder leichter werden?
Kraft: „Ich muss mich beim Essen nicht beschränken, ich esse genauso Pizza oder einmal eine gute Speckjause. Ich weiß, wenn ich weniger Kilo hätte, wäre ich im Dezember krank oder würde nicht bis März durchhalten. Aber vielleicht sollte man doch bei den Regeln etwas ändern, damit es nicht in die Richtung geht, dass jeder leichter und leichter wird.“
APA: Was schätzen sie abseits von Training und Regeneration?
Kraft: „Ich habe mit meiner Freundin Marisa die neue Wohnung in Oberalm bezogen, das ist sehr angenehm. Ich verbringe gerne Zeit mit Freunden, schaue beim Fußball zu oder spiele Bowling. Ein Couch-Tag daheim ist auch einmal fein. Aber die Tage, an denen man den ganzen Tag für sich hat, werden immer weniger.“
APA: Eine Regeländerung im Sommer betraf die verpflichtende Qualifikation auch für die Top Ten des Weltcups, die bisher Fixplätze hatten. Was sagen Sie dazu?
Kraft: „Das taugt mir nicht. Ich habe mir ab und zu die Freiheit genommen, sie auszulassen, um mich auszurasten. Denn die Topspringer haben oft zusätzliche Verpflichtungen und kommen ein bis zwei Stunden später ins Hotel. Aber ich verstehe, dass die Zuschauer auch in der Quali alle sehen wollen. So muss ich halt einmal einen Trainingssprung auslassen.“
(Das Gespräch führte Franz Egger/APA)