Nestroy-Preise 2 - Meyerhoff und Jonasson beste Schauspieler

Wien (APA) - Als beste Off-Produktion wurde „HOLODRIO. Lass mich Dein Drecksstück sein!“ nach André Heller in einer Inszenierung von Theater...

Wien (APA) - Als beste Off-Produktion wurde „HOLODRIO. Lass mich Dein Drecksstück sein!“ nach André Heller in einer Inszenierung von Theater Rabenhof-Chef Thomas Gratzer ausgezeichnet. Überreicht wurde der Preis von dem aus den USA angereisten Autorenpreisträger Ayad Akhtar, der sichtlich Freude wie Mühe mit der Aussprache des Titels hatte.

In der Folge übernahm die Krisen-geeichte Karin Bergmann die Moderation. Die „Beste Bundesländer-Aufführung“ lieferte nach Ansicht der Jury das Schauspielhaus Graz: Für „Der Auftrag: Dantons Tod“ verwendete Regisseur Jan-Christoph Gockel Texte von Heiner Müller und Georg Büchner. Ihm sei es „bravourös gelungen, zwei politische Dramen in sinnliche Unterhaltung zu verpacken“, hieß es. Den Preis überreichten Marie Rötzer, Intendantin des Landestheaters Niederösterreich, die an den Regisseur Arpad Schilling erinnerte, der in seiner Heimat Ungarn als „Staatsfeind“ gelte und derzeit in St. Pölten inszeniere, und der scheidende Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ), der ankündigte, sich als „eine meiner vielleicht letzten Amtshandlungen“ den von Birgit Stöger angesprochenen negativen Asylbescheid noch einmal genau ansehen zu wollen.

Die Preisträgerin in der Kategorie „Beste Ausstattung“ war mit Katrin Brack bereits festgestanden. Schon 2007 hatte sie einen Nestroy-Preis erhalten, heuer wurde sie zudem auf der Theater-Biennale Venedig mit dem Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk gewürdigt. Ausgezeichnet wurde sie nun für ihre Ausstattungen zu René Polleschs „Carol Reed“ und „der herzerlfresser“ von Ferdinand Schmalz im Akademietheater.

Vor dem Regiepreis hielt der Autor David Schalko eine viel beklatschte Rede über die Gefährlichkeit der österreichischen Künstler und ihre Sehnsucht nach einem Kulturministerium, von dem man sich seine Gefährlichkeit bewilligen lassen könne. „Keine Spezies ist gefährlicher als der Österreicher, dem man die Kunst wegnimmt“, warnte er ironisch. Den Regie-Nestroy erhielt der deutsche Regisseur Elmar Goerden für „Die Verdammten“ nach dem Film von Luchino Visconti, ein großes Ensemblestück im Theater in der Josefstadt.

Iris Lauffenberg und Florian Scholz, die Intendanten aus Graz und Klagenfurt, assistierten Bergmann („Ich habe den Eindruck, wir sind zwar lang heute, aber auch dicht.“) bei der Überreichung der Darstellerpreise. Bester Schauspieler wurde wenig überraschend Joachim Meyerhoff für sein beeindruckende Darstellung einer bipolaren Störung in „Die Welt im Rücken“ nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Melle im Akademietheater, für das er bereits in der Kritikerumfrage von „Theater heute“ zum Schauspieler des Jahres gekürt worden war. „Dass es so ein überraschend schöner Abend wird, hätte ich nicht gedacht, und ich war ja schon öfter hier“, sagte Meyerhoff, und zeigte sich froh, „dass die Puppen doch nicht hier sind, denn mit denen hab‘ ich es nicht so“.

Beste Schauspielerin wurde Andrea Jonasson für ihre Rolle als Freifrau Sophie von Essenbeck in der Josefstadt-Produktion „Die Verdammten“. „Mama mia, ich habe alles erwartet, nur das nicht“, sagte sie und freute sich besonders für Elmar Goerden, der den Regiepreis erhalten hatte. Wenn sie sich was wünschen dürfte, wäre das, einmal ein Stück zu spielen, in dem sie alle ihre Wut rauslassen könne, „nicht immer die Dame“!

Nach einer hinreißenden Doppelconference von Niavarani und Maria Happel über E- und U-Theater wurden Schillers „Die Räuber“ in der Regie von Ulrich Rasche am Residenztheater München zur besten deutschsprachigen Aufführung gekürt. „Eine wunderbare Auszeichnung“, fand Rasche, „eine Anerkennung für mein politisches Engagement“.

Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) bedankte sich bei Bergmann, „für eine der spontansten, lustigsten, politischsten und empathischsten Nestroy-Verleihungen, die ich erlebt habe“. Er habe bereits hinter der Bühne zu ihr gemeint: „So machen wir das jetzt immer!“ Er erzählte von einem FPÖ-Antrag auf Subventionsentzug des Theaters in der Josefstadt, dessen satirische Werbesujets (in denen u.a. eine einjährige Bildungskarenz von H.C. Strache vermeldet wurde) die Rathaus-Freiheitlichen aufgebracht hatten.

Zum Abschluss des Abends nahm die 74-jährige Burgschauspielerin Kirsten Dene, seit einem Festwochen-Gastspiel von Kleists „Hermannsschlacht“ vom Wiener Publikum heiß geliebt und bereits 2010 mit einem Nestroy-Preis als beste Schauspielerin ausgezeichnet, den Lebenswerk-Preis entgegen.

(S E R V I C E - www.nestroypreis.at)