Schwaz will mit Touristen Skigebiet absichern
Mit einer Hotel- und Chalet-Anlage will Schwaz Touristen ins Skigebiet locken. Geplante Freizeitwohnsitze lehnen die Grünen entschieden ab.
Von Eva-Maria Fankhauser
Schwaz, Pillberg — In der letzten Wintersaison ist das passiert, woran viele Schwazer schon nicht mehr geglaubt haben: Am Kellerjoch entstand eine Kinderwelt. Zudem wurden eine Trainingsabfahrt Richtung Grafenast und Beschneiungsanlagen im unteren Bereich des Kellerjoch-Skigebietes errichtet. Das reicht dem Schwazer Gemeinderat aber noch nicht. Es soll ein weiterer Besuchermagnet am Kellerjoch entstehen.
Am Dienstagabend stand die Änderung des Örtlichen Raumordnungskonzeptes für eine Hotel- und Chalet-Anlage sowie Freizeitwohnsitze auf der Tagesordnung. Geplant sind die Bauten im Bereich Grafenast oberhalb des Parkplatzes des Skigebietes auf einem etwa 4,5 ha großen Grundstück der Gemeinde Schwaz und der Bundesforste. „Derzeit gibt es vier Interessenten, die das Projekt dort umsetzen wollen. Der Hauptinteressent entscheidet bis Monatsende", sagte BM Hans Lintner (VP). StR Edi Rieger (FP) war über den Tagesordnungspunkt überrascht, zeigte sich aber positiv. Nicht ganz so glücklich über die Entwicklung am Kellerjoch ist StR Viktoria Gruber (Grüne): „Das Hotel und Chaletdorf zur Absicherung des Skigebiets sehe ich positiv. Aber die Freizeitwohnsitze sind nicht der beste Weg." Es gebe zwar nur wenige Freizeitwohnsitze in Schwaz, aber man müsse die Luft nach oben nicht ausreizen. „Die bekommen dann nicht die Schwazer, sondern die reichen Innsbrucker und Münchner", beschwerte sie sich. Gruber forderte eine getrennte Abstimmung, um gegen die Freizeitwohnsitze, aber für die Hotel- und Chalet-Anlage zu stimmen.
Rieger zeigte Verständnis für Grubers Bedenken. Aber der Prozentsatz sei gering und die FPÖ wolle daher zustimmen.
„Im Vergleich zu Pill mit etwa 20 % Freizeitwohnsitzen haben wir in Schwaz nur 0,43 %", sagte Lintner. Laut ihm gibt es in Schwaz schon Interessenten für die Freizeitwohnsitze am Kellerjoch. „Dass die Schwazer vorrangig zum Zug kommen, ist eine Voraussetzung. Da wollen wir die Hand drauf haben", sagte der Stadtchef. Vor allem wolle man keine Anleger-Interessen bedienen. „Wenn es uns gelingt, dort eine größere Zahl an Gastro- oder Hotelbetrieben anzusiedeln, dann machen wir das auch", stellte Lintner klar.
Laut GR Hermann Weratschnig gibt es in Schwaz 35 offizielle Freizeitwohnsitze. In Pill seien es 137. „Schon das Chaletdorf bietet viele Möglichkeiten. Da kommt es in einigen Gemeinden auch zu illegalen Freizeitwohnsitzen. Das ist eine große Gefahr", meinte Weratschnig. Er sei zwar für die Hotel- und Chalet-Anlage, aber „es braucht klare Spielregeln dafür". Zudem sei es wichtig, für eine gute City- und Regiobusverbindung in diesem Bereich zu sorgen. „Es wird dort dann mehr Kapazität brauchen als jetzt. Wir wollen aber auch keine zusätzliche Belastung für die Pillberger schaffen", sagte Weratschnig. Freizeitwohnsitze seien für ihn inakzeptabel. Daher plädierte auch er für eine getrennte Abstimmung.
Das war aber laut Stadtamtsleiter Christoph Holzer nicht möglich. So mussten die drei Grünen-Mandatare gegen die Änderung der Raumordnung stimmen, um die Freizeitwohnsitze zu verhindern. Auch GR Victoria Weber (SP) sieht die Freizeitwohnsitze kritisch. Sie wollte im Nachsatz fürs Protokoll Folgendes aufnehmen: „Die lokale Bevölkerung soll den Vorzug haben und die Vergabe der Freizeitwohnsitze soll durch die Gemeinde erfolgen."
Die Mehrheit des Gemeinderats stimmte dafür und ebnete den Weg für das Projekt.