Gesundheit

Zahnärzte streiten um Lachgas

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Innsbruck – 60 Prozent der Österreicher haben Angst vorm Zahnarzt. „Was meist auf einem Kindheitstrauma beruht“, sagt Nicola Meißner vom Vor...

Innsbruck –60 Prozent der Österreicher haben Angst vorm Zahnarzt.„Was meist auf einem Kindheitstrauma beruht“, sagt Nicola Meißner vom Vorstand der Österreichischen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde. Lachgas könne Abhilfe schaffen. Umso unverständlicher ist für die Kinderzahnärztin, dass der Oberste Sanitätsrat (OSR) vorschlägt, Lachgas zu verbieten.

„Auf unsere Nachfrage argumentierte der OSR, dass der Einsatz von Lachgas die Gefahr einer Diffusionshypoxämie berge. Darunter versteht man die Abnahme der Sauerstoff- und die Zunahme der Lachgaskonzentration in den Lungenbläschen, was im Extremfall zum Ersticken führen kann“, sagt Meißner.

Für die Zahnärztin, in deren Salzburger Praxis Lachgas rund 20-mal täglich benutzt wird, ist die Sorge ungerechtfertigt: „Lachgas wird seit 150 Jahren eingesetzt. Damals hat man Leute mit einer hohen Konzentration in eine Ohnmacht sediert. Das war durchaus riskant. Heute ist das Vorgehen ein völlig anderes.“ Lachgas gelte international als sicherstes Medikament zur leichten Sedierung, sei nahezu komplikationsfrei: „Und weltweit wurde kein Todesfall bei der dentalen Sedierung dokumentiert.“

Wegen Argumenten wie diesen engagiert sich auch Kieferchirurg Gerald Jahl gegen ein Verbot: „Ohne Lachgas könnten ängstliche Kinder nur unter Vollnarkose behandelt werden.“ Die sei gefährlicher, müsste als Privatleistung bezahlt werden und die Wartezeit auf so eine Narkose liege bei mehreren Monaten. „Man könnte meinen, ein Lachgasverbot wird angedacht, damit Anästhesisten profitieren. Die bekämen so unzählige teurere Aufträge“, mutmaßt der Niederösterreicher.

Die Landeszahnärztekammer Tirol antwortete auf eine Anfrage der TT: Aus Gründen der Vorsicht müssen wir Zahnärzten raten, der Empfehlung des OSR zu folgen und auf die Anwendung von Lachgas derzeit zu verzichten. (sam)